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Kurschatten: Ein Sylt-Krimi

Kurschatten: Ein Sylt-Krimi

Titel: Kurschatten: Ein Sylt-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Pauly
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Tatsache Toves Raserei vorerst beendet, denn was aus der Bluse quoll, war exorbitant. Als der heldenhafte Passant nach den Schultern des Wirtes griff, um ihn zu bändigen, nutzte Sila Simoni den Augenblick und rammte ihm ihr rechtes Knie in den Unterleib. Wie ein Klappmesser fiel Tove in sich zusammen, für Augenblicke bewegungsunfähig, aber immer noch in der Lage, zu fluchen und zu drohen. »Dir werd’ ich’s zeigen, du Weibsstück! Wenn ich dich noch mal zu fassen kriege. So eine überkandidelte Tussi! Die schicke ich zur Hölle!«
    Sila Simoni richtete in der Gewissheit, diese Schlacht gewonnen zu haben, bereits ihre Kleidung. Denn mittlerweile hatte ein alter Ford hinter dem Mercedes gebremst, und zwei Polizeibeamte sprangen heraus, um ihr zu Hilfe zu eilen.
    Sören schnappte sich Tove Griess, der gerade wieder auf die Beine kam, und Erik kümmerte sich um Sila Simoni, die erstaunlich gelassen blieb. »Kennen Sie den Kerl?«, fragte sie, und ihre Stimme zitterte kein bisschen.
    Erik nickte. »Den kennt hier jeder.«
    Sören griff fester zu, als Tove Anstalten machte, sich auf Sila Simoni zu stürzen. Sörens wöchentliches Krafttraining machte sich bezahlt, er konnte Toves roher Gewalt genug entgegensetzen.
    Sila maß den Wirt mit einem Blick, der ihn gleich wieder in Raserei versetzte, aber Sören hielt ihn fest im Griff. Mamma Carlotta schien es sogar so, als begreife Tove allmählich, dass er sich mit seinem Jähzorn wieder mal in Schwierigkeiten gebracht hatte und alles nur noch schlimmer werden konnte, wenn er nicht endlich klein beigab.
    Sila Simoni ließ nun erkennen, dass sie ein Star war und es gewohnt war, auch so behandelt zu werden. »Sorgen Sie bitte dafür, dass dieser Unfall zu Protokoll genommen wird«, sagte sie zu Erik. »Wer schuld an dieser Karambolage ist, steht ja wohl fest. Ich möchte mich jetzt frisch machen.«
    Ohne ein weiteres Wort stieg sie wieder in den Mercedes, testete, ob er noch fahrtüchtig war, bog kurz darauf vorsichtig in den Mittelweg ein und fuhr auf das Squashcenter zu. Ob sie Eriks Ruf: »Wir kommen gleich nach!« zur Kenntnis genommen hatte, ließ sich nicht sagen.
    Sören lockerte seinen Griff, Erik holte ohne ein weiteres Wort sein Handy hervor und rief die Kollegen von der Verkehrssicherheit an. Dann erst entdeckte er seine Schwiegermutter. »Was machst du denn hier?«
    Sie zeigte geradeaus. »Ich bin auf dem Weg zum Friedhof. Unterschriften wollte ich bei dieser Gelegenheit auch sammeln.«
    Erik nickte und winkte sie weiter. Erst als sie die Kreuzung überquert hatte und der Dorfteich in Sicht gekommen war, drehte Mamma Carlotta sich noch einmal um. Kopfschüttelnd betrachtete sie Tove Griess, der mit gesenktem Kopf vor Erik stand und zu allem nickte, was ihm vorgehalten wurde. Nun hatte er also weitere Kosten am Hals! Für die Reparatur des Leihwagens würde er aufkommen müssen, für den Blechschaden an seinem eigenen Lieferwagen sowieso, und dass er ausreichend versichert war, glaubte Mamma Carlotta nicht. Und so ein Mann wollte ein neues Bistro pachten? Toves Verhalten wurde ihr immer suspekter.

S ila Simoni stand in Ludos Zimmer und sah sich um. Schweigend, in sich gekehrt, unter der Last schwerer Gedanken. Erik und Sören waren in der Nähe der Tür stehen geblieben. Sie wollten Ludos Witwe mit ihren Gefühlen so weit wie möglich allein lassen. Außerdem war in diesem Zimmer kaum Platz für drei Leute. Sila Simoni drehte ihnen den Rücken zu, und Erik war sicher, dass sie nicht zeigen wollte, wie erschüttert sie war.
    Als sie sich umwandte, waren ihre Augen feucht. »Hier hat er gehaust? Diese Bude ist sein sogenanntes Apartment?«
    Erik nickte schweigend und trat erst einen Schritt näher, als Sila Simoni sich setzte und damit der Raum ein wenig mehr Platz bot. Er nahm in einem Sessel ihr gegenüber Platz, Sören hockte sich auf die Fensterbank. Erik ließ Sila Simoni ein paar Minuten, um sich zu fassen. Er konnte sie unbefangen ansehen, denn sie war ganz und gar in die Ausstattung des Zimmers vertieft, betrachtete jedes einzelne Möbelstück, rief sich vielleicht in Erinnerung, wo es in der Kampener Villa gestanden und welche Wirkung es dort gehabt hatte.
    Erik begriff in diesem Augenblick, warum Sila Simoni mit Pornofilmen eine große Filmkarriere gemacht hatte, während andere Nacktdarstellerinnen in einer Schmuddelecke alt wurden, bis sie für Fotos und Filme nicht mehr geeignet waren. Er ahnte, dass sie eine intelligente, gefühlvolle Frau war, und

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