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Kunstgriff

Kunstgriff

Titel: Kunstgriff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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aufschlug: »Ich denke, es ist das Beste, wenn du Nina und diesem nichtsnutzigen Rico so richtig Dampf machst!«
    Aus der Sicht ihrer Auftraggeberin konnte Norma den Wunsch nachvollziehen. Bislang hatte sie im Verborgenen agiert und viele Stunden als heimliche Beobachterin verbracht. Herausgekommen war nicht mehr als die Erkenntnis, dass Nina tagsüber mit störrischer Miene den Dienst in der Boutique verrichtete und in der Freizeit durch die Modehäuser streifte. In ihrem Kopf schien es wenig Raum für andere Themen zu geben als Klamotten und Rico, der wiederum sein Leben dem Sport gewidmet hatte. Norma ging seinen Wegen zwischen Wohnung, Kraftstudio und Schwimmhalle nach. Bei seinen Trainingsstrecken zu Fuß und auf dem Rad musste sie von vornherein passen. In der polizeilichen Datenbank gebe es über ihn keinen Eintrag, hatte Irene Maibaum überprüft, die liebste ehemalige Kollegin. In Normas Gegenwart gab Rico sich unbekümmert. Vielleicht fühlte er sich sicher und sah in der neuen Mitbewohnerin keine Gefahr? Sie spielte ihre Rolle gut und nahm den Job in der Galerie ernst. Dort ließ Nina sich hin und wieder blicken, um einen Fünfziger von der Mutter zu schnorren.
    Ergiebiger waren die Nachforschungen über Daniel, den wohltätigen Hausbesitzer. Erneut war Irene behilflich und übermittelte in einer Mittagspause flüsternd über das Handy, was die Einträge über den Sozialarbeiter verrieten. Vor Jahren hatte er eine Bewährungsstrafe wegen Körperverletzung erhalten. Steckten womöglich alle drei unter einer Decke? Oder alle vier, wenn sie Metten dazurechnete? Wo mochte das Gemälde geblieben sein, das Norma weder in der Wohnung noch im Keller hatte finden können, worüber sie sich nicht wunderte. Es gab sicherere Verstecke für Diebesgut als das eigene Zuhause.
    Sie warf einen Blick zum offenen Fenster hinüber, das das Krächzen der Krähen hereintrug, die sich auf den Dächern stritten. »Soll ich meine Tarnung als Mieke Lienhop hinwerfen? Ist das dein Wunsch?«
    »Natürlich nicht!« Undine schlug in einer Geste der Ratlosigkeit die Hände zusammen. »Und wenn ich mir Nina selbst vorknöpfe? Sie unverblümt mit meinem Verdacht konfrontiere?«
    »Wir haben darüber gesprochen, was passieren könnte, wenn Nina sich in die Enge gedrängt fühlt. Darf ich dich daran erinnern?«
    Ein zu großes Wagnis, räumte Undine ein, die unter der Befürchtung litt, das Bild könnte in einer muffigen Garage lagern oder der Sonne ausgesetzt sein. »Wie sieht es mit den Händlern aus? Tut sich wenigstens dort eine Spur auf?«
    Unter dem Pseudonym Nora Baum hatte Norma eine E-Mail-Adresse angelegt und Anfragen nach einem expressionistischen Werk im internationalen Kunstmarkt ausgestreut. Um keinen Verdacht zu wecken, nannte sie als ihre Favoriten neben Alexej von Jawlensky auch August Macke, Alfred Kubin und Robert Delaunay. Der Erfolg erschien ihr zweifelhaft. Das Risiko eines Hehlers, ein so bekanntes Bild wie das ›Schweigende Rot‹ illegal an den Mann zu bringen, war hoch, und ein Kunstliebhaber, der sich daran ergötzte, im heimischen Keller gestohlene Schätze zu verwahren, mochte in Romanen und Kinofilmen eine Rolle spielen. Reale Kunstdiebe scherten sich nicht um die Sammler. Sie waren auf ein Lösegeld aus, verhandelten mit dem Besitzer oder – in den meisten Fällen – direkt mit den Versicherungen. Die Angebote, die bisher eingetroffen waren, klangen durchweg seriös.
    In Undines dunkle Augen kam Leben. »Lass mal sehen!«
    Sie seien sich ähnlich, was ihren Jagdtrieb betreffe, hatte Lutz einmal scherzhaft behauptet, wobei Normas Eifer den Verbrechern und Undines Streben außergewöhnlichen Bildern gelte. So wie jetzt. Vielleicht erhoffte sie sich nebenbei ein lohnendes Geschäft?
    Norma startete den Drucker. »Wir müssen abwarten, Undine. Irgendwann werden die Entführer sich melden. Das ist unsere Chance, sie zu fassen.«
    »Geduld gehört nicht zu meinen hervorstechenden Eigenschaften«, antwortete Undine, während sie mit trommelnden Fingerspitzen auf die Ausdrucke wartete.
    Norma wappnete sich für ein Anliegen, das sie ihrer Klientin lieber erspart hätte. »Kennst du einen Peter Metten? Auch Pitt Metten genannt?«
    »Du meinst den Toten vom Waldparkplatz? Persönlich kannte ich den Mann nicht.« Undine nahm die Blätter aus dem Drucker und fragte, während sie die Angebote überflog: »Worauf willst du hinaus?«
    »Metten und Rico kannten sich. Pitt war bis vor zwei Jahren Ricos Trainer, und neulich

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