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Kurier

Kurier

Titel: Kurier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Berndorf
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zu drehen.

    »Bleiben Sie weg!«, schrie der mit dem Funkgerät. Seine
Stimme überschlug sich.

    Jetzt wurden Meiers Beine sichtbar, dann sein Gesäß, dann
sein Rücken. Einmal schrie er grell auf.

    »Ruhe jetzt!«, polterte der mit dem Funkgerät und winkte
dem Krankenwagenteam. Die zwei Sanitäter kamen mit einer Trage angelaufen und
legten sie neben den Lancia.

    »Richtig gut«, sagte Milan. »Sieh mal, der Kerl unter dem
Auto ist glatt durchgekrochen, der Mann hat Nerven.«

    »Achte darauf, ob einer der Zivilisten Meier kennt oder
irgendeiner mit ihm redet.« Grau holte mit dem Zoomobjektiv jeden der
Beteiligten nahe heran; er fotografierte ununterbrochen.

    Meier war jetzt außerhalb des Lancia und sackte zusammen.
Sie legten ihn auf die Trage und brachten ihn weg.
    Der Mann, der unter dem Auto durchgekrochen war, klopfte
sich den Straßendreck von seinem Monteursanzug. Er sagte klar: »Wenn du mich
fragst, hier ist keine Bombe. Da ist nichts.«

    »Und im Wagen?«, fragte der mit dem Funkgerät.
    »Gehe ich jetzt an. Aber ich glaube: Fehlanzeige.«
    »Heh«, sagte Milan. »Guck mal, einer von den Zivilisten

    geht zum Krankenwagen. Er will mit Meier reden.«

    »Ich habe den Kerl ganz scharf«, verkündete Grau. »Aber wir
sollten jetzt langsam sehen, dass wir uns dünnemachen.«
    »Kein Problem«, sagte Milan.

    »Das Leben kann manchmal richtig spannend sein.« Sigrid
Polaschke strahlte. »Jetzt kriegen alle Kartoffelsalat.«

    »Nicht jetzt«, widersprach Milan. »Jetzt müssen wir türmen.
Und du weißt von nichts!«

    »Das ist nicht fair«, maulte sie.

    »Wir planen dich ein«, versprach Grau. »Du wirst richtig
rangenommen.«

    »Ja und? Und meine Pension?«

    »Was hast du gegen Nachtschichten, Täubchen?« Milan stand
im halbdunklen Flur und strahlte sie an.

    »Wenn ich sie mit dir machen kann, ist es in Ordnung«,
sagte sie beruhigt. »Uh, ist das spannend.«

    »Das können wir arrangieren«, versprach Grau. »Und jetzt
schnell, Klamotten packen. Können wir irgendwie über die Hinterhöfe raus?«

    Sigrid nickte. »Na sicher. Meine Mama wohnt um die Ecke
in der Kniephofstraße. Sie ist ein bisschen verrückt in letzter Zeit, aber
nicht schlecht.«

    »Du bleibst hier und weißt von nichts«, bestimmte Milan.
»Wir melden uns.«

    »Noch was«, setzte sie tapfer hinzu. »Pass auf dich auf.
Ich habe nur dich, ich will ja nicht …«

    »Schon gut«, tröstete Milan weich. »Wir schaffen das
schon.«

    Grau sagte: »Wenn wir hier raus sind, bringst du sofort
mein Zimmer in Ordnung, Bett neu beziehen und so weiter. Meier wird ihnen
sagen, dass er mich beschattet hat, und sie werden sofort hierherkommen, um
mich zu finden. Du sagst, ich sei hier gewesen und nach einer Nacht wieder ausgezogen.
Klar? Und sei cool.«

    »Klar, ich kann gut mit den Bullen umgehen. Sie glauben
mir zwar nie, aber weiter kommen sie damit auch nicht.« Sie lachte ganz
beglückt.

    Milan ging voran. »Es ist in der Parallelstraße. Du
solltest dir den Weg merken. Durch den Keller in den Hof, dann durch die
Einfahrt.« Er blieb stehen. »Es ist wichtig, zu wissen, wie das hier im Viertel
läuft. Du kannst auf diese Weise drei, vier Straßen in sechs oder sieben
Minuten schaffen, niemand kann dir folgen.«

    »Hoffentlich brauche ich es nie«, sagte Grau. »Was hast
du mit Meier wirklich gemacht?«

    »Er kam zu sich, wollte mich angreifen. Da habe ich ihn
etwas härter angepackt.«

    »Was heißt das, Milan?«

    »Er wird Schwierigkeiten haben. Sechs Wochen Gips an
beiden Unterarmen.«

    »Mist!« Grau gestikulierte wild mit den Händen. »Sag
nicht, dass das notwendig war.«

    »Es war notwendig«, sagte Milan und ging weiter.

    »Bleib stehen!«, schrie Grau. »Wir müssen das klarstellen.
Was hat das gebracht? Nichts! Nichts als dass dieser Meier dich und mich hassen
wird, solange er lebt. Nichts als dass alle Kollegen von Meier uns verbissen
suchen werden, weil sie wütend sind. Wütende Behördenhengste spielen ihre Macht
aus. Dagegen sind wir ziemlich klein.«

    Milan lehnte sich gegen die graue Kellerwand, an die jemand
in kindlicher Krakelschrift Das Leben
kotzt mich an! gesprüht hatte. Er sah Grau nicht an, er starrte auf irgendeinen
fernen Punkt.

    »Gut, du bist der Chef. Aber du hast gesagt, ich bin dein
Schatten. Sicher bist du ein kluger Mann, aber du hast keine Ahnung von diesen
Dingen, ich meine, von dieser schmutzigen Welt.

    Du suchst einen Mann mit viel Geld und viel Koks. Kann
sein, dass dieser Mann

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