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Kurschatten: Ein Sylt-Krimi

Kurschatten: Ein Sylt-Krimi

Titel: Kurschatten: Ein Sylt-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Pauly
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eingetroffen«, raunte er seinem Chef zu.
    »Hat es sich also schon rumgesprochen?« Erik kniff die Augen zusammen. »Ist Wiebke Reimers etwa auch schon da?«
    Sören schüttelte den Kopf. »Mal sehen, wie lange es dauert, bis sie hier auftaucht. Und wenn sie kommt … wie gehen wir dann mit ihr um? Sprechen wir sie auf die Anstecknadeln in ihrer Tasche an?«
    Darüber hatte Erik noch nicht nachgedacht. Und da er kein Freund von schnellen Entscheidungen war, mochte er diese Frage noch nicht beantworten. »Haben Sie mit Jacqueline gesprochen?«
    »Sie sagt, Sila Simoni hätte sie gestern, bevor sie das Haus verließ, gebeten, die Sauna anzustellen. Sie wollte sie dann abstellen, bevor sie schlafen ging. Heute Morgen ist Jacqueline aufgefallen, dass die Sauna noch lief. Sie dachte, die Simoni hätte vergessen, sie abzustellen. Als Jacqueline das erledigen wollte, hat sie dann die Leiche entdeckt.«
    Erik nickte, als hätte Sören ihm eine Aussage weitergegeben, die den Fall von Grund auf änderte.
    »Was ist los, Chef?«, fragte sein Assistent besorgt. »Woran denken Sie?«
    Erik sprach sehr langsam und leise. »An den Auffahrunfall nach Sila Simonis Ankunft auf Sylt. Und den Jähzorn von Tove Griess.«

D ie Tür sprang auf, und eine wütende Stimme fuhr auf Mamma Carlotta zu. »Was machen Sie da mit meinen Schuhen, Signora? Was schleichen Sie überhaupt hier hinten rum? Wieso kommen Sie nicht durch die Eingangstür wie sonst auch?«
    Mamma Carlotta verschlug es so schnell nicht die Sprache, das wusste auch in ihrem Dorf jeder. Ausnahmen gab es nur, wenn sie verlegen und schuldbewusst war. So wie jetzt! »Allora … ich wollte nur …« Sie merkte, dass ihr die Röte ins Gesicht stieg und ihr der Schweiß ausbrach, obwohl die Luft kalt war und der Wind jeden Atemzug spürbar machte. »Ich dachte gerade …« Dann wurde ihr klar, dass es keine Ausrede gab, die halbwegs glaubhaft erschien. »Ich mache mir Sorgen«, stieß sie mit so großem Ernst hervor, dass Toves Wut schlagartig in sich zusammenfiel.
    »Rein mit Ihnen«, sagte er barsch und hielt die Küchentür auf. »Und dann erzählen Sie mir mal in Ruhe, was mit meinen Tretern los ist.«
    Mamma Carlotta betrat die Küche nur ungern. Sie wusste, in welchem Zustand sie sich befand, sie kannte die Unordnung und den Fettfilm, mit dem hier alles überzogen war. Seit sie die Küche das letzte Mal betreten hatte, war eine Weile vergangen, und es war ihr gelungen, das Schlimmste zu verdrängen. Doch nun war die Erinnerung wieder da, und sie würde in den nächsten Tagen Mühe haben, ihren Cappuccino zu trinken, ohne sich Gedanken über den Aufbewahrungsort der Milch zu machen.
    Beim nächsten Schritt rutschte sie auf dem schmierigen Fettfilm des Fußbodens aus und konnte sich gerade noch mit einem verzweifelten Griff nach einem eingestaubten, klebrigen Mayonnaiseeimer retten. Während sie um die Theke herumging, um ihren Platz auf einem der Barhocker einzunehmen, wischte sie sich unauffällig die Hände an einem Spültuch ab.
    Fietje, der während der Nebensaison noch häufiger in Käptens Kajüte saß als im Sommer, betrachtete sie erstaunt. »Warum kommen Sie durch die Küche?«, fragte er.
    »Das würde mich auch interessieren«, polterte Tove los. »Ich habe die Signora dabei erwischt, wie sie meine Turnschuhe beäugt hat.«
    Fietje schob seine Bommelmütze nach hinten und strich sich über seinen ungepflegten Bart, der in einigen Flusen sogar bis zum Reißverschluss seines dunkelblauen Troyers reichte. »He?«
    »Allora, das ist so …«, begann Mamma Carlotta und wagte nicht, um ein Glas Rotwein zu bitten, das sie für ihr Geständnis gut hätte gebrauchen können. »Ich komme gerade aus dem Squashcenter …«
    »Aha! Ihnen fehlte ein Paar Turnschuhe, und da dachten Sie sich einfach …«
    Mamma Carlotta unterbrach Toves Rede mit einer ärgerlichen Handbewegung. »Che sciocchezza! Aber es gibt hinter der Sauna einen Schuhabdruck. Der sieht so aus, als passte er zu Ihren Turnschuhen! Waren Sie dort?«
    Toves Unterlippe sackte herab, er glotzte Mamma Carlotta verständnislos an. »Bin ich ein Spanner? Da können sich höchstens Fietjes Spuren finden!«
    Carlotta wandte sich an Fietje. »Haben Sie auch so große Füße?«
    Fietje streckte wortlos einen Fuß um die Theke herum. Seine Schuhe konnten höchstens Größe 42 haben.
    Mamma Carlotta nickte und wandte sich wieder an Tove, der mit verschränkten Armen hinter der Theke stand und die Brust herausreckte, als wollte

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