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Kurschatten: Ein Sylt-Krimi

Kurschatten: Ein Sylt-Krimi

Titel: Kurschatten: Ein Sylt-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Pauly
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machen«, sagte er und belauerte Wiebkes Reaktion. »Die erfolgreiche Unternehmerin! Finden Sie es in Ordnung, eine Lobeshymne auf so eine Ausbeuterin zu singen?«
    »Nun wird ja nichts mehr draus«, erinnerte Wiebke. »Ganz ehrlich, Felix … ich hatte keine Ahnung, was die Matteuer für eine ist.«
    Felix setzte eine kritische Miene auf. »Und jetzt, wo Sie es wissen, wird Ihre Berichterstattung kritischer ausfallen?«
    »Klar! Jetzt werde ich vom Selbstmord ihrer Schwester berichten, vom Mord an ihrem Mitarbeiter und natürlich von der Demo, mit dem sich die Sylter gegen sie zur Wehr setzen. Danach wird sie für die Reportage vermutlich nicht mehr zur Verfügung stehen, aber es gibt ja genug andere erfolgreiche Unternehmerinnen. Diese Todesfälle in Corinna Matteuers Umgebung sind im Moment interessanter.«
    »Mich würde es nicht wundern«, sagte Felix, »wenn die Matteuer sogar was mit dem Tod von Ludo Thöneßen zu tun hat! Der traue ich alles zu.«
    Mamma Carlotta war froh, dass sie zu diesem Thema nichts zu sagen brauchte und einer Lüge entgehen konnte, denn die Haustür öffnete sich, und kurz darauf waren nicht nur Eriks und Sörens Stimmen, sondern auch Dr. Hillmots dröhnender Bass zu hören.
    »Signora!« Der dicke Gerichtsmediziner betrat die Küche, als wäre er zu einem Bankett am englischen Hofe eingeladen worden. Er deutete sogar einen Handkuss an, der jedoch verunglückte, weil er in diesem Moment Wiebke Reimers bemerkte. »Noch mehr weibliche Schönheit!«, rief er enthusiastisch, und das gerade in dem Moment, als Carolin die Küche betrat und prompt vor Freude errötete.
    Mamma Carlotta war froh, dass Dr. Hillmot den Irrtum nicht richtigstellte. Mit großer Geste zog er ein Schriftstück aus der Innentasche seiner Jacke und reichte es Erik. »Das Obduktionsergebnis.«
    Erik begrüßte gerade Wiebke und schien Mühe zu haben, sich aus ihren Augen zu lösen, aber dann nahm er das Schriftstück, das Dr. Hillmot ihm reichte, und gab es an Sören weiter. »Legen Sie es mir morgen früh auf den Schreibtisch.«
    Dr. Hillmot ließ sich händereibend am Tisch nieder und betrachtete hocherfreut die große Schüssel, die Mamma Carlotta auf den Tisch stellte. »Omelette mit Soße di pomodore! Greifen Sie zu, Dottore!«
    Das ließ sich Dr. Hillmot nicht zweimal sagen. »Nach einer Leiche habe ich immer besonders großen Appetit!«
    Dass er von allen konsterniert angesehen wurde, entging ihm. Auch als er zu einem Referat über die Entstehung von Totenflecken ansetzte, kam ihm nicht in den Sinn, dass es Menschen mit Empfindlichkeiten gab, unter denen er selbst nie gelitten hatte.
    Der Gerichtsmediziner war Junggeselle, was nicht nur bedeutete, dass er viel mehr ungesundes Essen zu sich nahm, als ihm bekam, sondern auch, dass im zwischenmenschlichen Bereich einiges im Argen lag. Dass es in seiner beruflichen Tätigkeit vieles gab, was bei anderen Übelkeit verursachte, hatte er im Laufe seines Alleinlebens verdrängt. Immer wieder aufs Neue wunderte er sich, wenn sein Gegenüber die Gesichtsfarbe wechselte, sobald er sich in den Einzelheiten einer Leichenöffnung erging.
    Bevor die Farbe der Tomatensoße weitere Assoziationen in ihm wecken konnte, schnitt Mamma Carlotta ihm vorsichtshalber das Wort ab und erzählte von dem Besitzer des Schlachthofes in ihrem Dorf, der oft vergaß, seine Gummischürze abzunehmen, wenn er in Signora Russos Alimentari ging, um fürs Mittagessen einzukaufen. Wenn die Signora sich dann an den Hals griff, zu würgen begann und sich am Konservenregal festhalten musste, fragte er sogar besorgt, ob sie sich nicht wohlfühle. Nie kam ihm in den Sinn, dass seine blutbesudelte Gummischürze der Anlass dafür sein könnte. »Der Schlachter ist auch Junggeselle«, fügte Mamma Carlotta an und betrachtete Dr. Hillmots Gesicht, auf dem sich jedoch nicht die geringste Erkenntnis abzeichnete.
    Als sie die Vorspeise beendet hatten, läutete das Telefon. Felix sprang auf und lief in den Flur, um das Gespräch anzunehmen. Es dauerte nicht lange, bis er zurückkehrte. Mamma Carlotta hatte gerade zum ersten Mal Brühe nachgegossen und rührte den Risottoreis, damit er bissfest blieb, aber doch cremig wurde und natürlich auf keinen Fall anbrannte. Eine kniffelige Angelegenheit!
    »Niccolò hat angerufen«, sagte Felix und sah seine Nonna ratlos an. »Er hat gefragt, ob du mit der Frau geredet hast, die das Gesundheitshaus baut. Du hättest dich längst melden sollen. Verstehst du das?«
    Mamma

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