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Kurschatten: Ein Sylt-Krimi

Kurschatten: Ein Sylt-Krimi

Titel: Kurschatten: Ein Sylt-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Pauly
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auch, wenn sie emotional angegriffen war.
    »Mamma mia! Der arme Junge!«, murmelte sie vor sich hin, während sie die aufgeschlagenen Eier verrührte. »Seine armen Eltern! Vielleicht hatte er sogar schon eine Ehefrau? Ein Bambino? Madonna! Wer tut so was Schreckliches?«
    Die Tomatensoße, die zu den Omelette con salsa di pomodore gehörte, hatte sie bereits am Morgen gekocht. Ob Demo oder nicht, ein anständiges Abendessen musste sein. Erst recht, wenn dem großen Protest ein Mordfall gefolgt war. Zwei schwer arbeitende Polizeibeamte brauchten ein gutes Essen, um sich von den Anstrengungen und Schrecken des Tages zu erholen.
    Das Telefon läutete, Mamma Carlotta lauschte auf Schritte auf der Treppe, aber weder Felix noch Carolin schienen die Absicht zu haben, zum Telefon zu laufen. »Carolina! Felice! Telefono!«
    Doch das Klingeln ertönte erneut, ohne dass sich in den Kinderzimmern etwas regte. Seufzend stellte Mamma Carlotta die Herdplatte aus und schob die Pfanne mit dem Olivenöl zur Seite, in dem sie das erste Omelett backen wollte.
    Am anderen Ende der Leitung war Erik. Ihre Freude darüber ließ sie sich selbstverständlich nicht anmerken, denn ihr Schwiegersohn sollte nicht glauben, dass ihm schon verziehen war, dass er die Nacht in Corinna Matteuers Wohnung verbracht hatte. »Seid ihr fertig mit der Arbeit am Tatort?«, fragte sie, als hätte sie ihr Leben lang mit Mordermittlungen und Tatortarbeit zu tun gehabt.
    »Das Wichtigste ist erledigt«, bestätigte Erik. »Die Leiche wird nun abtransportiert, und alle Spuren sind gesichert.«
    »Benissimo! Dann werdet ihr pünktlich zum Abendessen zu Hause sein?«
    »Hattest du denn Zeit, etwas zu kochen?«, kam es vorsichtig durch den Hörer. Das schlechte Gewissen, unter dem Erik vollkommen zu Recht litt, war deutlich zu hören.
    »Certo, Enrico!«, gab Mamma Carlotta versöhnlich zurück. Einem reuevollen Missetäter musste freundlich begegnet werden, damit er nicht den Mut verlor und seine guten Vorsätze gleich wieder begrub. »Es gibt Omelette in Tomatensoße als Vorspeise, danach Risotto alla milanese, als Secondo dann Patate al forno mit Bistecca und Panna cotta als Dolce. Das geht alles molto veloce.«
    Noch immer klang Eriks Stimme zögerlich. »Hast du genug eingekauft? Kann ich einen Gast mitbringen?«
    In Mamma Carlotta schrillten die Alarmglocken. »Etwa Corinna Matteuer?«
    »Es geht ihr schlecht. Sie hat nach ihrer Schwester auch noch ihren besten Mitarbeiter verloren. Ich möchte sie nicht allein lassen.«
    Mamma Carlottas Empörung begann zu brodeln. »No, Enrico! Impossibile! Ich habe schon il Dottore eingeladen und la Giornalista auch. Für mehr Leute reicht das Essen nicht.«
    »Dr. Hillmot und Wiebke Reimers? Musste das sein?«
    »Sì! Il Dottore hat gesagt, er will dir das … come si dice? Wenn er den Bauch aufschneidet, um zu sehen …«
    »Den Obduktionsbericht?«
    »Sì!« Feierlich wiederholte sie: »Den Obduktionsbericht will er dir bringen! Damit du weißt, woran Matilda Pütz gestorben ist. Obwohl …« Sie unterbrach sich. »Ist das nicht klar, wenn sich jemand aus dem zwölften Stock stürzt?«
    »Routine«, antwortete Erik.
    »Allora … ich finde, wenn er schon so nett ist, dir das Obduktionsergebnis ins Haus zu bringen, dann muss man ihn als Dank zum Essen einladen. Er wird gleich kommen.«
    »Und Wiebke Reimers?«
    »Die stand zufällig daneben, als ich il Dottore einlud. Da musste ich sie natürlich auch zum Essen bitten. Alles andere wäre unhöflich gewesen. Außerdem hat sie mich wieder mit dem Auto nach Hause gebracht. Der Fahrdienst für die Mitglieder der Bürgerinitiative war ja längst weg. Ich schulde ihr was.«
    Eriks Stimme klang bedrückt. »Sie ist Journalistin. Ich mache mir Sorgen, dass sie bei uns ein und aus geht, um etwas herauszubekommen, was dann später in der Mattino steht.«
    »No, Enrico! So was würde sie niemals tun!«
    Mamma Carlotta hörte Erik seufzen, war aber entschlossen, nicht nachzugeben. Nein, eine Frau, gegen die sie am Nachmittag noch protestiert hatten, konnte am Abend unmöglich bei ihnen zu Gast sein. Schon allein wegen der Kinder. Und erst recht nicht, wenn diese Frau ihrem Schwiegersohn schöne Augen machte!
    »Wiebke Reimers ist nur kurz ins Hotel gefahren, um mit ihrem Chef zu telefonieren. Zur Vorspeise wird sie zurück sein.«
    Erik seufzte noch einmal, und Mamma Carlotta hoffte, dass Dr. Hillmot so viel essen würde, wie sie es von ihm gewohnt war, damit es keine Reste gab, von

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