Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kurschatten: Ein Sylt-Krimi

Kurschatten: Ein Sylt-Krimi

Titel: Kurschatten: Ein Sylt-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Pauly
Vom Netzwerk:
auf der Seele liegt. Du weißt, wie sehr Enrico dich geliebt hat und wie schwer er immer noch unter deinem Verlust leidet. Trotzdem sollte er sich irgendwann wieder verlieben und sich eine Frau ins Haus holen, die für ihn sorgt und gut zu den Kindern ist. Das meinst du doch auch, Lucia bambina?«
    Sie sah in eine Wolke, die über die Friesenkapelle hinwegzog, und erinnerte sich daran, dass Carolin und Felix in der ersten Zeit nach Lucias Tod Trost darin gefunden hatten, in einer besonders tief hängenden Wolke ihre Mutter zu wissen, die ihnen nah sein wollte und auf sie achtgab.
    »Aber es muss die richtige Frau sein, Lucia! Nicht Corinna Matteuer! Was hältst du von Wiebke Reimers? Felice mag sie, und ich glaube, Carolina auch. Und wie sie Enrico ansieht … ich bin sicher, sie hat sich in ihn verguckt. Aber er merkt es natürlich nicht. Du kennst ihn ja. Oder er sieht nicht, wie hübsch Wiebke Reimers ist, weil in seinem Kopf Corinna Matteuer herumspukt. Kann ja sein, dass sie früher eine angenehme junge Frau war. Als sie noch nicht so geldgierig war. Dass ihr Mann in einem Pflegeheim dahinvegetiert, scheint sie nicht zu kümmern. Sie tut so, als sei sie eine Witwe, die frei ist, sich einen neuen Mann zu suchen. Ist das nicht empörend, Lucia? Auf so was fällt Enrico herein! Bei so einer bleibt er sogar eine ganze Nacht! Madonna! Warum hast du das nicht verhindert?«
    Sie entdeckte hinter einem benachbarten Grabstein einen Rechen, den sie sich auslieh, um die letzten Blätter von Lucias Grab zu entfernen. »Wo Corinna Matteuer ist, da ist auch der Tod«, sagte sie düster. »Nicht nur, dass ihre Schwester den armen Ludo Thöneßen ermordet, sie bringt sich auch selber um. Und nun wurde noch Dennis Happe erstochen. So ein netter Mann! Er wollte eigentlich demnächst Urlaub in Panidomino machen.« Mamma Carlotta stellte den Rechen zurück. »Bitte, gib mir ein Zeichen, Lucia! Sag mir, was ich tun soll, damit Enrico erkennt, dass die Matteuer nichts für ihn ist. Und was Niccolò angeht, könntest du mir auch helfen. Er hat sich das Bistro im Gesundheitshaus in den Kopf gesetzt! Und er meint, ich müsse es schaffen, es ihm zu besorgen. Er hat recht, ich könnte es tatsächlich, aber ich will keine Gefälligkeit von Corinna Matteuer annehmen, und vor allem will ich mich vom Bäcker nicht so verächtlich behandeln lassen. Außerdem würden die Kinder es mir schrecklich verübeln. Ganz abgesehen davon, dass die Bürgerinitiative mich rauswerfen würde! Mit Schimpf und Schande!« Mamma Carlotta sah kopfschüttelnd auf den Grabstein herab. »Und dann noch Tove Griess! Er geht davon aus, dass er das Bistro bekommt! Wenn er recht hat, dann spielt die Matteuer sogar ein böses Spiel mit allen, die sich für das Bistro bewerben. Tove hat sie anscheinend auch schon eine Zusage gemacht. Aber Niccolò will sie bevorzugen, damit ich ihr zum Dank dabei helfe, sich an Enrico ranzumachen. So deutlich hat sie das natürlich nicht gesagt, aber ich bin sicher, dass sie das im Sinn hat. Aber das kommt nicht infrage! Nur … wie mache ich das Niccolò klar? Du weißt ja, wie er ist. Wenn ich erkläre, dass er als Italiener keine Chance hat, weil nur ein Sylter für dieses Bistro infrage kommt, dann findet er sich nicht damit ab, sondern ruft die Matteuer an und beschimpft sie als Ausländerfeind. Das würden die Kinder erfahren, und alles wäre noch schlimmer! Niccolò akzeptiert keine Absage. Er hat ja keine Ahnung, wie das mit der Matteuer ist! Und mit den Kindern! Und mit der Bürgerinitiative! Notfalls soll ich die Matteuer bestechen, sagt er. Er will sich das Geld irgendwo zusammenborgen. Aber er meint auch, ich müsse nur lange genug auf die Matteuer einreden, dann würde sie schon nachgeben.«
    Mamma Carlotta seufzte und betrachtete den hellen Findling, auf dem Lucias Name stand. »Es ist ein Kreuz! Seit ich ihn damals aus dem Gefängnis geholt habe, glaubt er, ich könne jeden Menschen dazu bringen, so zu handeln, wie er es will. Du weißt ja, damals habe ich so lange auf die Richterin in Città di Castello eingeredet, bis sie geglaubt hat, dass Niccolò nicht über den Dachfirst gelaufen ist, um in eine Wohnung einzubrechen, sondern um seine Schwindelfreiheit zu trainieren. Am Ende hat sie es mir tatsächlich abgenommen. Wenn Enrico auch damals behauptet hat, die Richterin hätte nur so getan, damit ich endlich ruhig war.«
    Mamma Carlotta war dankbar, sich alles von der Seele geredet zu haben. Lucia hatte sie verstanden, da

Weitere Kostenlose Bücher