Kurschatten: Ein Sylt-Krimi
Fingerabdrücke genommen. Matildas Abdrücke finden sich in Ludos Auto. War ja zu erwarten. Und im Baubüro natürlich auch. Vetterich hat die Abdrücke von den Zwillingsschwestern und von Dennis Happe separiert. Bleiben noch eine ganze Menge anderer.«
»Die helfen uns wahrscheinlich nicht weiter.«
Jacqueline kam mit dem Kaffee, und Erik fuhr fort, als sie wieder in die Küche ging: »Aber die frischen Spuren am Fenster und an dem Stein, mit dem das Fenster eingeschlagen wurde!«
»Wenn sie dem Mörder gehören, so ist er bisher nicht auffällig geworden. Ein Vergleich hat zu nichts geführt.«
»Ist der Durchsuchungsbeschluss schon gekommen?«
Sören nickte. »Ich habe ihn vorhin neben dem Fax gefunden. Rudi Engdahl hat der Matteuer schon mitgeteilt, dass ihr Apartment heute Morgen durchsucht wird.«
»Vielleicht finden wir dort etwas«, sagte Erik, sah aber nicht besonders optimistisch aus.
»Und was ist mit Dennis Happe?«, fragte Sören. »In der Personalabteilung von Matteuer-Immobilien hat man mir gesagt, dass er ein Ferienapartment bewohnt. Ihm war das lieber als ein Hotelzimmer.«
»Haben Sie die Adresse?«
Sören klopfte auf seine Jackentasche. »Was wollen Sie dort finden?«
Erik zuckte die Achseln. »Wir schauen uns trotzdem um. Manchmal trügt der erste Schein. Zwar sieht alles danach aus, als hätte Dennis jemanden auf frischer Tat ertappt, aber es kann auch anders gewesen sein.«
Jacqueline servierte ihm zwei halbe Brötchen mit Käse und Marmelade. Erik begann heißhungrig zu essen, während Sören seinen Teller kopfschüttelnd betrachtete. »Wie kann man so was gegen das Frühstück eintauschen, das Ihre Schwiegermutter macht?«
Erik winkte ab. »Erinnern Sie mich nicht daran. Ich hoffe, sie glaubt mir irgendwann, dass ich nichts mit Corinna Matteuer habe.«
Sören sah ihn an, als teilte er die Überzeugung von Mamma Carlotta. »Und was ist mit Wiebke Reimers?«, fragte er dann so leise, als traute er sich kaum, diese Frage zu stellen.
Erik hatte gerade in sein Brötchen gebissen und konnte nicht antworten. Er sah seinen Assistenten nur mit vollen Backen an, als verstünde er ihn nicht. Und so war es auch.
Sören druckste herum. »Sagen Sie bloß, Sie haben noch nicht gemerkt, wie die Sie anguckt?«
Erik schluckte aufgeregt und hoffte, dass seine Empörung überzeugend war. »Reden Sie keinen Unsinn, Sören! Ich denke bei Wiebke Reimers an was ganz anderes. An das, was Menno Koopmann gesagt hat.«
»Dass er sie nicht kennt? Sie haben ja recht, sie konnte uns keinen Presseausweis vorlegen. Aber meinen Sie wirklich …?«
Erik legte sein Brötchen weg, der Appetit war ihm plötzlich vergangen. Der Verdacht, dass Wiebke ihn geküsst hatte, weil sie nun leichter an Informationen kommen konnte, schlug ihm auf den Magen. »Sie ist immer da, wo sich etwas ereignet. Sie hat sich sogar bei mir zu Hause eingeschlichen und hat viel mehr mitbekommen, als sie sollte. Wer weiß, weshalb sie sich mit meiner Schwiegermutter anfreundet?«
Sören sah seinen Chef nachdenklich an. »Sie meinen, sie will Sie aushorchen?«
Erik biss wieder in sein Brötchen, um nicht antworten zu müssen, und Sören fuhr fort: »Vielleicht sollten wir mal bei der Mattino anrufen und uns nach ihr erkundigen?«
Aber Erik wehrte ab. »Wenn sie es erfährt … wie sollten wir das erklären?«
»Was soll sie schon sagen? Schließlich konnte sie sich nicht ausweisen, und wir haben jedes Recht, ihre Identität zu überprüfen.«
Erik wollte trotzdem nichts davon hören. »Nein, wir müssen uns was anderes einfallen lassen.«
Sören schlürfte seinen Kaffee, Erik kaute auf dem Brötchen herum, schließlich sagte er: »Menno Koopmann hat recht, sie weiß mehr als er und auch mehr als andere.«
»Zum Beispiel, dass Matilda Pütz Ludo Thöneßen ermordet hat.«
»Und dass ich die Zwillingsschwestern von früher kenne.«
»Sie war da, als Matilda Pütz vom Balkon gefallen ist.«
»Und sie erschien im Apartment, als die KTU auf Spurensuche war.«
»Hier in der Sportlerklause war sie auch, als wir der Bürgerinitiative mitgeteilt haben, dass Ludo tot ist.«
Erik nippte gedankenverloren an seinem Kaffee. Die Traurigkeit legte sich so schwer auf ihn, dass er am liebsten den Kopf auf die Tischplatte gelegt hätte. »Und nach Happes Tod war sie auch da. Hinter dem Baubüro, nicht auf der Straße, wo die Demo stattfand!«
»Und heute Morgen auf dem Bahnhof.«
»Wenn Koopmann die Fotos sieht, wird er ausrasten.«
Sören
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