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Kurs auf Spaniens Kueste

Kurs auf Spaniens Kueste

Titel: Kurs auf Spaniens Kueste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick O'Brian
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leicht abgewandelt, war auch Stephen gekommen.
    »Was ist das für ein Gericht, von dem er sprach?« fragte er Jack später. »Gibt es das wirklich, oder meinte er's im übertragenen Sinn?«
    »Oh, das ist wirklich genug«, antwortete Jack.
    »Kapitän Ferris hat sich doch gewiß nicht schuldig gemacht? Niemand kann behaupten, daß er flüchtete oder nicht mit vollem Einsatz kämpfte.«
    »Aber er hat sein Schiff verloren. Jeder Kommandant eines Kriegsschiffes, das verlorenging, muß sich dafür vor einem Kriegsgericht verantworten.«
    »Verstehe. In seinem Fall zweifellos eine bloße Formalität.«
    »In seinem Fall ja«, sagte Jack. »Sein Pessimismus ist unbegründet. Nur ein Alptraum in wachem Zustand, nehme ich an.«
    Doch schon am nächsten Tag, als er mit Mr. Dalziel in die Stadt ging, um die Besatzung der Sophie in ihrer umfunktionierten Kirche zu besuchen und sie von der Verhandlung über das Schicksal der Gefangenen zu unterrichten, kam ihm Ferris' Besorgnis nicht mehr ganz so unbegründet vor. Er eröffnete den Sophies, daß sowohl sie als auch die Besatzung der Hannibal ausgetauscht werden sollten — schon zu Mittag würden sie in Gibraltar sein und Pökelfleisch mit Erbspüree essen, nicht mehr diesen ausländischen Fraß. Obwohl er als Erwiderung auf den Jubel, den die Nachricht auslöste, lächelnd seinen Hut schwenkte, lastete ein dunkler Schatten auf seinem Gemüt.
    Er vertiefte sich noch, als er in Caesars Barkasse die Bucht überquerte und danach im Vorzimmer des Admirals warten mußte, um seinen Bericht zu erstatten. Es hielt ihn nicht lange auf seinem Stuhl, immer wieder sprang er hoch, lief auf und ab oder unterhielt sich mit anderen Offizieren, die in dringenden Geschäften vom Schreiber vorgelassen wurden. Es überraschte ihn, daß er immer noch zu seinem Gefecht mit der Cacafuego beglückwünscht wurde — ihm schien das schon eine halbe Ewigkeit her zu sein, ein Ereignis wie aus einem anderen Leben. Aber die Gratulationen (obwohl zahlreich und freundlich) hatten etwas von einer Pflichtübung, denn die allgemeine Stimmung war nicht nur ernst, sondern vorwurfsvoll und tief deprimiert, man vergrub sich in harte Arbeit und erging sich in sinnlosen Erörterungen darüber, was hätte anders gemacht werden müssen.
    Als er endlich vorgelassen wurde, fand er Sir James fast so gealtert und verbraucht wie zuvor schon Kapitän Ferris. Die seltsamen, von schweren Lidern halb verdeckten Augen des Admirals musterten ihn ohne jeden Ausdruck, als er seine Meldung machte. Sir James unterbrach ihn mit keinem Wort, äußerte weder Lob noch Tadel, und diese Verschlossenheit machte Jack so nervös, daß er in abschweifende Erläuterungen und Entschuldigungen ausgebrochen wäre, hätte er nicht wie ein Schuljunge seine vorbereiteten Stichworte von einem Kärtchen ablesen können, das er in der Handfläche verbarg. Der Admiral war offensichtlich todmüde, erfaßte mit seiner schnellen Auffassungsgabe aber dennoch die wichtigsten Fakten in Jacks Bericht und notierte sie auf einem Blatt Papier.
    »Wie beurteilen Sie den Zustand der französischen Schiffe, Captain Aubrey?« fragte er.
    »Die Desaix ist wieder flott, Sir, und ziemlich intakt, ebenso die Indomptable. Bei der Formidable und der Hannibal bin ich mir nicht sicher, aber alle sind auf keinen Fall voll Wasser gelaufen. In Algeciras geht das Gerücht um, daß Admiral Linois gestern drei Offiziere und einen weiteren heute morgen nach Cadiz gesandt hat, um die Spanier und Franzosen zu bitten, ihn hier herauszuhauen.«
    Admiral Saumarez strich sich über die Stirn. Er war überzeugt gewesen, die französischen Schiffe würden nie wieder flottkommen, und hatte dies auch in seinem Bericht nach London geschrieben. »Also vielen Dank, Captain Aubrey«, sagte er nach einer Weile, worauf Jack sich erhob. »Ich sehe, Sie tragen noch Ihren Säbel.«
    »Jawohl, Sir. Der französische Kapitän war so freundlich, ihn mir zurückzugeben.«
    »Sehr anständig von ihm. Ich bin überzeugt, daß Sie dieses Kompliment verdient haben. Das Kriegsgericht wird zweifellos zu demselben Schluß kommen. Dennoch entspricht es der Etikette, uns Ihre Waffe bis zur Verhandlung auszuhändigen. Wir werden uns Ihrer Sache so bald wie möglich annehmen — der arme Ferris muß natürlich nach England, aber um Sie können wir uns hier kümmern. Sie sind auf Ehrenwort beurlaubt, nehme ich an?«
    »Jawohl, Sir. Bis zu einem Austausch.«
    »Was für ein Jammer. Ich könnte Ihre Hilfe gebrauchen

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