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Kurschatten: Ein Sylt-Krimi

Kurschatten: Ein Sylt-Krimi

Titel: Kurschatten: Ein Sylt-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Pauly
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einem Moment wird mir wieder bewusst, wie wenig von meinem Mann übrig geblieben ist.«
    Erik steckte die Pfeife weg. »Wie ist der Brief in Matildas Schrank gekommen?«
    Corinna bekam sich wieder in die Gewalt. »Als ich begriffen hatte, dass Klaus nie wieder nach Hause zurückkehren würde, habe ich die Villa renovieren lassen. Vor allem das Schlafzimmer! Ich wollte nicht mehr in dem Doppelbett schlafen, in dem ich früher mit ihm gelegen hatte. Ich brauchte einen Neuanfang für das Leben ohne Klaus an meiner Seite!«
    Erik verstand zwar nicht, worauf sie hinauswollte, nickte aber trotzdem verständnisvoll, um sie zu ermuntern, weiterzuerzählen.
    »Ich hatte keine Zeit, die Renovierungsarbeiten zu beaufsichtigen, und meine Haushälterin wollte ich nicht an meinen privaten Kram lassen. Sie ist sehr neugierig und hätte glatt in meinen alten Liebesbriefen herumgeschnüffelt. Deswegen habe ich während dieser Zeit die ganz privaten Dinge bei Matilda untergebracht. Sie hat zwar nur diese winzige Wohnung, aber trotzdem genug Platz.«
    »Und dann hat sie dir später die Briefe zurückgegeben, ohne zu merken, dass einer sich hinter der Lade verklemmt hat?«
    Corinna nickte. »So muss es gewesen sein. Ich habe nicht nachgeguckt, als ich die Briefe zurücklegte.«
    Erik seufzte und streckte ihr den Brief hin. »Erst dachte ich, Ludo hätte ihn geschrieben. Oder Matilda hätte noch einen anderen Liebhaber gehabt …«
    Corinna verstaute den Brief in ihrer Handtasche. »Wenn man in einen so verliebt ist, dass man ihn umbringt und sich anschließend selbst das Leben nimmt, dann wird es wohl kaum einen zweiten Mann geben.«
    »Ja, da hast du wohl recht.« Erik zögerte, blickte kurz auf seine Schuhe und strich über seinen Schnauzer. »Vier Todesfälle, Corinna«, sagte er leise. »Und du hast jeden Toten gekannt. Ist es möglich, dass das Motiv in deiner Firma liegt? Finden wir den Schlüssel im Büro von Matteuer-Immobilien?«
    Corinna versuchte, spöttisch zu lachen. »Nein, Erik. Ludo Thöneßen wurde von meiner Schwester umgebracht, weil er mit ihrer Liebe gespielt hat. Und sie hat sich umgebracht, weil sie damit nicht fertig wurde.« Sie wurde ernst und kämpfte gegen die Tränen an. »Bleiben also nur zwei ungeklärte Todesfälle.«
    »Dein Angestellter und eine frühere Freundin.«
    »Zwischen denen es keinen Zusammenhang gibt.«
    »Wirklich nicht?« Ehe sie ihn wütend anfahren konnte, wehrte Erik ab. »Bitte, denk nach! Es muss irgendwo einen Zusammenhang geben!«
    Er sah, dass sie tief ein- und ausatmete, um sich zu beruhigen. Dann sagte sie: »Mir fällt was ganz anderes ein. Ich habe gerade mitbekommen, dass ein Zahnstocher gefunden wurde. Ich kenne einen Typen, der ständig so ein Ding im Mund hat und es ausspuckt, wo immer er sich gerade befindet.«
    »Ich auch«, sagte eine Stimme hinter Erik, auf der anderen Seite des Zauns. Es war Enno Mierendorf, der Corinna fragend ansah. »Denken wir an denselben?«
    »Ich denke an den Wirt von Käptens Kajüte!«
    Enno nickte. »Ich auch.«
    Erik sah konsterniert von einem zum anderen. »Tove Griess? Dieser Halunke? Dieser Choleriker?«
    Enno war es, der zuerst antwortete. »Meine Frau hat seit Neuestem einen Job bei einer Maklerfirma, die Ferienwohnungen am Hochkamp vermietet. Manchmal fahre ich sie dorthin, und dann kaufe ich mir schon mal eine Bratwurst in Käptens Kajüte. Gut sind sie da nicht, aber wenn man gerade vorbeikommt …«
    »Ich war kürzlich bei ihm«, erklärte Corinna, »weil er sich für das Bistro im Gesundheitshaus beworben hat.«
    »Tove Griess?« Erik konnte es nicht fassen.
    »Ich wollte mir sein Lokal ansehen.«
    »Lokal? Das ist eine Bruchbude!«
    »Ja, das ist mir auch klar geworden. Ich habe keine halbe Stunde gebraucht, um zu wissen, dass der Kerl für das Bistro nicht infrage kommt.« Sie zwang sich zu einem kleinen Lächeln. »Kann ich jetzt gehen? Ich muss ins Baubüro. Die Bürokraft, die ich angestellt habe, kommt allein noch nicht zurecht.«
    Erik nickte. Als Corinna einen Schritt auf ihn zu machte, wäre er am liebsten zurückgewichen. Es war ihm unangenehm, dass sie ihn zum Abschied umarmte und ihm einen Kuss auf die Wange hauchte. Dass sie ihm außerdem heimlich die Hand drückte, als gäbe es zwischen ihnen ein süßes Geheimnis, gefiel ihm noch weniger.
    In Sörens Gesicht stand ein breites Grinsen, als Erik in den Garten von Ludos Apartment zurückkam. Aber er verzichtete auf einen Kommentar. »Menno Koopmann ist gerade

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