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Kurier

Kurier

Titel: Kurier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Berndorf
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macht das schon.«

    »Was kostet das Auftanken?«, fragte Grau.

    »Viel Geld, Sir«, sagte Zero. Er war vielleicht vierzig
Jahre alt und sah so hager und verdurstet aus, als sei er schwer magenkrank.

    »Das kenne ich schon«, brummte Grau. »Hier sind tausend
Dollar, tanken Sie!«

    »Tausend? Mindestens zweitausend! Ich habe eine Maschine
mit zwei Motoren, Sir! Die wollen saufen.«

    »Hier sind zweitausend. Wir müssen weiter!« Grau drängte
zur Eile.

    »Wir können nur in Ponce landen, wenn wir behaupten, dass
wir einen Motorschaden haben«, erklärte Zero. Er trug Cowboystiefel zu
schwarzen Lederhosen und machte den Eindruck, als könnte er sich noch nicht
einmal eine Schachtel Zigaretten leisten.

    »Dann behaupten wir das eben«, beschloss Grau. »Lieber
Himmel, wir haben da eine Teenager-Spätlese drin, die irgendwann ausflippt. Das
sollte auf einem ordentlichen Flugplatz und nicht in Kolumbien passieren.«

    »Okay, okay.« Zero hob theatralisch die Arme und starrte
dann auf seine Stiefel. »Also, ich tanke und komme dann ganz scheinheilig hier
vorbeigerollt. Ihr steigt um. Ich melde einen Flug an. Ohne Leute, klar? Ich
gehe raus nach Norden, dann strikt nach Osten. Ist das gut so, Sir?«

    »Was weiß denn ich, bin ich ein Kompass?«, fragte Grau
mürrisch.

    »Na gut, ich gehe nach Osten, wenn wir ungefähr auf dem
15. Breitengrad sind. An Haiti vorbei, dann Santo Domingo. Dann peile ich das
nächste Funkfeuer an und sage, Jungs, sage ich, die Lage ist scheiße, meine
Vergaser klemmen. Lasst mich rein nach Ponce, ich verschwinde auch sofort
wieder.

    Sie werden sagen: Okay, komm rein! Weil sie so nette
Leute sind. Ich lande also, und dann müsst ihr verdammt noch mal zusehen, wie
ihr ruck, zuck eure Ärsche irgendwie aus meiner Mühle rausbringt. Ist das okay,
Sir? Und ich werde harmlos tun, einen dicken Schaden haben und die nächste
Werft anrollen. Das alles muss ich bezahlen, Sir.«

    »Also, was kostet der Spaß?«, fragte Grau resigniert.

    »Fünftausend Dollar, Sir«, sagte Zero zackig.

    »Milan«, sagte Grau seufzend. »Gib ihm das Geld und mach
ihm deutlich, dass er tot ist, wenn er nicht in einer halben Stunde mit seinem
Flieger vollgetankt hier vorbeikommt.«

    Milan lächelte und fragte: »Geht es ums Tanken? Wenn es
nur ums Tanken geht, komme ich mit. Der Junge sieht link aus. Er wird uns übers
Ohr hauen, wenn er kann.« Er zog den Revolver unter dem Jeansgürtel heraus, fasste
Zero sehr hart am Arm und sagte: »Okay, gehen wir.«

    Grau starrte auf das blasse Mädchen und sagte: »Sie kann
nicht mal aussteigen, Negro.«

    »Ich gebe ihr einen Schluck Schnaps«, sagte Negro energisch.
»Ich will weg, sonst muss ich dem Tower wirklich die Flasche Whiskey
spendieren.«

    Das Mädchen spuckte den Schnaps wieder aus. Aber sie
wurde wach und stöhnte, sie hätte Kopfschmerzen. Kaum waren sie in Zeros
Maschine umgestiegen, schlief sie schon halb. Zusammen verfrachteten sie das
Mädchen auf einen der hinteren Sitze und schnallten es an.

    »Dann wollen wir mal, Leute, Sir!«, sagte Zero und gab
Schub. Sie stiegen in einen makellos blauen Himmel auf, die Karibik lag unter
ihnen wie ein Juwel. Als Zero glaubte, er wäre im Radarbereich von Ponce,
fragte er etwas hilflos: »Was ist, haben wir einen Schaden? Landen wir normal?
Ich meine, sie lassen uns landen, es kommt aber darauf an, wer beim Zoll Dienst
hat.«

    Milan und Grau sahen sich an und Milan sagte schnell: »Es
sind die USA. Ich denke, wir landen normal.«

    Zero nickte, fühlte sich wohl auf seinem Haufen Bargeld
und sagte dem Tower seine Kennung durch und etwas von einem Touristenflug in
der Karibik. »Ich hopple die Inseln ab, Leute, jawohl, Sir. Ihr braucht keine
Mädchen mit Blumenketten vorzuschicken, ihr braucht mir bloß eine superblanke
Rollbahn anzubieten.«

    Jemand vom Tower sagte gut gelaunt: »Bist du das, Cowboy?«

    »Na sicher!«, schrie Zero begeistert. »Gehen wir heute
Abend zusammen essen?«

    Sie gesellten sich zu einer Reihe Privatmaschinen, und
der Zöllner, ein unglaublich dicker Schwarzer namens Pedro, lotste sie
zweihundert Dollar in bar zuliebe durch irgendwelche endlosen, grün gestrichenen
Gänge bis in die Halle. Er klopfte der immer noch verschlafenen Angela auf den
Hintern und strahlte: »Jetzt seid ihr in Sicherheit, Leute, jetzt könnt ihr den
Globus stürmen.«

    »Scheißwichser!«, konterte Angela.

    Sie buchten eine Maschine nach Miami mit Anschluss an
eine Direktverbindung nach

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