Kunterbunte Tiergeschichten
denke, wird mir bang.
Sie fliegen über Berg und Meer,
gibt es wohl eine Wiederkehr?
Ein folgenschwerer Irrtum
Obwohl ich schon fünf Shi-Tzus hatte, ging mir immer wieder durch
den Kopf, wie es wohl wäre, wenn eine meiner Hündinnen Nachwuchs bekäme. Ich malte mir alles in den schönsten Farben aus, bedachte aber auch das Für und Wider, das Wenn und Aber.
Viele meiner Bekannten meinten, ich hätte doch schon genug Arbeit
mit den Hunden. Und abgesehen von der Pflege und Fütterung, wir
könnten doch nie spontan etwas unternehmen, immer wären wir ans
Haus gebunden. Dazu käme auch noch das Aufziehen der Welpen.
,,Überlege dir alles ganz genau“, meinten sie immer wieder.
Auch unsere erwachsenen Kinder stimmten ihnen zu, wenn auch
vielleicht nur aus purem Egoismus und aus Angst, dass ihre Kinder,
also unsere Enkelkinder, irgendwann zu kurz kämen.
Wie es der Zufall wollte, wurde dann gerade meine schönste und auf
Ausstellungen erfolgreichste Hündin läufig. Sollte ich es wagen, sie
von meinen Rüden, der äußerlich wunderbar zu ihr passte, decken zu
lassen? Wir sprachen von nichts anderem mehr, und langsam wurde
es Zeit, unseren Worten Taten folgen zu lassen.
Obwohl der Rüde von Anfang an seine Favoritin unter den Hündinnen hatte, sorgten wir dafür, dass er und die in unseren Augen
schönste Hündin jetzt immer ungestört sein konnten. Noch war der
empfängnisbereite Tag nicht gekommen, denn sie wehrte den eifrig
bemühten Rüden noch immer ärgerlich ab. Hoheitsvoll ließ sie es ab
und zu geschehen, dass er sie beschnupperte, aber mehr durfte er sich
nicht herausnehmen. Seine Nähe konnte sie einfach noch nicht ertragen, deshalb hielt sie ihn weiter konsequent auf Abstand.
Die anderen Hündinnen beobachteten alles neugierig aus sicherem
Abstand und wagten sich nicht näher heran, denn der Rüde passte
höllisch auf, dass keine von ihnen sein Werben und Liebesspiel störte. Manchmal, wenn die eigentliche Lieblingshündin des Rüden seine Aufmerksamkeit wieder auf sich lenken wollte, lief er zwar kurz
zu ihr, leckte ihr zärtlich übers Gesicht, um sich dann schnell seiner
jetzigen Flamme zu widmen. Betrübt legte sich dann die andere Hündin in eine Ecke und beobachtete eifersüchtig sein Treiben.
Einige Tage ging dieses Spiel zwischen der läufigen Hündin und dem
Rüden noch so weiter. Mal vertrieb sie ihn, dann wieder durfte er sie
wieder beschnuppern und belecken.
Eines morgens, als mein Mann und ich verschlafen aufstanden, wunderten wir uns über die friedliche Stille, die uns empfing. Nanu, kein
Schimpfen und Knurren der Hündin? Ich traute meinen Augen kaum,
als ich das idyllische Bild sah: Eng aneinander geschmiegt lagen der
Rüde und die Hündin in ihrem Körbchen und sahen uns blinzelnd
entgegen.
,,Aha“, dachte ich, ,,jetzt ist also der Zeitpunkt da, wo sie sich decken
lässt. Oder ist es etwa schon geschehen?“
Im Laufe des Tages setzten die beiden, von vielen Hundeaugen beobachtet, ihr Liebesspiel fort. Immer wieder unterbrach er sein eifriges
Bemühen, lief zu seiner Lieblingshündin und beschnüffelte sie, als
wenn er sie trösten und sagen wollte: „Es ist nichts Ernstes mit ihr,
dich allein liebe ich.“ Er lief zurück, und alles fing wieder von vorn
an.
Mein Erstaunen war riesig, als ich am nächsten Morgen die ersten
Zeichen der Läufigkeit bei seiner kleinen Lieblingshündin bemerkte.
Deshalb schweiften seine Gedanken immer wieder ab, und darum
konnte er sich nicht ganz dem Liebesspiel mit der anderen widmen.
Gab es so etwas eigentlich auch bei Tieren? Ich musste es ja glauben,
denn hier erlebte ich das beste Beispiel.
Von nun an umtänzelte er nur noch die kleine Hündin, die überglücklich über seine Aufmerksamkeit war. Er überschüttete sie mit
Zärtlichkeit, und die andere, unsere schönste Hündin, war vergessen.
Er beachtete sie gar nicht mehr. Sie tat uns so leid. Immer wieder
versuchte sie jetzt, seine Aufmerksamkeit zu erringen. Aber es war
vergeblich. Endlich legte sie sich traurig in eine Ecke und verfolgte
mit großen Augen sein Bemühen um die kleine Hündin. Ich konnte
nichts daran ändern, die Kleine war schon immer seine Favoritin gewesen, und so ist es bis zum heutigen Tag geblieben.
Unserem Tierarzt, dem wir das merkwürdige Verhalten unseres Rüden erzählten, untersuchte die schöne Hündin kurze Zeit später und
stellte dabei fest, dass bei ihr gar kein Eisprung stattgefunden hatte.
Schade, unsere Hoffnung war
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