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Kupfervenus

Kupfervenus

Titel: Kupfervenus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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pünktlich.« Ich hielt meine Gesichtszüge unter Kontrolle, um ihm nicht zu verraten, daß ihm da demnächst vielleicht eine Überraschung bevorstand. »Die Witwe im vierten Stock hat sich beschwert. Irgendein Idiot verstößt neuerdings gegen die Nachtruhe – grölt ordinäre Lieder und knallt mit den Türen. Haben Sie ’ne Ahnung, wer das sein könnte?«
    »Ich hab nichts gehört.« Ich senkte die Stimme. »Diese einsamen alten Weiber bilden sich manchmal werweißwas ein.« Selbstredend war Cossus eher geneigt, die Witwe für bekloppt zu halten, als einem durchtrainierten Mieter – der ihn womöglich beim kleinsten Vorfall vertrimmen würde – asoziales Verhalten zu unterstellen. »Ich habe allerdings gehört«, raunte ich, »wie besagte Witwe gegen die Wände hämmert. Ich hätte es melden können, aber ich bin ein toleranter Mensch …« Und dann wechselte ich elegant das Thema. »Ach, übrigens, was ich Sie fragen wollte, ist in einem Haus wie dem hier nicht normalerweise ein Pförtner inbegriffen, ein Hausmeister, der das Wasser raufträgt und die Treppen sauberhält?«
    Ich hatte Ausflüchte erwartet. Doch der Makler pflichtete mir ohne Zögern bei. »Natürlich«, sagte er, »nur, Sie wissen ja, daß viele Wohnungen leerstehen. Aber die Anstellung eines Portiers steht ganz oben auf meiner Liste …«
    Es klang so dienstbeflissen, daß ich ihm zum Abschied sogar ein Trinkgeld gab, als Dank für seine Mühe.
    Meine Wohnungstür stand offen. Kein Grund zur Aufregung; vertraute Geräusche belehrten mich schon von draußen, was los war. Mico, mein unzuverlässiger Schwager, mußte meine Adresse preisgegeben haben.
    Ich spähte vorsichtig durch die offene Tür. Eine Besenladung Sand staubte über meine Füße und setzte sich unter den Schnürsenkeln fest. »Guten Morgen, Gnädigste. Wohnt hier der ehrenwerte Marcus Didius Falco?«
    »Dem Dreck nach zu urteilen, sicher!« Sie wirbelte mit dem Reisigbesen über meine Zehen, daß ich einen Satz rückwärts machte.
    »Hallo, Mama! Du hast mich also gefunden?«
    »Ich nehme doch an, du wolltest mir deine neue Wohnung zeigen?«
    »Und? Wie gefällt sie dir?«
    »Von unserer Familie hat noch niemand in der Piscina Publica gewohnt.«
    »Zeit, daß wir vorankommen, Mama!« Meine Mutter rümpfte die Nase.
    Ich versuchte, mich so zu bewegen, als hätte ich mir bloß bei einer netten Übungsstunde im Gymnasium den Knöchel verstaucht. Es klappte nicht; Mama lehnte sich auf ihren Besen. »Wie ist denn das wieder passiert?«
    Der Witz mit der ungestümen Freundin schien hier kein guter Einfall. »Ein paar Leute mit derben Manieren haben mich überrumpelt. Es wird nicht wieder vorkommen.«
    »Ach, nein?« Es war nicht das erste Mal, daß sie mich nach einer Schlägerei, die ich gern geheimgehalten hätte, erwischte. »Da lob ich mir doch das Gefängnis! Dort warst du wenigstens heil!«
    »Von wegen, Mama! Eine Riesenratte hat mich angeknabbert! Ich hatte Glück, daß du mich da rausgeholt hast …« Sie gab mir einen Stups mit dem Besen, der besagte, sie habe diese Lüge genauso leicht durchschaut wie all die anderen.
    Nun, da ich zu Hause war, machte sich meine Mutter aus dem Staub. Wenn ich grinsend auf einem Schemel danebenhockte, konnte sie nicht mehr ungestört nach Beweisen für meinen unmoralischen Lebenswandel suchen. Sie zog es vor, sich ohne Zeugen aufzuregen und es in aller Ruhe auszukosten. Bevor sie abrauschte, braute sie mir aber noch einen heißen Wein mit allerlei Gewürzen, mit denen sie meine Speisekammer aufgefüllt hatte, für den Fall, daß mal respektabler Besuch käme. Getröstet legte ich mich schlafen.
    Irgendwann am Nachmittag wachte ich ganz durchgefroren auf, denn ich hatte bisher noch keine Decke für Junias Bett organisiert. Nach drei Tagen brauchte ich außerdem dringend frische Sachen und meine etlichen Schätze, die ich normalerweise zu Hause um mich habe. Als ob der Tag nicht schon aufregend genug gewesen wäre, verordnete ich mir – Ausgleichssport hält fit – einen Ausflug zur Brunnenpromenade.
    Die Geschäfte waren noch geschlossen, als ich über den Aventin schnürte. In meiner alten Straße schien alles ruhig. Rodan und Asiacus, die Schläger meines Hausherrn, gönnten der Nachbarschaft einen friedlichen Tag. Auch von den einfältigen Lakaien des Oberspions war keine Spur zu sehen. Die Wäscherei hielt ebenfalls noch Siesta. Also konnte ich es wohl wagen, ins Haus zu gehen.
    Ich schlich nach oben und huschte in meine Wohnung. Dort

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