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Kurier

Kurier

Titel: Kurier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Berndorf
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des Ausschusses, dass
Meike Kern inzwischen leider mit diesem Journalisten Grau liiert ist, der uns
nun nicht gerade ein Garant für Ernsthaftigkeit, Verantwortungsbewusstsein und
Wahrheitsliebe zu sein scheint.«

    Richtig, das Auftreten von Jobst Grau vor dem Ausschuss
wurde ebenfalls einstimmig abgelehnt. Die Begründung im Fall Grau trug ein
Mitglied von Bündnis 90/Die Grünen vor. Sie lautete kurz und bündig: »Grau ist
offensichtlich nach Berlin gegangen, um durch krumme Geschäfte in Verbindung
mit Timo Sundern wenigstens einmal im Leben zu etwas mehr Geld zu kommen, als
man für einen Malediven-Urlaub braucht. Ein gekaufter Zeuge, nicht
glaubwürdig.«

    Sie ahnen sicherlich schon, worauf das Ganze hinausläuft.
Von denjenigen, die über diesen Krieg in Berlin wirklich etwas hätten sagen
können, wurde nicht ein Einziger als Zeuge gehört.

    Selbstverständlich werde ich versuchen, Ihnen anhand eines
Beispiels die Frage zu beantworten, wer denn nun als Zeuge auftreten durfte.

    Nun, der Beamte des Bundesnachrichtendienstes, Robert
Thelen, durfte nicht. Er hatte Aussageverbot seiner Behörde mit Rücksicht auf
geheim laufende Ermittlungen.

    Der Beamte der amerikanischen Drug Enforcement Administration,
Al White, durfte ebenfalls nicht aussagen, aber ihn forderte man als Zeugen
auch gar nicht erst an, denn nach offiziellen Aussagen seiner Vorgesetzten war
er nicht in Europa, geschweige denn in Berlin. Dazu später ein paar Zeilen
mehr.

    Ein anderer Mann wurde hingegen ausführlich gehört, der
Kriminalist Dr. Manfred Schambeck, achtundvierzig Jahre alt. Er gab an,
Drogenspezialist zu sein. Seine Anhörung vor dem Ausschuss dauerte sechs
Stunden. Auf die Frage, ob er die Menschen um Rechtsanwalt Timo Sundern kenne,
antwortete Schambeck: »Selbstverständlich ist mir diese Gruppe seit Jahren gut
bekannt. Von Zeit zu Zeit haben wir die einzelnen Mitglieder der Gruppe recherchiert,
unter die Lupe genommen, beobachtet. Ich wurde über Neuzugänge immer sofort
informiert, war also stets auf dem Laufenden. Infolgedessen fiel mir auch
sofort dieser Journalist Jobst Grau auf, der sich der Gruppe hinzugesellt
hatte.

    Da die Gruppe gegenüber Dritten stets streng abgeschottet
wird, konnte es nur einen Grund geben, warum Grau sofort aufgenommen wurde: Er
stand in geschäftlichen Beziehungen zu Timo Sundern. Welcher Natur diese waren,
konnte ich nicht in Erfahrung bringen, da die mir zur Verfügung stehende Zeit
hierfür nicht ausreichte.

    Nein, den hier zur Debatte stehenden toten Ulrich Steeben
habe ich persönlich nicht mehr kennengelernt, auch dazu war die Zeit zu kurz.
Wir hatten vermutet, dass er mit sehr viel Rauschgift und einem ansehnlichen
Betrag in bar nach Berlin kommen würde. Das exakte Datum seiner Ankunft war uns
jedoch unbekannt. Nach unserer Kenntnis allerdings war Steeben ein absoluter
Einzelgänger – niemand wusste von seinem Kommen.

    Dass er auf eine so merkwürdige Art plötzlich verstarb,
hat uns zwar stark verunsichert, hat jedoch nach unserer Kenntnis mit dem
Rauschgift und dem Bargeld mit Sicherheit nichts zu tun. Er wurde wahrscheinlich
zufällig das Opfer eines wahllosen Rachefeldzuges.«

    Dieser erstaunliche Dr. Manfred Schambeck war der
wahrscheinlich brillanteste Lügner vor dem Ausschuss, denn eine Woche nach
Graus Eintreffen in Berlin wusste er angeblich noch nichts von der Existenz
dieses Rechtsanwalts Sundern.

    Auf die Frage nach seinem Verhältnis zu Sundern antwortete
er wörtlich: »Ich kenne Herrn Sundern nicht persönlich. Er soll aber eine große
Rolle in stadtbekannten Kreisen von Nachtschwärmern spielen.« Diese Aussage
stand dann auch am nächsten Tag in einer großen Berliner Tageszeitung.

    Von der Existenz des Jobst Grau erfuhr dieser Schambeck
erst, als Grau die Stadt wieder verlassen hatte. Seine großartigen Kenntnisse
über die Gruppe um den Rechtsanwalt Timo Sundern mussten gleich null gewesen
sein, denn eine ›Gruppe um Timo Sundern‹ hat es nach meinen Informationen nie gegeben.

    Sie dürfen sich jetzt amüsieren: Dieser Dr. Manfred
Schambeck, der mit so großer, selbstverständlicher Geste behauptet hatte,
Sundern und die Rauschgiftszene Berlins fest im Griff zu haben, wohnt in einer
Wohnung, die einer gewissen ›Immo-Finanz-Gesellschaft‹ gehört. Deren Eigentümer
ist der Rechtsanwalt Timo Sundern, die Geschäftsführerin des Unternehmens heißt
Meike Kern.

    Ich möchte Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, an dieser
Stelle eines deutlich vor Augen

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