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Kurschattenerbe

Kurschattenerbe

Titel: Kurschattenerbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrid Neureiter
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eine Vorlage für das Bild zu haben, das sie mit ihrer Kameradin anfertigte. Kleptomanin war sie jedenfalls keine, da hatte Jenny recht gehabt.
    Jenny, mein Gott! Lenz schlug sich mit der Hand gegen die Stirn. Die hatte er ja einfach im Café sitzen lassen. Er hätte sie anrufen und ihr Bescheid geben sollen. Das würde er sofort nachholen.
    Er fischte sein Handy aus der Hosentasche und wollte gerade ›Sommer‹ eingeben. In dem Moment nahm er aus den Augenwinkeln wahr, dass sich weiter unten am Weg etwas tat. Ein weiterer Wagen hielt und ein zweiter brauste heran. Zwei Leute stiegen aus dem ersten Wagen. Einer von beiden war ein Mann, die zweite Person eine Frau.
    »Kruzitirk 1 !« Er musste laut geflucht haben, denn Sascha und Kristl wandten die Köpfe und blickten ihn erstaunt an. Das war Lenz egal. »Bin glei wieder da«, rief er den Mädchen zu. So schnell er es auf dem abschüssigen Weg vermochte, rannte er die Serpentinen hinunter.
    *
    Für sein Gewicht erstaunlich behände sprang Aldo Klotz aus dem Wagen und ging auf das Paar zu, das ihm entgegenkam. Das durfte nicht wahr sein! Da hatte der Comploi die Sommer glatt hierherauf mitgenommen. Amtsanmaßung nannte man so etwas. Oder vielleicht doch besser: Behinderung der polizeilichen Ermittlung. Egal, es würde ihm die richtige Bezeichnung für den himmelschreienden Blödsinn einfallen, den Comploi sich da erlaubt hatte.
    Nicht genug, dass ihn der Kollege mitten in Martha Tappeiners Vernehmung hinein angerufen und ihm eine wilde Geschichte von einem Zeitungsausschnitt, einer Scheune und einem Rad, das angeblich in der Nähe des Tatortes gesehen worden war, erzählt hatte. Jetzt schleppte er sogar die Zeugin zum Einsatzort.
    »Sie bleiben hier beim Wagen«, blaffte Klotz Jenny Sommer an. Die zuckte kurz zusammen. Es sah ganz so aus, als wollte sie protestieren, tat jedoch wie ihr geheißen. Sie ging die paar Schritte zu Complois Fahrzeug zurück und lehnte sich gegen die Kühlerhaube, den Blick ostentativ auf die Scheune gerichtet.
    Ob er ihr befehlen sollte, sich ins Auto zu setzen, und sie dort einzusperren? Klotz verwarf den Gedanken. Das wäre wohl tatsächlich Amtsanmaßung – wenn nicht gar Freiheitsberaubung.
    »Also«, sagte er zu Comploi, »erklären Sie mir, was so dringend war, dass Sie mich in einer wichtigen Ermittlung gestört haben. Und halten Sie sich kurz.«
    Comploi schien die Aufforderung verstanden zu haben. Rasch umriss er, was Jenny ihm zuvor im Kurhaus am Bildschirm gezeigt und anschließend während der Fahrt erklärt hatte.
    »Sie halten die Vermutung, dass sich der verschwundene Professor – wenn er tatsächlich verschwunden ist – in der Scheune befindet, für plausibel?«
    »Der Professor oder das Bild – oder beide. Die Dotoressa Sommer meint, es seien zu viele Zufälle: Das plötzliche Fernbleiben von Professor Kammelbach bei der Pressekonferenz, der Zeitungsausschnitt mit dem Bericht über den Mord und schließlich dieses Fahrrad, das allem Anschein nach aus dem Tirolia stammt.«
    Klotz kratzte sich an der Wange. Wie herausgeputzt sein Kollege heute wieder war: Jeans, dazu ein blitzsauberes weißes Hemd mit offenem Kragen, darüber ein Jackett aus leichtem Sommerstoff, der einen sicher nicht so leicht ins Schwitzen brachte. Aldo selbst hatte sich, um den fehlenden Knopf an seinem Hemd zu verbergen, in ein dunkles Sakko gezwängt, das er für alle Fälle in seinem Büro hängen hatte. Es war viel zu warm. Ihm stand der Schweiß auf der Stirn, den er mit der Hand, so gut es ging, wegwischte.
    »Sie hat mir das hier gegeben.« Comploi hielt ihm eine Medikamentenschachtel hin. »Das ist gegen Herzbeschwerden. Ich habe den Beipackzettel gelesen.«
    »Und woher hat die Sommer das Medikament?«
    Täuschte Aldo sich, oder wirkte sein Kollege plötzlich verlegen?
    »Sie sagt, sie hätte es in seinem Zimmer gefunden. Die Tür sei offen gestanden.«
    »Widerrechtliches Eindringen und Diebstahl. Was stehen Sie hier rum? Verhaften wir die Frau.« Aldo wollte gerade kehrtmachen, da hielt Comploi ihn am Ärmel fest.
    »Nein, Sie machen einen Fehler. Ich gebe zu, was Frau Sommer sagt, klingt etwas weit hergeholt. Doch es ist schon merkwürdig, dass Professor Kammelbach das Symposium so plötzlich verlassen und sich seither nicht mehr gemeldet hat. Und«, Comploi war wieder sehr forsch geworden, »ich frage mich, was das Fahrrad, wenn es tatsächlich dem Hotel gehört, hier heroben zu suchen hat. Das würde bedeuten, dass einer der

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