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Kurier

Kurier

Titel: Kurier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Berndorf
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Einstich.

     
    Sie ließen ihn nur sehr langsam an die Oberfläche
kommen und nur für kurze Zeit. Als sie die schweren Beruhigungsmittel langsam
wieder absetzten, war schon der zehnte Tag, und draußen regnete es sanft.

    »Milan? Bist du da?«

    »Na sicher, ich bin hier.«

    »Hat sie starke Schmerzen? Weint sie?«

    »Sie ist klasse und sie hat nur Angst davor, nicht mehr
richtig Walzer tanzen zu können. Fühlst du dich gut?«

    »Ja, ja, so einigermaßen. Kannst du erzählen, was
passiert ist? Ich weiß überhaupt nichts mehr.«

    »Also, dieser Blonde, dieser Schläger, war nicht sofort
tot. Er hat irgendwie die Granate scharfgemacht. Wir waren schon auf der Treppe
und rannten zurück. Du kannst dir nicht vorstellen, wie das war.

    Der Blonde war jetzt tot, aber du hast nur geschrien. Ich
habe dich … ich habe dir eine geklebt, da warst du ruhig. Meike lag da, sie lag
einfach nur da. Dann haben wir den Notarzt geholt und Ambulanzen und all das
Zeug.«

    »Sind denn die Russen nicht mehr im Haus gewesen?«

    Milan lachte unterdrückt. »Die aus den unteren Etagen
waren getürmt, die aus Mehmets Wohnzimmer waren entweder tot oder bewusstlos.
Ach so, das weißt du ja gar nicht: Davidoff hat es tatsächlich geschafft. Er
ist mit dem Geld und dem Stoff über Polen nach Russland reingekommen. Kein
Mensch weiß, wie, aber er ist in Moskau. Das ist eine verrückte Type.

    Er hat Sundern angerufen und sich für den Kies und den
Stoff bedankt. Und er lässt dich grüßen.

    Ja, also, du lagst da, Meike lag da und Mehmet auch, Geronimo
hat so durchgedreht, dass er uns alle nicht mehr erkannte. Du weißt ja, wie er
ist. Seinem Boss ging beinahe die Kerze aus, und wenn ich ihm nicht die Waffe
abgenommen hätte … vielleicht hätte er uns alle erschossen. Er hat mich einfach
nicht mehr erkannt.«

    »Und die Polizei?«

    »Also, erst mal kamen Krankenwagen und die Notärzte. Das
war auch gut so, denn wir wussten ja gar nicht, was wir machen sollten. Diese
Helga Friese hat alles gefilmt, aber sie sagt, sie zeigt es nicht, sie hält den
Film zurück, falls jemand verrückt spielt.

    Dann kam jemand von der Staatsanwaltschaft, ein dicker
Kleiner. Wir haben uns schnell abgesprochen.

    Da ist noch was Komisches, Grau. Du weißt doch, dass die
Bullen da waren und filmten, weißt du das noch?«

    Grau nickte.

    »Na ja, es hat sich herausgestellt, dass die Kameras zu
klein waren, zu schwach. Sie haben nichts drauf, verstehst du? Der Staatsanwalt
hat jedenfalls gefragt, was denn da passiert wäre. Wir haben alle gesagt,
Davidoff wäre reingeschneit und hätte die Dollars und den Stoff haben wollen.
Wir haben gesagt: Wir wissen von nichts, wir haben keine Dollars und keinen
Stoff. Nie gehabt. Und Davidoff ist weg.

    Aber da waren natürlich die Toten und die Verletzten, und
er fragte, wie wir denn das erklären wollten. Wir sagten, die hätten
untereinander Krach gekriegt und geschossen und so. Er ist ein armes Schwein,
dieser Staatsanwalt. Er glaubt uns kein Wort, aber er erfährt nichts Genaueres.
Ich vermute, er hat schon ein Magengeschwür. Er will in die Klinik kommen und
dich befragen, Grau. Er ist ein armes Schwein.«

    »Er soll kommen«, sagte Grau. »Was ist mit White und
Thelen?«

    »Die sind irgendwie weg. Angeblich weiß kein Mensch, wo
sie sind. Sundern hat Beziehungen, er hat rausgekriegt, dass sie erst mal in
Urlaub geschickt worden sind. Die sind jetzt die Blamierten, sind einfach am
Boden.

    Und deine Branche, also diese Medien, machen den Ämtern
in Bonn und hier in Berlin die Hölle heiß. Sie schreiben jeden Tag und filmen
und befragen irgendwelche hohen Tiere, die alle so tun, als wüssten sie von
nichts. Und wir haben jetzt einen Bundestagsausschuss, Grau, einen richtigen
Bundestagsausschuss wegen Milan, Grau, Sundern und Meike, Mehmet und Geronimo.
Ich denke, ich spinne.«

    »Hat Berlin gelacht?«

    »Und wie!«, strahlte er. »Deine Kollegin, die Helga
Friese, hat sie alle ausgezogen. Sie hat zum Beispiel irgendeinen hohen Bullen
gefragt, wo denn jetzt die Dollars und das Kokain seien. Der hat ganz blöde
getan und ziemlich sauer gesagt: Niemand könnte beweisen, dass es das Zeug überhaupt
gibt! Und dann geht dieses Teufelsweib hin und zeigt den Mercedes mit dem Geld
und dem Koks im Kofferraum.

    Sie fragt irgendeinen Staatsanwalt, ob es wahr wäre, dass
amerikanische Drogenfahnder zusammen mit dem Bundesnachrichtendienst in Berlin
jagen. Er sieht sie ganz ärgerlich an und sagt: So ein Unsinn! Und die

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