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Kurier

Kurier

Titel: Kurier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Berndorf
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hätte dieses Mädchen fast geschlagen. Sie dachte, es
sei der Himmel auf Erden, alle Drogen zu kriegen und dann noch vom Chef
gevögelt zu werden. Sie dachte das wirklich.«

    »Es war sicher wegen deiner Tochter …«

    »Ja klar. Ich dachte die ganze Zeit: Eichhörnchen wäre
nicht gestorben, wenn ich vorher in ihre Welt eingetaucht wäre. Vorher,
verstehst du, vorher!«

    Plötzlich war es mit seiner Selbstbeherrschung vorbei und
er weinte und fluchte und weinte. Sie wischte die Tränen aus seinem Gesicht und
sagte fortwährend leise: »Weine nur, Liebling, ich halte dich fest.«

    Es war schon dunkel, als Sundern per Telefon höflich anfragte,
ob Grau zu einem Gespräch bereit wäre, sie könnten sich in Mehmets Wohnzimmer
im Penthouse treffen.

    Als er ankam, sagte Sundern: »Ich habe ein Fax von Pedra
für dich.« Sundern grinste ziemlich verschwörerisch. Ansonsten war er blass und
grau im Gesicht.

    »Nicht doch«, sagte Grau abwesend. Er nahm das Fax, las
es aber nicht.

    »Pedra meint, du sollst wissen, dass er immer für dich da
ist. Er sagt weiter, dass ich dir ein Konto bei der Bank deiner Wahl einrichten
soll.«

    »Und ich kriege die Hand der Prinzessin und das ganze
Land«, sagte Grau.

    »So ungefähr. Eine Million Dollar.«

    »Will ich aber nicht.« Grau schüttelte störrisch den
Kopf.

    »Na gut, du kannst das ja später noch entscheiden. Ich
will erst mal deine Meinung zu der Frage hören, was wir wissen, was wir nicht
wissen und wie wir möglicherweise auf Bedrohungen reagieren können.«

    Grau war erstaunt. »Ich bin neutral, verdammt noch mal.«
Sundern lächelte. »Der Rest der Welt sieht das durchaus anders. Egal, also: Wo
stehen wir?«

    »Mich interessiert nur noch dieser gottverdammte White.
Und sein Dackel, dieser Thelen. Die haben mich beschissen, aber sie haben mich
auch bezahlt. Jetzt wissen wir, dass Pedra die Leiche von Steeben hat, also
kann ich kassieren und aussteigen.«

    »Ich dachte, du hilfst mir«, krächzte Sundern, ohne Vorwurf
in der Stimme.

    »Sicher helfe ich dir. Aber wobei? Gegen diese Mafia-Typen
aus Polen und Moskau? Junge, ich habe doch keine Ahnung, wie soll ich dir da
helfen?«

    »Nachdenken«, sagte Sundern. »Nur nachdenken. Was wissen
wir eigentlich?«

    »Wir wissen, dass White mich beschissen hat. Tatsächlich
gibt es gar kein großartiges Komplott mit einem Kokainschläfer in Berlin.
Tatsächlich ist das ganze Ding von White und Thelen geplant worden. Tatsächlich
wurde Pedra in die Sache reingezogen, weil man ihn mit seiner Enkelin unter
Druck gesetzt hat. Dreckige Erpressung. Tatsächlich wurde das ganze Ding von
White und Thelen lanciert, damit sie hier anschließend als Bullenkönige der
Drogenszene gefeiert werden. So viel wissen wir inzwischen.«

    Sundern nickte.

    »Sie ließen verlauten, da wäre jemand mit zehn Millionen
Dollar in bar und fünfzig Pfund Kokain nach Berlin gereist. Sofort kamen die
Oberdealer und ihre Handlanger aus den Löchern und wurden von der Polizei
abgeschöpft. Verhaftungen, jede Menge Verhaftungen. Jetzt sind Gretzki aus
Polen und Davidoff aus Moskau auf dem Weg hierher.

    Es geht also weiter, und genau das haben White und Thelen
gewollt. Aber haben sie auch gewollt, dass ihr kostbarer Steeben dabei zu Tode
kommt? Ich tippe nein, denn damit war ihr schöner Lockvogel futsch. Sie haben
nicht damit gerechnet, dass der alte Pedrazzini zur Notbremse greift und seinen
eigenen Boten umbringen lässt. Pedra musste das tun, um …«

    »Folglich sollten wir ihnen jetzt Steebens Leiche präsentieren.«
Grau war völlig bei der Sache, er war aufgeregt, konzentrierte sich. »Wir
müssen Druck machen, also müssen wir ihnen auch die Leiche zuspielen. White und
Thelen müssen gezwungen werden … Moment mal, Sundern. Glaubst du denn, dass
White und Thelen Dollars und Kokain wirklich haben?«

    »Ich glaube schon, dass sie es haben. Und wir müssen versuchen
herauszufinden, wie das Ganze im Hotel arrangiert worden ist. Wenn unsere Vermutungen
stimmen, muss es im Hotel zwei Gruppen gegeben haben. Die eine hat das gesamte
Diplomatengepäck übernommen, also auch Dollars und Kokain, die andere ist
eindeutig vom alten Pedrazzini geschickt worden, um diesen redseligen Steeben
aus der Welt zu schaffen. Steeben hat gewusst, dass Pedra erpresst wird. Er wusste
auch, dass alles nur von White und Thelen in Szene gesetzt worden ist. Und plötzlich
war er tot!«

    »Hast du denn Pedra nicht gefragt?«

    »Natürlich habe ich ihn gefragt, aber

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