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Kurschatten: Ein Sylt-Krimi

Kurschatten: Ein Sylt-Krimi

Titel: Kurschatten: Ein Sylt-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Pauly
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eben möglich aus seiner Kampener Villa mitnehmen wollen. Es waren kostbare Designermöbel, die sich in dieser Enge grotesk ausnahmen. Eine gläserne Vitrine drängte sich an ein glänzendes Regal, das wiederum von einem Kleiderschrank dominiert wurde, der viel zu groß für diesen Raum war. Die schwarzen Ledersessel waren zu wuchtig, der gläserne Tisch auf dem kostbaren Teppich wirkte deplatziert, als wäre er hier vorübergehend abgestellt worden. Erik empfand Mitleid mit Ludo Thöneßen, den er nur flüchtig kannte. Es musste hart sein, sich mit diesen Lebensumständen abzufinden, wenn man einmal zu den Reichen der Insel gehört hatte.
    Er wandte sich an Jacqueline, die ihn erwartungsvoll ansah. »Wissen Sie, wie viel er bei dem Geschäft mit den Ostimmobilien verloren hat?«
    »Mindestens eine Million«, gab Jacqueline zurück.
    »Er hat mit Ihnen darüber gesprochen?«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Gelegentlich fiel mal das eine oder andere Wort. Aber das ist ja schon eine Weile her. Allerdings … abgefunden hat er sich noch nicht damit.« Jacqueline betrachtete traurig das Zimmer, das für ihren Chef seit einigen Jahren das Zuhause darstellte. Ludo Thöneßens Schicksal schien ihr nahezugehen. »Aber er hat selbst mal gesagt: Das hat man davon, dass man immer mehr haben will.«
    Erik runzelte die Stirn. »Was meinte er damit?«
    »Dass er ja auch mit dem hätte zufrieden sein können, was er besaß. Aber er wollte mehr, wollte mit diesem Steuerabschreibungsmodell noch ein bisschen reicher werden.« Sie wehrte ab, bevor Erik etwas einwenden konnte. »Ganz legal! Aber eigentlich sollte man ja wissen, dass eine höhere Rendite auch ein höheres Risiko bedeutet.«
    Erik sah sie erstaunt an. Eine so vernünftige Einstellung hatte er von Jacqueline Hansen nicht erwartet.
    »Aber Klaus Matteuer hat ihn damals ja beinahe täglich bearbeitet«, fuhr Jacqueline fort. »Das hat Ludo mir erzählt. Und irgendwann hat er dann geglaubt, dass das eine todsichere Sache ist. Sein ganzes Geld hat er in irgendwelche Immobilien gesteckt, die dann kein Schwein mieten wollte. Von wegen Rendite! Die Million ist regelrecht vergammelt in irgendwelchen Bauruinen.«
    »Hat er sich die Immobilien vorher nicht angesehen?«, fragte Erik ungläubig.
    Jacqueline zuckte mit den Schultern. »Wahrscheinlich nicht. Er hat Matteuer vertraut.« Sie stieß ein Lachen aus, das bitter und verächtlich zugleich war. »Aber der hat ja seine gerechte Strafe bekommen.«
    Erik sah sie fragend an.
    »Sie wissen schon, der liegt doch seit einer Weile im Pflegeheim. Schlaganfall! Irgendwo am Strand, ist viel zu spät gefunden worden. Da war nichts mehr zu machen.«
    Sören wusste natürlich auch Bescheid. »Seitdem führt seine Frau die Immobilienfirma allein.«
    »Ihre Zwillingsschwester hilft ihr«, ergänzte Jacqueline. »Die hat vor Jahren die Firma ihres Vaters ruiniert.« Sie schüttelte den Kopf. »Ich versteh’s nicht. Unsereins muss mit ein paar Kröten klarkommen, und diese Leute haben es dicke und setzen alles in den Sand.« Sie hatte sich zur Tür bewegt. »War’s das? Ich muss zur Rezeption. Ist ja sonst keiner hier.«
    Erik nickte. »Wenn wir noch Fragen haben, melden wir uns. Jetzt sehen wir uns erst mal hier um, vielleicht entdecken wir etwas, das uns verrät, wo Ihr Chef geblieben ist.«
    Erik wartete, bis Jacqueline den Raum verlassen hatte, dann nahm er sich die gläserne Vitrine vor, Sören öffnete den Kleiderschrank. Schweigend suchten sie, dann wandte sich Erik dem Regal zu, und Sören blätterte durch die Bücher und Zeitschriften, die auf der Fensterbank lagen. Hinter dem Sofa entdeckte Erik ein paar Aktenordner, die auf dem Boden standen. Als er sie auf den Tisch legte, wurde er auf ein metallisches Geräusch aufmerksam. Ein großes Schild, fast so breit wie das Sofa, das aufrecht zwischen den Aktenordnern und der Wand gestanden hatte, war umgefallen. Erik holte es mühsam hervor und lehnte es gegen die Vitrine.
    Ludos Bistro
    Sören betrachtete das Schild. »Sieht aus, als wollte er ein Bistro eröffnen.«
    »Dafür braucht er Geld«, gab Erik zu bedenken.
    Sören zuckte mit den Schultern. »Vielleicht hat er jemanden gefunden, der ihm was leiht?«
    Er nahm einen Aktenordner zur Hand, schlug ihn auf und ließ sich aufs Sofa sinken.
    »Hier hat er sein altes Leben aufbewahrt«, sagte Sören leise.
    Erik trat zu ihm und sah ihm über die Schulter. Die Zeitungsausschnitte, die Ludo gesammelt hatte, zeigten ihn vor und in seiner

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