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Kurs auf Spaniens Kueste

Kurs auf Spaniens Kueste

Titel: Kurs auf Spaniens Kueste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick O'Brian
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Anblick: schmutzig, unrasiert, verdattert, die besten Landgangskleider besudelt und zerrissen. In der Kuhl stank es nach Fusel, kaltem Rauch, ausgespucktem Kautabak, Schweiß und Huren. »Die Peitsche scheint ihnen nicht viel auszumachen. Aber sie werden sich wundern, wenn ich erst diesen stummen Neger zum Bootsmannsgehilfen befördert habe, King heißt er wohl. Und eine richtige Gräting aufriggen lasse. Danach werden sie sich’s dreimal überlegen, ehe sie wieder so über die Stränge schlagen.«
    Enttäuschungen ... Die Ballen besten Segeltuchs Nummer drei und vier, die er bestellt und aus eigener Tasche bezahlt hatte, waren nicht rechtzeitig geliefert worden. In den Geschäften war das Liektau ausgegangen. Sein Vater hatte brieflich in begeisterten Tönen von einer Wiederverheiratung gesprochen, von den großen Vorteilen einer weiblichen Oberaufsicht im Haushalt, den Annehmlichkeiten des Ehestands in jeder Hinsicht und den Verpflichtungen gegenüber der Gesellschaft. Vermögen und Stand seien dagegen von untergeordneter Bedeutung, behauptete General Aubrey, denn eine Ehefrau gewinne gesellschaftlichen Rang durch ihren Mann; Herzensgüte sei das einzige, was zähle. Der Altersunterschied zwischen noch nicht vierundsechzig und Anfang Zwanzig sei ganz unwichtig. Die Worte »ein alter Hengst mit einer jungen —« waren ausgestrichen worden, dafür deutete ein Pfeil von »weiblicher Oberaufsicht im Haushalt« auf die Randbemerkung: » Genauso wie Dein Erster Offizier, wage ich zu behaupten.«
    Jack blickte zu seinem Ersten hinüber, der auf der anderen Seite des Achterdecks dem jungen Lucock zeigte, wie ein Sextant zu halten und das Bild der Sonne auf die Kimm zu setzen war. Lucocks ganzes Gehabe verriet unterdrücktes, aber intensives Entzücken darüber, daß er dieses Geheimnis zu verstehen begann, und wahrscheinlich auch über die als Auszeichnung empfundene Zuwendung. Bei seinem Anblick bekam Jacks düsterer Kokon den ersten Riß; gleichzeitig beschloß er, südlich um die Insel herum zu segeln und in Ciudadela einen Zwischenstopp einzulegen. Er würde sich mit Molly treffen — wahrscheinlich lag alles nur an einem albernen kleinen Mißverständnis, das sich schnell aufklären ließ. Sie konnten in dem von hohen Mauern umgebenen Garten über der Bucht eine wunderbare Stunde verbringen.
    Weit draußen hinter St. Philip zog sich eine dunkle, gerade Linie über die See und kündigte eine auffrischende Brise an, hoffentlich aus West. Nach zwei anstrengenden Stunden bei steigender Hitze erreichten sie verschwitzt den Windstrich, setzten Barkasse und Kutter wieder ein und machten alles klar zum Segeln.
    »Sie können innen zwischen Ayre Island durchlaufen«, sagte Jack.
    »Südlich herum, Sir?« fragte der Master überrascht, denn der direkte Kurs nach Barcelona führte nördlich um Menorca, und der Wind stand günstig.
    »Jawohl, Sir«, sagte Jack kurz angebunden.
    »Neuer Kurs Südwest«, wies der Master den Rudergänger an.
    »Südwest liegt an«, bestätigte der Mann, als sich die Segel mit sanftem Drängen füllten.
    Der Wind kam von der offenen See her, sauber, salzig und herb, und schob das ganze Elend beiseite. Leben kehrte in die Sophie zurück, sie legte sich, Fahrt aufnehmend, leicht über, und als Jack den Arzt von seiner Ulmenpumpe nach achtern kommen sah, sagte er zu ihm: »Mein Gott, es ist doch eine Freude, wieder auf See zu sein. Fühlen Sie sich nicht auch wie ein Dachs im Faß, wenn Sie an Land sind?«
    »Ein Dachs im Faß?« Stephen dachte an die Dachse, die ihm schon begegnet waren. »Nein, überhaupt nicht.«
    Leise und entspannt begannen sie sich über Dachse zu unterhalten, über Dachse, Ottern und Füchse — über das Aufspüren von Füchsen, ihre Schlauheit, Hinterlist, Ausdauer und über ihr gutes Gedächtnis. Über die Jagd auf Rotwild, auf Wildschweine ... Und während sie plauderten, zog die Slup dicht unter der Küste Menorcas ihres Wegs.
    »Ich erinnere mich an ein ausgezeichnetes Wildschweinragout«, sagte Jack, wieder in blendender Laune, »das ich mit Ihnen gegessen habe, als wir zum erstenmal miteinander speisten. Sie mußten mir damals erst erklären, was es war, haha! Erinnern Sie sich?«
    »Ja, und wir sprachen damals auch über das Katalanische, was mich auf etwas bringt, das ich Ihnen schon gestern abend erzählen wollte. James Dillon und ich machten einen Spaziergang bis hinter Ulla, um die alten Steindenkmäler zu besichtigen — zweifellos Druidensteine —, und zwei

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