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Kupferglanz

Titel: Kupferglanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
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klagte, ihr wäre schwindlig. Obwohl sie ihrem schweren Atem nach gelaufen sein musste, hatte sie kein bisschen Farbe im Gesicht. Ihr Puls schlug merkwürdig langsam und unregelmäßig. Märten trug sie in ihr Bett und zog ihr die nassen Sachen aus, ich verfluchte die Dummheit von uns zwei Erwachsenen, die nichts unternommen hatten, um das Mädchen am Joggen zu hindern. Ich ging in die Küche und fand im Kühlschrank selbstgepressten Apfelsaft, in dem ich ein paar Esslöffel Honig auflöste. Aniliina brauchte Energie-zufuhr.
    Ich zwang sie, die Flüssigkeit zu trinken, obwohl sie sich sträubte. Märten versuchte inzwischen, den Arzt zu erreichen, der Aniliina in der Uniklinik in Joensuu behandelt hatte. Ihr Organismus war womöglich in Gefahr auszu-trocknen, ich hatte irgendwo gelesen, dass über längere Zeit erkrankte und Sport treibende Magersüchtige davon bedroht waren.
    «Ich will nicht wieder ins Krankenhaus», sagte sie mit heiserer Stimme, als sie sich ein bisschen erholt hatte. «Das ist überhaupt kein Krankenhaus, sondern ein Gefängnis, ich durfte nicht mal nach draußen, und sie haben mir gedroht, mich mit Schläuchen zu ernähren, wenn ich nicht esse. Die Krankenschwestern sind sogar mit aufs Klo gekommen, damit ich mich bloß nicht erbreche! »
    «Du bist in einem fürchterlichen Zustand. Entweder gehst du zurück ins Krankenhaus, oder du fängst an zu essen! »
    «Ich will nicht so ʹn Riesenbusen kriegen wie meine Mutter ! » Aniliina schluchzte wild, es war, als würde das Weinen sie zerreißen. Es gelang mir nicht, sie zu beruhigen, und ich wusste auch nicht, was alles hinter ihrem Weinen steckte. Märten kam mit einem Glas Wasser und zwei Pillen ins Zimmer. Aniliina sah die Tabletten misstrauisch an, schluckte sie aber doch.
    «Die Schlaftabletten sind auch keine Lösung», sagte Märten zu mir, als Aniliina endlich eingeschlafen war. «Ich möchte Aniliina ja auch nicht gern ins Krankenhaus schaffen, aber wenn sie so weitermacht, bringt sie sich um.»
    «Eine Freundin von mir hatte Bulimie, sie war in der Uniklinik in Helsinki in der Abteilung für Essstörungen. Die sollen eine wirklich gute Therapeutin haben. Ich frag gleich heute mal nach. Dann sehen wir, was sich machen lässt.»
    Ich verabschiedete mich, ich wollte noch zur Kunstschule. Mein Appetit war zurückgekehrt. Auf dem Weg zur Polizeistation holte ich mir Räucherlachs und Nudelsalat und ging in den Pausenraum, um meine Mahlzeit zu verschlingen.
    Antikainen spähte zur Tür herein und leistete mir dann beim Kaffee Gesellschaft.
    «Sie haben eben vom Dezernat angerufen. Die Spurensicherung flucht, weil sowohl die Flöjt als auch der Korhonen von einem umgebracht worden sind, der schlau genug war, keine Fingerabdrücke zu hinterlassen.»
    «Die Leute lesen zu viele Krimis und sehen zu viele Polizeiserien im Fernsehen.»
    «Man müsste die Fernsehleute verpflichten, falsche Informationen einzubauen, dann wären die Mörder zu schnappen. Die Abdrücke auf dem Schmuck, den wir auf dem Turm gefunden haben, sind jedenfalls klar. Die von der Technik sagen, sie haben auf irgendeinem Taschenspiegel die gleichen gefunden, aber Koivu, der den Spiegel abgeliefert hat, hat ihnen nicht gesagt, von wem sie sind. Du weißt es nicht zufällig?»
    Ich kämpfte gegen das Erröten und verlor.
    «Ich möchte wetten, dass sie von Jarmo Miettinen stammen. Ihr habt ihn doch am Sonntag fast schon verhaftet. Sollten wir die Technik nicht bitten, ihm offizielle Fingerabdrücke abzunehmen? Der hatte doch was mit der Flöjt.» Antikainens Stimme hatte einen boshaften Klang. Natürlich erinnerte er sich, dass Johnny bei seiner ersten Vernehmung gesagt hatte, er hätte die Party im Alten Bergwerk mit mir zusammen verlassen. Das lief schief, genau wie ich befürchtet hatte.
    «Geh von mir aus selbst hin und nimm seine Abdrücke. Vielleicht solltest du aber doch vorher Järvisalo fragen.» «Aber wenn der Miettinen doch verschwunden ist. Seine Frau hat ihn nicht gesehen und seine Eltern auch nicht, obwohl er letzte Nacht bei denen übernachten wollte.»
    Zu meiner eigenen Überraschung blieb ich ruhig, obwohl ich mich erinnerte, wie wir Johnny am Sonntag gewarnt hatten. War der Scheißkerl also abgehauen! War es Johnny gewesen, mit dem Jaska reden wollte?
    Auch Järvi stürmte in den Pausenraum. Er hatte neue Informationen über Jaskas gestrigen Tagesablauf. Jaska hatte bis sechs gearbeitet, war nach Hause gekommen, hatte etwas gegessen und war gegen acht in die

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