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Kurschatten: Ein Sylt-Krimi

Kurschatten: Ein Sylt-Krimi

Titel: Kurschatten: Ein Sylt-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Pauly
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konzentrieren.«
    Erik spürte den Widerstand in der Nähe seines Herzens. Wiebke! Welches Spiel spielte sie mit ihm? Was hatte der Kuss wirklich für sie bedeutet? Und warum hatte sie es sogar so weit getrieben, von Liebe auf den ersten Blick zu sprechen? »Wir haben nur Vermutungen, sonst nichts.«
    »Na, hören Sie mal, Chef!« Sören setzte sich sehr aufrecht hin, was seine Art war, Empörung auszudrücken. »Wiebke Reimers schleicht sich bei Ihnen ein, indem sie behauptet, Reporterin der Mattino zu sein.«
    »Was wir ihr geglaubt haben, ohne es uns beweisen zu lassen.«
    »Außerdem trägt sie zwei Anstecknadeln mit den Fotos von Klaus Matteuer und Matilda Pütz mit sich rum. Und die Telefonnummer des Pflegeheims, in dem der arme Matteuer vor sich hin vegetiert.«
    »Wollen Sie der Staatsanwältin etwa erzählen, woher Sie das wissen?«, provozierte Erik zurück.
    »So’n Schiet«, schimpfte Sören, der gern auf Friesisch fluchte, weil es seiner Meinung nach freundlicher klang.
    Erik erschien der Zeitpunkt günstig, ein weiteres Geständnis anzufügen. Sörens Laune war bereits auf dem Tiefpunkt, weiter konnte sie nicht sinken. »Ich habe übrigens noch was gemacht, was nicht astrein war.«
    Sören drehte sich zu Erik, der stur geradeaus sah. Niemand sollte merken, dass er gerade von einer kurzen, aber berauschenden Verliebtheit Abschied nahm. Auch Sören nicht. »Ich habe Wiebke Reimers’ Tasse beiseitegestellt. Falls uns in den Sinn kommen sollte, ihre Fingerabdrücke vergleichen zu lassen …«
    »Mit welchen?«, fragte Sören. Aber als Erik schwieg, gab er sich die Antwort selbst: »Mit denen an dem Fensterrahmen? Und auf dem Stein, mit dem das Fenster eingeworfen wurde?«
    »Tove Griess gibt zu, den Rahmen angefasst zu haben, aber nur aus Neugier. An dem Stein finden sich seine Spuren nicht.«
    Sören konnte es nicht fassen. »Sie meinen also, während die Demo sich nähert, nimmt die Reimers einen Stein, wirft das Fenster ein, steigt in das Baubüro und rammt Dennis Happe ein Messer in den Rücken?«
    Mal wieder merkte Erik, dass aus Gedanken, sobald sie in Worte gefasst waren, schnell unsinnige Behauptungen wurden. Die Frau, die er geküsst hatte, eine eiskalte Mörderin? Nein, niemals!
    Sören drehte sich zurück und starrte wieder auf die Straße. »Trotzdem können Sie die Tasse ja erst mal da lassen, wo sie ist. Falls wir sie später noch mal brauchen.«
    Das war eindeutig ein Versöhnungsangebot, für das Erik sehr dankbar war. Noch erleichterter war er, als Sören das Thema wechselte. »Eigentlich gibt es keinen Grund mehr, darüber zu schweigen, wer Ludo auf dem Gewissen hat. Es hat keine einzige Aussage gegeben. Anscheinend hegt niemand einen Verdacht.«
    »Ich habe Corinna versprochen zu schweigen. Sie macht sich Sorgen, dass die Sylter noch aggressiver gegen sie vorgehen, wenn bekannt wird, dass ihre Schwester ein Gemeinderatsmitglied umgebracht hat.«
    »Wäre doch nicht schlimm«, antwortete Sören ungerührt. »Dann ist endlich Schluss mit Matteuer-Immobilien auf Sylt. Soll die Firma sich doch woanders eine goldene Nase verdienen! Fragen Sie mal Ihre Kinder und Ihre Schwiegermutter! Die sind froh, wenn die Matteuer endlich abhaut.«
    Erik wusste nicht, was er antworten sollte, denn natürlich sah er ein, dass Sören recht hatte. »Andererseits hilft es uns im Fall Dennis Happe auch nicht weiter«, meinte er schließlich. »Der Fall Ludo Thöneßen ist geklärt. Wir können ihn zu den Akten legen.«
    »Und die Hintergründe, die Ihnen so wichtig erschienen?«
    »Es scheint keine zu geben.«
    Erik war froh, als sein Handy klingelte. Er gab Sören einen Wink, damit er es aus seiner Jackentasche zog, die auf dem Rücksitz lag.
    Sören sah aufs Display. »Vetterich«, sagte er nur und nahm das Gespräch an. Wie immer beschränkte sich Vetterich auf das Notwendigste, und das Telefonat war bald beendet. »Vetterich hat eine interessante Entdeckung gemacht«, sagte Sören und dachte kurz darüber nach, ob die Entdeckung wirklich interessant war. »Er hat festgestellt, dass die Spuren am Badezimmerfenster von Dennis Happes Wohnung sich mit den Spuren decken, die er am Fenster des Baubüros und auf dem Stein gefunden hat.«
    Erik bremste und fuhr an den Straßenrand. »Der Mörder war also auch in Dennis’ Wohnung? Warum?«
    Sören gab ihm ein Zeichen weiterzufahren. Als Erik nicht reagierte, stieg er aus und ging um den Wagen herum. Er öffnete die Fahrertür und sagte: »Lassen Sie mich ans

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