Kurschatten: Ein Sylt-Krimi
das trotz der Torheiten, die sie mit ihrem Körper angestellt hatte. Er vermutete sogar, dass ihre Ehe mit Ludo Thöneßen nicht an den veränderten finanziellen Verhältnissen gescheitert war, wie auf Sylt gemunkelt wurde, sondern an etwas anderem.
Nun richtete sie den Blick auf Erik, und er fühlte sich in seinen Gedanken bestätigt. »Wie weit sind Sie mit Ihren Ermittlungen?«
Erik zögerte, ehe er antwortete: »Um den Tod Ihres Mannes aufzuklären, waren keine Ermittlungen notwendig. Wir kennen den Mörder. Oder vielmehr … die Mörderin.«
Sie sah überrascht aus. »So schnell? Chapeau!«
Wieder zögerte Erik. »Es war nicht unser Verdienst. Die Mörderin hat sich selbst gerichtet und sich in ihrem Abschiedsbrief zu dem Mord bekannt.«
Silas Schlauchbootlippen öffneten sich ungläubig. »Warum weiß ich das nicht?«
»Niemand weiß es bisher. Wir hatten die Hoffnung, mehr über die Hintergründe des Mordes zu erfahren, wenn wir darüber schweigen.« Erik warf Sören einen kurzen Blick zu, um ihn zu warnen, in diesem Zusammenhang Corinnas Namen zu erwähnen. Dass sie ihn gebeten hatte, Matilda aus der Sache herauszuhalten, durfte niemand erfahren. Sörens Vorwürfe waren schon lästig genug.
»Was interessieren Sie die Hintergründe?«
Sören erinnerte Sila Simoni an seine Anwesenheit. »Es gibt zurzeit viele Probleme mit einer Investorenfirma, die auf Sylt bauen will. Mal wieder! Dabei hat Matteuer-Immobilien schon die halbe Insel zugepflastert.«
Sila kannte sich anscheinend aus. »Und wenn die Gemeinderäte nicht zustimmen wollten, wurden sie überredet.« Sie rieb Daumen und Zeigefinger aneinander, um klarzumachen, wie diese Überredung ausgesehen hatte. »Ludo hat oft genug darüber gesprochen. Er wollte Matteuer-Immobilien den Kampf ansagen.«
Erik beugte sich vor. »Sehen Sie? Angeblich ist er ermordet worden, weil er eine Frau sehr enttäuscht und betrogen hat …«
»Wen?« Dieses Wort kam wie aus der Pistole geschossen.
Trotzdem führte Erik seinen Satz zunächst zu Ende.
»… aber es könnte auch sein, dass sein Tod doch etwas damit zu tun hat, dass er sich nicht bestechen lassen wollte.«
»Wer ist diese Frau?«
Während Erik nach Ausflüchten suchte, antwortete Sören, ohne seinen Chef anzusehen: »Matilda Pütz. Sie hat sich vom Balkon eines Hochhauses gestürzt.«
»Nachdem sie Ludo umgebracht hat?« Sila Simoni erhob sich kurz, hätte anscheinend gern ein paar Schritte hin und her gemacht, entschied sich aber angesichts der drangvollen Enge anders und ließ sich wieder aufs Sofa sinken. »Und sie hatte ein Verhältnis mit Ludo?« Ungläubig sah sie Erik an.
»Anscheinend ein gut gehütetes Geheimnis.«
»Warum geheim? Meinetwegen hätte er mit drei Frauen gleichzeitig was haben können. Unsere Ehe bestand nur noch auf dem Papier. Und Matilda war ledig.«
»Sie kannte sie?«
»Nicht besonders gut. Und nur deshalb, weil sie Corinnas Schwester war.«
»Heißt das … Corinna Matteuer kennen Sie besser?«
Sila lächelte leicht. »Schon lange. Als junge Mädchen haben wir uns kennengelernt. In einer Klinik.«
Erik überlegte kurz, ob er jemals von einer Krankheit Corinnas gehört hatte, die einen Klinikaufenthalt notwendig gemacht hatte, aber ihm fiel nichts ein. Das musste gewesen sein, als er den Kontakt zu ihr verloren hatte.
Sila schien seine Gedanken zu erraten, ihr Lächeln vertiefte sich. »Nein, wir waren nicht krank. Es handelte sich um eine Schönheitsklinik.« Sie griff mit einer Geste, die obszön hätte sein können, unter ihre riesigen Brüste und hob sie kurz an. Merkwürdigerweise fühlte Erik sich davon nicht abgestoßen, sondern eher belustigt. Sila Simoni hatte Humor, auch etwas, das sie von anderen Pornodarstellerinnen vermutlich unterschied. »Ich habe mir da zum ersten Mal die Brust vergrößern lassen.«
»Und Corinna?«, fragte Erik ungläubig.
»Die auch«, antwortete Sila. »Aber nicht so stark wie ich. Sie hat unter ihren kleinen Brüsten gelitten. Ihre Schwester hatte schöne, volle Brüste, die wollte Corinna auch.«
Erik starrte auf seine Fußspitzen. Corinna und Schönheitsoperation? Für ihn war sie immer perfekt gewesen. Die Vorstellung, dass sie sich für größere Brüste unters Messer gelegt hatte, gefiel ihm gar nicht und passte nicht zu dem Bild, das er von ihr in Erinnerung hatte. Entweder hatte er Corinna damals nicht richtig gekannt, oder sie hatte sich einfach verändert.
Ehe Erik etwas erwidern konnte, fragte Sören: »Hatten Sie
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