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Kupferglanz

Titel: Kupferglanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
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Sommerkurse zu veranstalten, er empfand das als angenehmen Ausgleich zur Einsamkeit des Malens.
    Ella trank schweigend ihren Tee, ich schlürfte meinen und überlegte verzweifelt, wie ich das Gespräch auf den Schmuck lenken sollte. Ich war ganz sicher, dass er noch an Ellas Brust gefunkelt hatte, als ich Johnny die Bowle ins Gesicht schütten wollte. Und zu dem Zeitpunkt war der Turm abgeschlossen gewesen.
    « Sag mal, Ella, du hattest doch vorgestern Abend an deiner Tracht so eine Kalevala-Brosche. Unsere Helena hat in ein paar Wochen Geburtstag, ich glaube, der würde so etwas gefallen. Kannst du sie mir mal zeigen?»
    Ella sah mich an, als wüsste sie überhaupt nicht, wovon ich sprach, stand dann aber auf und ging den Schmuck holen. Aus dem Wohnzimmer war das zornige Lachen der kleinen Mü zu hören, Ville und Viivi lachten auch. Ich hasste die süßlich bunten japanischen Zeichentrick-Mumins, die neuerdings überall auftauchten, ein Wunder, dass es noch kein Mumin-Klopapier gab. Von der melancholischen Lebensbejahung der ursprünglichen Mumins war in diesen Figuren nicht mehr viel zu erkennen.
    Ella kam mit leeren Händen zurück.
    «Ich kann sie nicht finden. Ich hab die Bluse gestern in die Wäsche getan, wahrscheinlich ist die Brosche jetzt in der Maschine.» Ella nickte zum Badezimmer hin, wo tatsächlich eine Waschmaschine rumpelte: «Ich bin auch ziemlich durcheinander, ich hab sogar den Brei, den die Kinder auf dem Teller gelassen hatten, in den Wäschekorb gekippt.» Ellas Stimme klang flehend, als wollte sie sagen, frag nicht weiter.
    «Geht die Brosche in der Maschine nicht kaputt?»
    «Dem Silber macht das nichts aus, ich wasche mit Schmierseife.» Ella stopfte sich ein großes Stück Brot in den Mund. Ich trank meinen Tee und hoffte, dass die Brosche tatsächlich in der Waschmaschine war und nicht im Kriminaldezernat in Joensuu. In Arpikylä gab es keinen Kalevala-Schmuck zu kaufen, man musste dafür nach Joensuu fahren. Sicher würden sich auch noch andere daran erinnern, dass Ella eine Kalevala-Brosche getragen hatte. Es war wohl angebracht, darauf zu achten, ob die Virtanens in nächster Zeit nach Joensuu fuhren und wann der Schmuck wieder auftauchen würde.
    «Dein Bekannter, der Koivu, war gestern hier. Ein netter Kerl. Er wollte wissen, wann wir gegangen sind.»
    «Da hat er sicher nicht mehr viel gefragt, als ihr ihm gesagt habt, dass ihr zur gleichen Zeit aufgebrochen seid wie ich.»
    «Nein. Es hat schon was für sich, mit jemandem von der Polizei befreundet zu sein», lachte Ella, aber ihre Stimme flehte immer noch.
    «Danke für den Tee, ich muss zur Arbeit. Sag Matti, er soll die Ohren steifhalten.» Ich ging durch das Wohnzimmer, auf dem Bildschirm schniefte das Snorkfräulein, und Mü lachte schon wieder. Auf dem Hof blühten Stiefmütterchen und Margeriten bunt durcheinander, dazwischen lag ein ange-schlagener Porzellanteller mit einem Tropfen Milch, vielleicht für die Igel. Am liebsten wäre ich zurückgegangen und hätte Ella gebeten, die Waschmaschine aufzumachen. Hatte sie gelogen? Und wenn ja, warum?
    Da die Straße am Einsturzgebiet gesperrt war, musste ich ganz um den Turm herumfahren, um zum Polizeirevier zu kommen. Der Parkplatz am Bergwerk war voll von Autos, auch ein paar Reisebusse waren dabei. Vielleicht hatte der Bericht über den Mord, der heute früh in der Provinzzeitung stand, zusätzliche Touristen angelockt. Ob Järvisalo den Turm schon freigegeben hatte? Ich fuhr langsamer und warf einen Blick nach oben, sah aber nur die Sonnenstrahlen, die sich in den Turmfenstern spiegelten.
    Hopponen saß im Pausenraum und las die Sportseiten. Er hatte Dienst.
    «Der Typ vom Dezernat ist in deinem Zimmer, die anderen sind noch unterwegs», ließ er mich wissen. Ich las über seine Schulter hinweg ein paar Fußballresultate und sah darunter ein viertelseitiges Reklamefoto, auf dem Kaisa Miettinen ihren Speer in weite Fernen warf. Kaisa hatte im Frühjahr einen für eine weibliche Sportlerin ausgesprochen lukrativen Sponsorvertrag mit einem Telefonunternehmen abgeschlossen. Ich wunderte mich, wieso sie Kaisa gewählt hatten, sie sah nicht so aus, als würde sie stundenlang telefonieren.
    «Ave Maria», sagte Koivu, als ich mein Zimmer betrat. Er sah besorgt aus. «Gut, dass du da bist. Ööh … du bist doch am Freitag mit einem Jarmo Miettinen von der Party weggegangen?»
    «Ja.» Ich hoffte, Koivu merkte nicht, dass ich rot wurde.
    «Und dieser Miettinen ist also deine alte

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