Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kurschatten: Ein Sylt-Krimi

Kurschatten: Ein Sylt-Krimi

Titel: Kurschatten: Ein Sylt-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Pauly
Vom Netzwerk:
können, warum sie regelmäßig in Käptens Kajüte einkehrte, obwohl der Wirt und sein einziger Stammgast einen denkbar schlechten Ruf hatten.
    »Sie wissen ja, wo’s langgeht.«
    Im Nu stand sie wieder auf dem Fettfilm des Küchenfußbodens. Keinen Augenblick zu früh! Schon hörte sie Eriks Stimme: »Moin!«

A us Toves linkem Mundwinkel schaute ein Zahnstocher und bewegte sich im Rhythmus seines nervösen Kauapparats. »Moin! Die Herren von der Polizei? Wie komme ich zu der Ehre?«
    Erik und Sören ließen sich an der Theke nieder, warfen Fietje einen kurzen Blick zu, kümmerten sich aber nicht weiter um ihn. Fietje beugte sich über sein Bierglas und schob die Bommelmütze so tief wie möglich in die Stirn.
    »Wo waren Sie letzte Nacht, Herr Griess?«, fragte Erik ohne Umschweife.
    Tove sah ihn an, als verstünde er den Sinn dieser Frage nicht. »Wo ein anständiger Mensch hingehört, Herr Hauptkommissar. Im Bett!«
    »Kann das jemand bezeugen?«
    »Sie wissen doch, dass ich allein lebe. Oder meinen Sie, ich hätte letzte Nacht eine Frau bei mir gehabt? Sehr schmeichelhaft, Herr Hauptkommissar!«
    Er spie seinen Zahnstocher zu Boden, wo der neben einen anderen rollte, den Tove auf gleiche Weise entsorgt hatte.
    Erik blickte den Zahnstocher nachdenklich an, während Sören sagte: »So einen hat die KTU …«
    »Was soll das sein?«, unterbrach Tove ihn.
    »… die Kriminaltechnische Untersuchungsstelle soeben an einem Tatort gefunden und als eventuelles Beweisstück sichergestellt. Nun würden wir uns gerne ein wenig hier umsehen. Hier und natürlich auch in Ihrer Wohnung.«
    »So lange«, ergänzte Erik, »bis wir uns einen Überblick über Ihren Schuhbestand verschafft haben.«
    »Haben Sie einen Durchsuchungsbefehl?«, fragte Tove.
    »Noch nicht«, entgegnete Erik. »Aber das ist eine Sache von höchstens einer Stunde. Bis ich ihn habe, bitte ich Sie also höflich, mir Einblick in Ihren Hausstand zu gewähren.«
    Toves abweisender Gesichtsausdruck änderte sich, und Erik meinte, so etwas wie Angst in seiner Miene zu erkennen. Er war sich plötzlich ganz sicher, dass Tove von Sila Simonis Tod wusste. Da sich der Mord noch nicht bis in Käptens Kajüte herumgesprochen haben konnte, fühlte er sich in dem Verdacht bestätigt, dass Tove Griess sich an dem Pornostar auf seine Weise gerächt hatte.
    Aufmerksam sah er den Wirt an. »Würden Sie uns bitte die Sohle Ihrer Schuhe zeigen, Herr Griess?«
    Einen Moment sah es so aus, als wollte Tove ihnen weismachen, barfuß am Zapfhahn zu stehen, dann aber kam er hinter der Theke hervor, drehte Erik den Rücken zu und hob erst den einen, dann den anderen Fuß. Das Muster seiner Schuhsohlen hatte nicht die geringste Ähnlichkeit mit dem Schuhabdruck, der im Garten von Ludos Apartment gefunden worden war.
    Draußen quietschten Bremsen, eine Autotür schlug. Erik sah, wie Tove einen Blick zum Fenster warf. »Die Presse haben Sie auch gleich mitgebracht?«, schimpfte er.
    Erik und Sören fuhren herum und sahen Menno Koopmann auf die Tür von Käptens Kajüte zulaufen. Im nächsten Augenblick wirbelte Tove Griess auf dem Absatz seiner unverdächtigen Schuhe herum, und schon fiel die Küchentür hinter ihm ins Schloss, ein Schlüssel knirschte.
    Fietje sah erschrocken auf, als Sören aufsprang und ein Barhocker zu Boden polterte. Mit einem Satz war Sören an der Eingangstür, riss sie auf und prallte gegen Menno Koopmann, den er rüde zur Seite stieß. Dann lief er ums Haus herum.
    Erik machte keinen Versuch, ihm zu folgen. Er zog sein Handy aus der Tasche, wählte eine Nummer und sagte nur: »Wir brauchen Hilfe. Einen Streifenwagen in den Hochkamp!«
    Er wusste, wie schnell Sören war und dass Tove Griess über fünfzig und garantiert nicht so gut trainiert war wie sein Assistent. Selbst wenn er sich besser auskannte, die Flucht über fremde Gartenzäune würde ihm nur schwer gelingen. Problematisch konnte es nur werden, einen tobenden Kerl wie Tove Griess zu überwältigen und ihm Handschellen anzulegen. Aber Erik wusste um Sörens Muskelkraft und machte sich keine allzu großen Sorgen.
    »Sie haben also einen Verdächtigen?«, fragte Menno Koopmann und trat grinsend auf Erik zu. »Tove Griess hat sich dafür gerächt, dass Sila Simoni ihm den Lieferwagen ruiniert hat?«
    »Wer flüchtet, statt Rede und Antwort zu stehen, macht sich jedenfalls verdächtig«, gab Erik zu.
    Menno Koopmann ging zurück vors Haus und machte seine Kamera schussbereit. Der Sturm griff ihm in die

Weitere Kostenlose Bücher