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Kurs auf Spaniens Kueste

Kurs auf Spaniens Kueste

Titel: Kurs auf Spaniens Kueste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick O'Brian
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aufmerksam gelauscht hatte, wackelte vergnügt mit dem Kopf und grinste ebenfalls.
    »Machen Sie sich wirklich so viel aus Geld?« fragte Stephen.
    »Ich liebe es leidenschaftlich«, beteuerte Jack mit Inbrunst. »Schließlich war ich mein Lebtag lang ein armer Schlucker und möchte endlich reich werden.«
    »Wie wahr«, murmelte draußen der Wachtposten.
    »Auch mein Vater, Gott segne ihn, war arm wie eine Kirchenmaus«, fuhr Jack fort. »Aber dabei so freigebig wie ein Sommerregen. Als ich Kadett war, zahlte er mir fünfzig Pfund Taschengeld im Jahr, das war damals eine Menge Geld für mich — oder wäre es gewesen, wenn er den Heuerbaas hätte überreden können, es mir auch auszuzahlen. Gott, wie habe ich gelitten, damals auf der alten Reso — immer diese Messebons, Wäscherechnungen und meine ausgewachsene Uniform ... Kein Wunder, daß mir Geld viel bedeutet. Doch ich glaube, wir sollten jetzt aufbrechen — das waren eben zwei Glasen.«
    Jack und Stephen waren in die Messe eingeladen, wo sie das Spanferkel kosten sollten, das die Offiziere in Livorno gekauft hatten. James Dillon hieß sie willkommen; auch der Master, der Zahlmeister und Mowett erwarteten sie schon, als sie eintraten. Der Raum lag im Halbdunkel, denn die Messe hatte keine Fenster, nur vorne ein kleines Oberlicht. Obwohl Sophies eigenartige Bauweise eine luxuriöse Kommandantenkajüte ermöglichte (richtig luxuriös allerdings nur, wenn man diesem Kommandanten die Beine überm Knie abgesägt hätte), unbeeinträchtigt von den sonst üblichen Heckkanonen, so brachte sie es doch mit sich, daß die Offiziersmesse tiefer lag als die Kuhl, und zwar auf einer Art Halbdeck, was sie fast zu einem Orlop machte.
    Anfangs verlief das Dinner recht steif und formell, obwohl sie im Schein einer prächtigen silbernen Hängelampe aus Byzanz speisten, die Dillon auf einer türkischen Galeere erbeutet hatte; auch wurde ein ausnehmend edler Wein serviert, denn der Erste war nach Marinebegriffen wohlhabend, wenn nicht gar reich. Jeder kehrte seine besten Tischsitten hervor und wartete darauf, daß Jack den Ton angab, was sein Vorrecht als Kommandant war. Aber so viel Ehrerbietung und respektvolle Aufmerksamkeit verlangten von ihm, daß er Worte äußerte, die derartiger Referenz auch würdig waren — was ihn als Mann der Tat, der es gewohnt war, sich ganz normal zu unterhalten, ständig unterbrochen zu werden, Widerspruch zu ernten oder einfach überhört zu werden, ziemlich ermüdete. Hier mußte alles, was er sagte, Gewicht besitzen, und unter dieser Last begann sich seine Stimmung bald zu verdüstern. Die Herren Marshall und Ricketts hockten wortkarg da, sagten höchstens danke oder bitte und löffelten ihre Suppe mit einer schrecklichen Zielstrebigkeit. Der junge Mowett blieb selbstverständlich stumm, wie es seiner Jugend zukam. Dillon bemühte sich eifrig, aber vergeblich um ein Tischgespräch, und Stephen Maturin wirkte gedankenverloren.
    Erst das Spanferkel rettete das melancholische Fest. Von einem Stolpern des Stewards katapultiert und beschleunigt von einem plötzlichen Rollen der Sophie , rutschte es dem Mann von der Servierplatte und flog Mowett in den Schoß. Das anschließende brüllende Gelächter und Durcheinander machte aus den Gästen wieder Alltagsmenschen, und die Entspannung währte lange genug, daß Jack freudig die Gelegenheit ergreifen konnte, auf die er von Anfang an gewartet hatte.
    »Na denn, meine Herren«, begann er, nachdem sie auf des Königs Gesundheit getrunken hatten, »ich habe Ihnen eine erfreuliche Mitteilung zu machen, erfreulich für alle. Das heißt, falls Mr. Dillon mir gestattet, an seinem Tisch von Dienstangelegenheiten zu sprechen. Der Admiral schickt uns auf einen unabhängigen Einsatz hinunter zum Kap Náo. Und ich konnte Dr. Maturin dazu überreden, an Bord zu bleiben und uns wieder zusammenzuflicken, falls uns Feindeswut dabei in Stücke reißen sollte.«
    »Hurra — gut gemacht — hört, hört — das lob ich mir — formidabel ...« Alle riefen freudig durcheinander und dankten Stephen mit so offener Begeisterung, daß dieser ganz gerührt wurde.
    »Lord Keith war entzückt, als ich ihm davon berichtete«, fuhr Jack fort. »Sagte, er beneide uns immens ... Hat selbst keinen Arzt auf seinem Flaggschiff ... Als ich ihm von Mr. Days Gehirn erzählte, war er ganz verblüfft ... Rief nach seinem Fernglas und betrachtete unseren Stückmeister, wie er an Deck in der Sonne lag ... Schrieb sofort eigenhändig die

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