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Kurschattenerbe

Kurschattenerbe

Titel: Kurschattenerbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrid Neureiter
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mit Sascha nach Sotschi und baute sich eigene Geschäfte auf. Ihr Vater habe eine andere Frau, hatte sie ihrer Tochter erzählt.
    Sascha ließ sich davon nicht beeindrucken. Sie war überzeugt, dass ihre Eltern zusammengehörten, und hatte die Hoffnung nicht aufgegeben, dass alles wieder in Ordnung kommen würde. Bis dieser Tony aufgetaucht war. Im Kaukasusgebirge wurde ein Abenteuerfilm gedreht. Nach Abschluss der Dreharbeiten war die Filmcrew in Sotschi empfangen worden. Auf Bitten des Bürgermeisters, der sich von dem Film große Werbung für die Region erhoffte, hatte ihre Mutter die Crew zu einer Party in ihre Villa eingeladen.
    Saschas Schulfreundinnen hatten sie wahnsinnig beneidet, dass sie mit den Filmleuten zusammen feiern durfte. Sascha machte sich wenig aus solchen Anlässen, war aber doch neugierig auf die Party. Kaum, dass sie den Empfangssaal betrat, winkte ihre Mutter sie zu sich. »Sascha, das ist Tony, der Produzent des Films«, stellte Kateryna den Mann vor, der dicht bei ihr stand. Sascha war es gleich verdächtig vorgekommen, wie die beiden sich ansahen und ahnte, was auf sie zukommen würde. An den Tagen nach der Party war dieser Tony immer öfter bei ihnen aufgetaucht. Schließlich war die Crew abgereist. Er war geblieben. »Tony ist mein neuer Manager«, hatte ihre Mutter verkündet. »Er hilft mir in meinen Firmen, damit ich mehr Zeit für dich habe«, hatte die Erklärung dafür gelautet, dass sie diesen Tony von nun an nahezu jeden Tag zu Gesicht bekommen würde.
    Sascha ließ sich nicht täuschen. Die beiden hatten etwas miteinander, das war unübersehbar. Ihre Mutter bemühte sich mittlerweile nicht mehr, es vor ihr zu verbergen. Im Gegenteil, erst neulich hatte sie ihr wieder vorgeschwärmt, welch große Stütze Tony für ihre Geschäfte sei, und dass er bald zur Familie gehören werde.
    Sascha sah auf ihre Swatch. Es wurde Zeit, dass Victor und Juri auftauchten. Kateryna hatte darauf bestanden, dass sie sich Fahrräder besorgten und Sascha bei ihren Radtouren begleiteten. Ihr sollte es recht sein, sie würde die beiden sowieso abhängen. Und sie würde niemals zulassen, dass ihre Mutter Tony heiratete. Er hatte es doch nur auf ihr Geld abgesehen. Daran bestand kein Zweifel. Sie hatte ihn genau beobachtet und brauchte lediglich ein Paar hieb- und stichfeste Beweise, um ihrer Mutter die Augen zu öffnen.
    Das Haustelefon klingelte. Die Bodyguards waren eingetroffen. Sascha schnappte sich ihre Basecap, verließ das Zimmer und rannte die mit dicken Teppichen belegten Stufen hinunter in die Lobby. Sie würde ihre Aufpasser auf Touren bringen. Mal sehen, wie rasch es ihr diesmal gelang, die beiden loszuwerden.
    *
    An der Passerpromenade schlenderte Lenz Hofer zum Kurhaus. Heute hatte er ausgeschlafen. Die vergangenen Tage waren stressig für ihn gewesen. Mit Beginn des Symposiums war für ihn das Gröbste vorerst vorbei. Die letzten Vorbereitungen für den Musikwettbewerb zum Abschluss der Konferenz würden ihn früh genug in Anspruch nehmen, da hatte er sich eine Verschnaufpause verdient.
    Schade, dass Jenny gerade so eingespannt war. Endlich hätte er Zeit für sie gehabt. Er hätte sie gerne bei ihrer ersten Begegnung im Vorjahr näher kennengelernt. Aufgrund der Ereignisse war es nicht dazu gekommen. Diesmal wollte er das Versäumte nachholen.
    Ob sie ihn gestern mit Viola am Burgtor gesehen hatte? Wenn ja, würde er etwas auszubügeln haben. Er wusste, dass sie leicht eifersüchtig wurde. Dabei hatte sie keinen Grund dazu. Viola interessierte ihn nicht.
    Er erinnerte sich an die unschöne Szene, die sich nach Jennys Abfahrt abgespielt hatte. Tobias war auf sie zugekommen und hatte Viola darauf aufmerksam gemacht, dass er ihre Geige nicht finden könne. Zunächst glaubte sie ihm nicht.
    »Ich habe dir doch gesagt, sie liegt in der Kapelle«, herrschte sie ihn an. »Nimm sie im Wagen mit. Ich gehe mit Lenz zu Fuß ins Dorf.« Viola hakte sich bei Lenz unter. »Komm, lass uns gehen.«
    Doch Tobias trat ihnen in den Weg. »Viola, die Geige ist nicht in der Kapelle.«
    Sie warf den Kopf zurück und lachte laut auf. »Sicher ist sie dort. Geh und schau nach.«
    Lenz wurde die Sache peinlich. Wie kam Tobias dazu, sich wie ein Laufbursche herumkommandieren zu lassen?
    Lenz befreite sich von Viola, die sich fest an seinen Arm gehängt hatte. »Schau du lieber selbst nach«, riet er ihr.
    Sie zog eine Schnute, besann sich jedoch. »Du wartest hier auf mich«, willigte sie ein und eilte in die

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