Kurschatten: Ein Sylt-Krimi
Herumwühlen?«
Sören öffnete die Beifahrertür. »Solange wir nicht wissen, was der Täter gesucht hat, kommen wir nicht weiter.«
Die beiden stiegen aus, Erik schloss umständlich den Wagen ab. »Vielleicht finden wir in Matildas Sachen irgendetwas, was uns weiterhilft.«
»Wenn nicht, müssen wir es in ihrer Wohnung auf dem Festland probieren«, sagte Sören.
Erik ging ihm voran auf den Eingang des Apartmenthauses zu.
Corinna war ärgerlich gewesen, als sie ihn angerufen hatte. »Dieser Polizeiobermeister hat mir erzählt, du willst Matildas Zimmer durchsuchen! Was soll das?«
»Wir müssen wissen, was der Täter in ihrem Schreibtisch gesucht und gefunden hat. Dann wissen wir vielleicht auch, wer Dennis Happe erstochen hat.«
»Ich kann mir nicht vorstellen, was Matilda hier versteckt haben könnte.«
»Denk nach, Corinna! Könnte es etwas mit Ludo zu tun haben? Mit den Bestechungsgeldern, die er nicht angenommen hat?« Sie wollte etwas einwerfen, aber er ließ sie nicht zu Wort kommen, wollte sich nicht anhören, es hätte keine Bestechungsversuche gegeben. »Hat es was mit dem Bistro zu tun? Wollte er es haben? Hat Matilda sich für ihn eingesetzt?«
»Ja, ja, sie hat mal was erwähnt. Ludo Thöneßen wäre der Richtige für das Bistro.«
»Irgendetwas Schriftliches hat es aber nicht gegeben?«
»Das wüsste ich. Ich bin die Chefin!«
»Gut, wir werden uns also umsehen. Bist du zu Hause?«
»Nein, im Baubüro.« Dann fiel ihr ein, dass sie keine Zeit hatte, nach Hause zu kommen, um bei der Durchsuchung anwesend zu sein. »Ich weiß gar nicht, wie ich die ganze Arbeit schaffen soll. Matilda und Dennis fehlen mir. Ich muss mich um einen neuen Architekten kümmern. Eine Bürokraft habe ich zum Glück schnell gefunden. Aber sie muss natürlich eingearbeitet werden. Ich weiß gar nicht, wann ich das alles schaffen soll. Aber fürs Erste reicht es mir, dass ich im Baubüro nicht allein bin.«
Erik hatte Verständnis für ihre Ängste. »Ja, nach allem, was passiert ist …«
Doch sie ließ ihn nicht ausreden. Sie vertraue ihm, er könne ohne Weiteres mit der Durchsuchung beginnen, sie käme dann später dazu, wenn es ihre Zeit erlaube. »Ich rufe den Hausmeister an. Er soll euch reinlassen.«
Erik ließ den Blick über den Parkplatz schweifen. Corinnas Range Rover sah er nicht. »Sie ist tatsächlich noch nicht da«, murmelte er und suchte vor der großen gläsernen Eingangstür unter den vielen Namensschildern den Klingelknopf, der zur Wohnung des Hausmeisters gehörte. Während sie darauf warteten, eingelassen zu werden, betrachtete Erik das Foyer hinter der Eingangstür. Unzählige Briefkästen sowohl auf der rechten als auch auf der linken Seite und drei Aufzüge. Schon hier bekam man eine Ahnung, wie viele Wohnungen es in diesem Haus gab.
Eine Aufzugtür öffnete sich, Heino Hansen erschien und öffnete ihnen die Tür. »Frau Matteuer hat mich informiert. Ich soll Ihnen den Schlüssel geben.«
Wenige Minuten später standen sie vor der Apartmenttür. Erik gefiel es nicht, eine fremde Wohnung zu betreten, fühlte sich unwohl, als er sich umsah, kam sich wie ein Eindringling vor, obwohl er die Erlaubnis der Eigentümerin besaß.
Sören schien es ähnlich zu gehen. »Wissen Sie, welches Zimmer Matilda Pütz gehörte?«, fragte er.
Erik nickte, durchquerte das Wohnzimmer, betrat den zweiten kleinen Flur und öffnete die Tür, die in Matildas Zimmer führte. Es war spärlich eingerichtet, wie das in Ferienwohnungen häufig der Fall war. Es wunderte ihn, denn die Familie Pütz besaß diese Wohnung schon so lange, dass er mit mehr Behaglichkeit und Komfort gerechnet hatte. Der kleine Schrank enthielt nur wenige Kleidungsstücke, in der Kommode und den Nachttischschubladen fanden sie nichts, was Aufschluss geben konnte. Bücher, Rätselhefte, Kosmetika, Illustrierte, Schreibzeug, Fotos von den Eltern, Sylt-Reiseführer, Nagellackfläschchen … nichts, was einen Hinweis darauf gab, dass in Matildas Schreibtisch oder sonst wo etwas Brisantes aufbewahrt worden war. Erik entschloss sich sogar, die Matratze aus dem Bett zu heben, doch auch darunter wurde er nicht fündig. Sören untersuchte alle Schubladen nach versteckten Geheimfächern, aber ebenfalls ohne Ergebnis.
»Kein Wunder«, meinte Sören. »Was immer es war, ihre Schwester sollte nichts davon wissen. Im Büro war es anscheinend sicherer.«
»Warum eigentlich?«, überlegte Erik. »Warum sollte Corinna auf der Suche nach einem Radiergummi
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