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Kurs auf Spaniens Kueste

Kurs auf Spaniens Kueste

Titel: Kurs auf Spaniens Kueste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick O'Brian
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erleben ... Ihr Zug übrigens.«
    »Ich weiß«, antwortete Stephen scharf. Er warf James einen Blick zu und bemerkte überrascht den Ausdruck nackter, unverhüllter Pein auf dessen Gesicht. Die Zeit übte nicht, wie er erwartet hatte, ihre heilende Wirkung auf Dillon aus, im Gegenteil. Das Gespenst des amerikanischen Schiffs stand für ihn immer noch am Horizont. »Aber würden Sie mir denn nicht zustimmen, daß wir schon einige Gefechte erlebt haben?«
    »Diese Scharmützel? Nein, ich dachte an etwas in größerem Rahmen.«
    »Nein, Mr. Watt«, sagte der Zahlmeister und hakte den letzten Posten ihrer privaten Aufstellung ab, die ihm und dem Bootsmann garantierte, daß sie dreizehneinhalb Prozent an den Vorräten verdienten, wenn sich ihre beiden Zuständigkeitsbereiche überlappten. »Sagen Sie, was Sie wollen, aber dieser junge Dachs wird es noch schaffen, die Sophie am Ende zu verlieren. Schlimmer noch: Er wird uns alle entweder ums Leben oder in Gefangenschaft bringen. Und ich habe wirklich nicht vor, meine letzten Jahre in einem französischen oder spanischen Kerker zu schmachten oder gar sonnengedörrt über meinem eigenen Gestank an die Ruderbank einer algerischen Galeere gekettet zu sein. Ich möchte auch nicht, daß mein Charlie so elend krepiert. Deshalb lasse ich mich versetzen. Zugegeben, unser Beruf hat seine Risiken, und daß er sie eingeht, nehme ich ihm nicht übel. Aber verstehen Sie mich recht, Mr. Watt: daß er die berufsüblichen Risiken eingeht, nicht diese. Keine verdammten Hauruck-Attacken auf schwerbewaffnete Landbatterien, kein nächtliches Promenieren vor der Küste, als sei sie unser Eigentum. Und kein Wasserbunkern in allen Ecken und Winkeln, nur um noch länger draußen bleiben zu können. Und keine Hetzjagd auf alles, was er sieht, egal, wie groß und stark es ist. Sein Glück zu machen ist eine feine Sache; aber wir dürfen nicht glauben, daß wir’s gepachtet haben, Mr. Watt.«
    »Sehr richtig, Mr. Ricketts«, antwortete der Bootsmann. »Offen gestanden bin ich mit dieser Herumbolzerei auch nicht einverstanden. Aber Sie liegen weit daneben, wenn Sie glauben, daß er nur sein Glück machen will. Nehmen Sie zum Beispiel diese neue Ankertrosse hier: Besseres Tauwerk werden Sie nirgends finden. Und es hat keinen Marinefaden«, fügte er hinzu, den Tampen mit seinem Marlspieker aufdröselnd. »Hier, sehen Sie selbst. Und warum fehlt der Marinefaden, Mr. Ricketts? Weil diese Trosse nicht aus der Marinewerft kommt, deshalb. Der halsabschneiderische Pfennigfuchser Brown hat sie nie zu Gesicht bekommen, weil Goldilocks sie aus der eigenen Tasche bezahlt hat. Ebenso wie die Farbeimer, auf denen Sie sitzen.«
    Du bösartiger, fettgefressener Sohn einer räudigen Hündin, hätte er noch hinzugefügt, wenn er nicht ein so friedliebender, stiller Mann gewesen wäre und wenn nicht die Trommel zur Nachtruhe gerufen hätte.
    »Ruft meinen Bootsführer«, sagte Jack nach dem Zapfenstreich. Der Befehl lief durch die Decks — los, George, zum Kommandanten, George, jetzt geht's dir an den Kragen, haha, George kriegt 'ne Abreibung —, und Barret Bonden meldete sich zur Stelle. »Bonden, ich brauche den Kutter. Sorgen Sie dafür, daß die Crew Staat macht: gewaschen, rasiert und ordentlich angezogen, mit Strohhüten, Guernsey-Frocks und Bändern.«
    »Aye, aye, Sir«, antwortete Bonden mit unbewegtem Gesicht, aber innerlich vor Neugier brennend. Rasiert? Herausgeputzt? An einem Dienstag? Am Donnerstag und Sonntag trat die Besatzung in ihrem besten Zeug nach Divisionen zur Musterung an. Und nun sollten sie sich am Dienstag rasieren —an einem Dienstag auf See! Er eilte zum Schiffsbarbier, und bis die halbe Kuttercrew so rosig und glatt aussah, wie dessen Kunst es schaffte, zeichnete sich auch des Rätsels Lösung ab. Sie rundeten Kap Dartuch, und an Steuerbord voraus kam Ciudadela in Sicht. Statt nun mit Nordwestkurs stetig weiterzulaufen, hielt die Sophie auf die Stadt zu und drehte auf fünfzehn Faden Wassertiefe mit backgestelltem Vorbramsegel bei, eine Viertelmeile von der Mole entfernt.
    Schnell schritt James die Front der angetretenen Kuttercrew ab. »Wo ist Simmons?« fragte er.
    »Krank gemeldet, Sir«, antwortete Bonden und fügte leise hinzu: »Heute ist sein Geburtstag.«
    James nickte. Es war nicht sehr klug gewesen, Davies als Ersatz für Simmons zu nehmen; er war zwar gleich groß, und der Strohhut mit dem Band, das den eingestickten Namenszug der Sophie trug, stand ihm gut; aber er war ein

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