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Kurier

Kurier

Titel: Kurier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Berndorf
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er
kontrolliert den Markt, er weiß alles, er hat Einfluss. Er muss weg, Grau. Und
Sie sind seinem Charme erlegen.«

    »Erstaunlich, dass Sie das so einfach zugeben.«

    White schüttelte leicht den Kopf. »Was gibt’s da zu staunen,
Grau? Sie haben die Zielrichtung begriffen, und da ist gar nichts
abzustreiten.«

    »Aber der Mann hat nichts damit zu tun«, behauptete Grau.

    »Sind Sie sicher?« Thelen sah ihn erstaunt an und
lächelte dazu wie jemand, der sagen würde: Du hast doch keine Ahnung, mein
Freund.

    »Ich kann Ihnen Steebens Leiche liefern«, sagte Grau
leichthin.

    Es war eine Weile sehr still. White reagierte überhaupt
nicht, Thelen wurde unruhig und ließ seine Finger nacheinander auf der
Sessellehne herumspazieren.

    »Dann liefern Sie sie mir«, forderte White. »Irgendeine
Bedingung?«

    »Ja. Ich will mein Geld.«

    »Das geht klar«, sagte White.

    »Jetzt«, sagte Grau. »Nicht morgen, nicht übermorgen.
Jetzt.«

    »Ich trage nicht so viel mit mir herum.«

    »Irgendwo in der Stadt haben Sie zehn Millionen«, sagte
Grau.

    »Habe ich nicht«, widersprach White.

    »Möglicherweise nicht Sie. Aber Sie wissen, wer es hat.
Also, was ist, White?«

    White sah Thelen kurz an und nickte dann. »Und die Leiche
kriegen wir?«

    »Garantiert«, versprach Grau. »Meine Kontonummer kennen
Sie ja.«

    »Kenne ich«, sagte White. »Kann ich telefonieren? Was
dagegen?«

    »Es ist Ihr Telefon.« Grau lächelte.

    White nahm den Hörer und Grau passte auf, ob er tatsächlich
die Nummer der Botschaft in Godesberg wählte. Er sagte sehr trocken, man möge
Grau das Resthonorar auf seine Bank überweisen, die Kontonummer läge vor.
»Damit ist Ihr Job zu Ende.« Jetzt lächelte auch White.

    »Das weiß ich nicht so genau«, sagte Grau. »Man erzählt sich,
dass Gretzki und Davidoff unterwegs nach Berlin sind.«

    »Sieh mal einer an«, sagte Thelen beglückt. »Die stehen
auf den Fahndungslisten von Interpol. Das geht ja viel glatter, als wir
dachten.«

    »Ich will keine Verbindung mehr zu Ihnen«, sagte Grau.
»Übrigens schönen Gruß von meiner Tochter.«

    »Wie?« Das kam sehr schroff. White war blass und erregt.

    »Schönen Gruß von Eichhörnchen. Das ist die, die vor
Jahren elend krepiert ist. Herr Thelen, was würden Sie denn von einem
Vaterunser für meine Tochter halten?«

    »Das ist geschmacklos!«, zischte Thelen.

    »Durchaus. Ich passe mich Ihnen an. Milan, komm.« Sie
gingen hinaus.

    »Du warst gut«, sagte Milan. »Du wolltest sie unsicher
machen. Und jetzt?«

    »Jetzt wieder heimwärts. Ich will ihnen die Leiche
liefern. Ich muss sie doch in Bewegung halten.«

    Sundern hatte es tatsächlich fertiggebracht, Helga Friese
aufzutreiben. Sie hockte mit vor Aufregung glühendem Gesicht in Mehmets Wohnzimmer.
Als Grau hereinkam, sprang sie auf und fiel ihm theatralisch um den Hals.

    Meike sagte im Hintergrund: »Oh, wow!«

    »Du hast mir die beste Geschichte meines Lebens geliefert«,
zwängte Helga Friese zwischen kurzen, aufgeregten Atemstößen heraus. »Was Herr
Sundern hier sagt, klingt doch völlig verrückt.«

    »Kannst du am frühen Morgen eine Leiche für mich filmen?«,
fragte Grau.

    »Klar, kann ich. Wann? Wo?«

    »Wir sollten uns einen hübschen Platz aussuchen.«

    »Vielleicht im Zoologischen Garten«, schlug Sundern eifrig
vor.

    »Nein, nein, es sollte belebter sein, nicht nur müde
Affen und faulenzende Bären. Richtige Menschen. Sagen wir: um sechs Uhr? Kannst
du bitte mit einem Kameramann kommen und selbst den Ton machen? Möglichst wenig
Leute, auf keinen Fall ein Riesenteam. Geht das?«

    »Das geht alles, Grau.«

    »Gut. Dann sechs Uhr, Mehringplatz. Du musst diese beiden
Fotos einbauen. Sie zeigen einmal einen Mann namens White vom US-Geheimdienst
gegen Drogen und dann einen gewissen Thelen vom Bundesnachrichtendienst. Es
geht das Gerücht, dass die beiden die gesamte Lawine losgetreten haben, alles
Nähere dazu von Sundern. Du musst auch versuchen, sie im Hotel um ein Interview
anzugehen. Spiel die Naive und mach in dieser Rolle richtig Druck. Alles
paletti?«

    »Und wie.« Sie strahlte. »Mein Macker schäumt schon vor
Eifersucht.«

    »Wir haben noch eine Nachricht für dich«, sagte Mehmet
aus dem Hintergrund. »Gretzki und Davidoff sind beide in der Stadt. Sie sind
natürlich nicht mit dem Flugzeug gekommen, sondern irgendwie anders. Jedenfalls
sind sie hier. Die Gruppen, die mit ihnen zusammenarbeiten, haben schon völlig
hektische Konferenzen

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