Kunstblut (German Edition)
Zeit, um abzuwägen.«
»Wer ist der Mann?«
»Er heißt Arnold Koppmann. Ich denke, Sie kennen ihn.«
Ich senkte den Kopf. Arnie, tot in einem Kofferraum, war ein Bild, das sich meiner Vorstellung nicht recht erschließen wollte. »Haben Sie was zu trinken?«, fragte ich.
Tokohiro griff in seine Innentasche und reichte mir einen verchromten Flachmann.
»Oder wollen Sie Wasser?«, fragte er.
Ich drehte wortlos den Verschluss auf und trank. Es war irgendein Malt, aber er kam mir vor wie himmlischer Nektar.
»Koppmann ist tot, und ich bin dafür verantwortlich. Ich würde das gern gegen Ihre Beule tauschen, wenn das ginge. Zu allem Unglück mussten wir auch noch Ihren Taxifahrer davon abhalten, die Polizei zu rufen, was nur möglich war, indem wir ihn aus dem Verkehr zogen. Er sitzt nebenan. Keine Sorge, er ist unversehrt. Alles in allem haben Sie uns sehr viele Probleme bereitet, Kant San. Aber das soll kein Vorwurf sein.«
»Danke.« Ich nahm noch einen Schluck und schraubte den Flachmann zu. »Was wollten Sie von Koppmann?«, fragte ich. »Warum haben Sie ihn überwacht?«
Er stand vor mir und sah auf mich herab. »Zunächst wüsste ich gern von Ihnen , was Sie dort gesucht haben.«
Sein Ausdruck blieb freundlich, ließ aber wenig Zweifel an der Rollenverteilung zu: Auch wenn meine Fesseln gelöst waren – die Fragen stellte er.
»Der Besitzer der Wohnung ist ein Freund von mir«, sagte ich.
»Ein sehr unordentlicher Mensch, dieser Herr Hausmann«, sagte Tokohiro. Er nahm eine Aktenmappe vom Tisch und schlug sie auf. »Aber ein guter Rechercheur. Die Verbindung zwischen Yves Schwarzenberger und der Okinumi Inc. ist in Deutschland weitgehend unbeachtet geblieben, obwohl wir die zuständigen Behörden informiert haben. Wussten Sie davon?«
Ich erinnerte mich, dass Friedel von drei verschwundenen Klimts gesprochen hatte. »Nur oberflächlich, keine Details«, sagte ich.
»Meine Mitarbeiter sind immer noch damit beschäftigt, die Akten zu sichten, die wir in der Wohnung vorgefunden haben. Leider konnten wir noch kein System erkennen. Deshalb ist es mir bisher unmöglich, das Ergebnis unserer Arbeit vorauszusagen. Können Sie uns dabei weiterhelfen?«
»Nein. Das kann nur der Besitzer.«
»Und wo finden wir den?«
Ich lächelte.
Er lächelte.
»War nur eine Frage«, sagte er.
Ich reckte mich und streckte die Arme, aber meine Form war noch nicht wieder die alte. Ich beschloss, auf der Liege sitzen zu bleiben. »Wie lange gedenken Sie mich hier festzuhalten?«
»Zunächst müssen wir unsere professionellen Probleme ausräumen, über die wir ja bereits gesprochen haben. Lassen Sie mich so offen reden, wie es mir möglich ist: Wir verdächtigen Isabelle Schwarzenberger, an der Unterschlagung der Kunstwerke der Okinumi Inc. beteiligt gewesen zu sein. Sie arbeiten für Frau Schwarzenberger. Deswegen kann ich Ihnen nicht trauen. Und solange ich Ihnen nicht traue, kann ich Sie nicht freilassen.«
»An der Okinumi-Geschichte bin ich nur interessiert, falls sie den Mord an Schwarzenberger und Wolter berührt. Ansonsten können Sie Ihr Rad drehen, wie Sie wollen.«
»Und da haben wir unser nächstes Problem. Wir können diese Frage zurzeit genauso wenig beantworten wie Sie, Kant San.«
»Wer ist ›wir‹ in diesem Fall?«
»Meine Auftraggeber, meine Mitarbeiter und meine Wenigkeit.«
»Wobei Ihre Meinung dabei die ausschlaggebende ist, nehme ich an.«
»Das ist, in aller Bescheidenheit, richtig.«
»Und was Sie zu Ihrem Verdacht gegen Isabelle Schwarzenberger bringt, werden Sie mir natürlich nicht mitteilen.«
»Natürlich nicht, Kant San. Ich kann Ihnen doch nicht selbst die Möglichkeit geben, Spuren zu verwischen.«
»Unter diesen Umständen könnte es relativ lange dauern, unsere Probleme auszuräumen. Es läge mir aber daran, Ihre Gastfreundschaft nicht über Gebühr in Anspruch zu nehmen.«
»Glauben Sie mir bitte, wir halten Sie nur sehr ungern hier fest. Uns ist die Illegalität unseres Vorgehens natürlich bewusst, und wir bedauern zutiefst. Aber unsere Ermittlungen sind an einem Punkt angekommen, wo wir Störungen von außen nicht zulassen können.«
»Ist Frau Wolter mittlerweile wieder aufgetaucht?«
»Nein.« Seine Miene wurde ernst. »Wir sind sehr besorgt.«
»In Schwarzenbergers Haus haben Sie sie also nicht gefunden?«
Sein Blick zuckte hoch, für Sekundenbruchteile nur. »Wir bedauern den Tod des Hundes, aber meine Mitarbeiter sahen keine Möglichkeit, seiner Herr zu
Weitere Kostenlose Bücher