Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kurschatten: Ein Sylt-Krimi

Kurschatten: Ein Sylt-Krimi

Titel: Kurschatten: Ein Sylt-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Pauly
Vom Netzwerk:
Haare, seine Jacke flatterte ihm vors Objektiv, aber davon ließ er sich nicht aus der Ruhe bringen. »Erstaunlich, dass die Mattino noch nicht auf dem Plan ist«, rief er gegen den Wind. »Im Squashcenter habe ich die Kollegin auch nicht gesehen. Und ich dachte schon, Sie hätten was mit ihr.« Er drehte sich zu Erik um und grinste. »Dabei ist die Simoni ein Promi und damit genau das richtige Thema für die Mattino. Redaktionsschluss für die nächste Ausgabe am Montag war vermutlich schon, aber für den Mord an einem Promi findet jede Zeitschrift auch in allerletzter Minute noch Platz.«
    Koopmann ging zur Hausecke und sah in die Gärten der Häuser, die an der Parallelstraße standen. Dann ging ein Ruck durch seine Gestalt. Im selben Augenblick wurde Toves Stimme von einer starken Windbö herübergetragen. Erik lief um Käptens Kajüte herum und stieg über den Zaun in den nächsten Garten. Hinter den Fenstern des Hauses sah er ängstliche Gesichter. Er rief, so laut er konnte, »Polizei!« und rannte über den Rasen, Toves wütendem Gebrüll entgegen. Dass Menno Koopmann ihm folgte, spürte er mehr, als dass er es hörte, aber darum konnte er sich nicht kümmern. Dass der Fotoapparat klickte, als er neben Sören angekommen war, störte ihn, aber er wusste natürlich, dass er Koopmann das Recht an diesen Bildern nicht absprechen konnte.
    Sören kniete auf Tove Griess, der bäuchlings im Gras lag, hatte ihm die Arme auf den Rücken gedreht und seine Hände in Handschellen gesteckt. Erleichtert, nicht mehr allein mit dem Flüchtigen zu sein, erhob sich Sören und sah auf Tove Griess hinab. Als dieser versuchte, sich zu erheben, griff er ihm unter die Achseln und half ihm auf.
    Auf der Westerlandstraße wuchs der Ruf eines Martinshorns heran. Dass Tove Griess noch einmal einen Fluchtversuch unternehmen würde, war mehr als unwahrscheinlich. Erik und Sören nahmen ihn in ihre Mitte und führten ihn zu Käptens Kajüte zurück.
    »Sie kommen jetzt mit ins Kommissariat«, sagte Erik. »Sie sind vorläufig festgenommen.«
    »Das können Sie nicht machen!«, fluchte Tove. »Was ist mit meinem Unternehmen? Ich kann auf meine Einnahmen nicht verzichten!«
    »Das hätten Sie sich vorher überlegen sollen«, antwortete Sören.
    Erik stutzte und griff nach Sörens Arm, der erstaunt stehen blieb. Dann sah er, was auch Erik aufgefallen war: ein Paar Turnschuhe vor der Tür, die in die Küche von Käptens Kajüte führte. Ein Lächeln huschte über Eriks Gesicht.
    »Sieht schlecht aus, Herr Griess«, sagte er und nahm die Schuhe auf. »Größe 47? Ich wette, dass die genau in den Abdruck passen, den wir gefunden haben.«
    Tove begann zu toben, zerrte an seinen Handschellen, wollte sich auf Erik stürzen, merkte aber schnell, dass seine Raserei zu nichts führte. »Was wollen Sie mir eigentlich anhängen?«
    »Einen Mord«, entgegnete Erik. »Wenn der Schuhabdruck passt und wenn wir Ihre DNA an dem Zahnstocher finden …«
    »Was für ein Zahnstocher?«, brüllte Tove und versuchte, Sörens Hand abzuschütteln.
    »Den wir in der Nähe der Leiche gefunden haben«, antwortete Erik, immer noch freundlich.
    »Ich habe die Simoni nach dem Unfall nicht mehr wiedergesehen.«
    Erik zog die Augenbrauen hoch und sah Tove erstaunt an. »Sila Simoni? Habe ich Ihnen den Namen des Mordopfers schon verraten? Ich kann mich nicht daran erinnern!«
    Tove merkte, dass er einen Fehler gemacht hatte, begriff aber ebenso schnell, dass man ihm daraus keinen Strick drehen konnte. »Ich weiß, dass sie abgemurkst wurde. Vor ein paar Minuten war ein Gast da, der hat es erzählt.«
    Der Streifenwagen bog in den Hochkamp ein, an seiner Stoßstange klebte ein Kastenwagen, der ebenfalls vor Käptens Kajüte zum Stehen kam.
    Wiebke Reimers sprang heraus, die Kamera um den Hals, ihre Tasche über der linken Schulter. Sie rannte auf Erik und Sören zu, die Tove Griess in ihrer Mitte hatten, und fotografierte, was das Zeug hielt.
    »Schade«, unterbrach Menno Koopmann sie schadenfroh, »dass Sie keine Fotos von der Überwältigung des Täters haben.«
    Wiebke sah ihn nicht an. »Demnach haben Sie welche?«
    »Sogar vom Tatort!«
    Nun nahm Wiebke die Kamera herunter. »Was für ein Tatort?«
    Menno Koopmann steckte seine Kamera zurück und ging zu seinem Wagen. »Lesen Sie morgen die Sonntagsausgabe des Inselblatts« , rief er zurück, »dann wissen Sie’s.«
    Wiebke sah ihm nach, dann folgte sie Erik, Sören und Tove Griess in die Imbissstube. Sören blieb dicht

Weitere Kostenlose Bücher