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Kunstblut (German Edition)

Kunstblut (German Edition)

Titel: Kunstblut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Schüller
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Schlüsselschalter einer Alarmanlage. Eine gelbe und eine rote Diode leuchteten: eine Störungsmeldung. Als ich näher an die Tür herantrat, entdeckte ich, dass sie nur angelehnt war. Ich zog meine Pistole. Das Haus schien still, doch dann drang ein leises, rhythmisches Quietschen aus dem Türspalt, es schien von weit her zu kommen.
    Gebückt pirschte ich unter den Fenstern her zur Rückseite des Hauses. Verandatür und Fenster waren verschlossen, bis auf ein schmales im ersten Stock. Ich spähte durch das darunter liegende Fenster, im Raum dahinter war niemand zu sehen. An dem Fenstergitter kletterte ich so leise wie möglich nach oben, bis ich die Bank des schmalen Fensters erreichen und mich hineinziehen konnte. Ich gelangte in ein kleines WC . Vorsichtig öffnete ich die Tür einen Spalt weit und lauschte. Das Quietschen war hier nur sehr leise vernehmbar, es musste aus dem Erdgeschoss kommen. Ich griff nach der Klobürste, legte ein Gästehandtuch darüber und hielt das Ganze in Kopfhöhe aus der Tür. Nichts passierte. Ich entsicherte die Kimber und lugte in den Flur, der vor der Tür lag. Gedämpftes Tageslicht fiel durch zwei Buntglasfenster an seinen Enden. Kein Mensch war zu sehen, doch offensichtlich war jemand hier gewesen, der nicht hierher gehörte. Möbel waren umgeworfen oder verrückt; große Ölbilder lehnten unter ihren Haken an den Wänden. Ich trat in den Flur. Die Tür des nächsten Zimmers stand offen, auch hier waren die Möbel verschoben, ein Regal umgestürzt, der Inhalt auf dem Boden verstreut. Ich schlich weiter den Gang entlang. Rechter Hand führte eine Treppe in die Halle hinunter. Das Quietschen kam von dort. Unten war niemand zu sehen, doch am Treppenabsatz lag ein umgestürztes Sofa.
    Mein Gefühl sagte mir, dass das Haus leer war, aber ich hielt die Pistole oben, als ich die Treppe hinunterging und die Halle durchquerte. Sie war im selben Zustand wie die Zimmer oben. Das Quietschen kam aus der nächsten Tür, sie war angelehnt. Die Waffe in der Rechten drückte ich die Tür etwas auf. Nichts geschah, ich betrat den Raum. Helles Licht fiel durch die Fenster gegenüber. Der Raum war groß und durchwühlt wie die anderen. Auf dem Parkettboden, vor einem riesenhaft wirkenden Kirschholz-Schreibtisch, lag ein großer dunkler Perserteppich und in dessen Mitte ein Dobermann. Er hatte einen Einschuss im Brustkorb, und aus seinem Maul drang bei jedem Zug das Quietschen seines Atems.
    Der Hund war bewusstlos, zumindest nahm er mich nicht wahr, obwohl seine Augen offen standen. Meine Aversion gegen Hunde ging nicht so weit, dass mich der Anblick kalt ließ, aber es gab im Moment keine Möglichkeit, dem Tier zu helfen. Das Quietschen wurde immer schwächer.
    Plötzlich knirschten draußen Reifen über den Kies der Einfahrt. Vom Fenster aus war die Einfahrt nicht einzusehen. Eine Autotür klappte, und schnelle Schritten klackten auf den Fliesen vor der Haustür. Durch die halb geöffnete Zimmertür beobachtete ich den Eingang. Die Schritte stoppten, als sie die angelehnte Haustür erreicht hatten. Nach einer Weile wurde sie langsam aufgedrückt.
    Isabelle Schwarzenberger betrat den Wohnraum, eine große Aigner-Softbag hing über ihrer Schulter, in der Hand hielt sie einen kleinen, silbern schimmernden Revolver. Sie besah das herrschende Chaos, aber ihre Reaktion beschränkte sich auf ein leichtes Kopfschütteln.
    »Tarko!«, rief sie plötzlich. »Tarko, wo steckst du?«
    »Der Hund ist hier«, sagte ich, ohne die Tür weiter zu öffnen. Der Revolver fuhr herum und zielte in meine Richtung. »Ich bin’s, Isabelle, Jo Kant. Nimm die Waffe weg.«
    Ruhig kam sie auf mich zu, der Lauf des Revolvers sank um keinen Zentimeter. Vor der Tür blieb sie stehen und fixierte mich.
    »Was machst du hier?«, fragte sie.
    »Sei so lieb und ziele woanders hin, bitte«, antwortete ich, doch der Lauf blieb auf mich gerichtet.
    »Was ist mit Tarko?«, fragte sie.
    »Er ist verwundet. Jemand hat auf ihn geschossen.«
    »Jemand? Wer?«
    »Ich weiß es nicht. Ich war’s nicht.«
    »Was machst du hier?«, wiederholte sie.
    »Ich wollte dich besuchen, aber jemand ist mir zuvorgekommen.«
    »Gib mir deine Waffe.«
    Ich sicherte die Kimber, dann öffnete ich die Tür ganz und hielt ihr die Pistole am Lauf hin. Sie nahm sie mit der Linken, ohne dass ihr Revolver sein Ziel gewechselt hätte.
    »Geh von der Tür weg.«
    Ich ging rückwärts in das Zimmer hinein.
    »Zum Fenster«, kommandierte sie.
    Ich folgte

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