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Kurt Ostbahn - Blutrausch

Kurt Ostbahn - Blutrausch

Titel: Kurt Ostbahn - Blutrausch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guenter Broedl
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als ich wiederkäuen will, was wir gestern im Rallye bereits durchgekaut haben: „Ich meine nicht die gefälschten Unterschriften der Chefpartie. Und ich meine auch nicht die Lieferadresse, die Anschrift des Kohlen-Güntl, die auf unseren Platten steht, was darauf schließen läßt, daß der Aussteller die Privatadressen der Partie nicht kennt. Das meine ich alles nicht. Sondern? Na!“
    „Keine Ahnung“, sage ich.
    Trainer und Trash freuen sich. Und mir geht die schulmeisterliche Art, in der da mit meinen Problemen umgegangen wird, schön langsam auf den Geist. Aber ich lasse mir nichts anmerken.
    „Dann muß ich weiter ausholen“, sagt der Trainer und genießt sichtlich seinen Triumph.
    „Whitney Houston ist bei einem Weltkonzern unter Vertrag, und in Österreich werden ihre Platten von der österreichischen Filiale dieses Weltkonzerns vertrieben, also an den Einzelhandel ausgeliefert und verkauft. Eine Firma Media Sales , ein Tonträger- und Videogroßhandel, wie so schön auf dem Lieferschein steht, vertreibt in Österreich keine Platten von Whitney Houston oder sonst einem Sangeskünstler, der bei einem Major Label unter Vertrag ist. Die Großhändler spezialisieren sich auf den Import und Vertrieb von Musik, die abseits der Weltkonzerne passiert. Die einen machen in Jazz, andere in Independant oder Folk, oder sie handeln mit dem Backkatalog der Großen, mit den alten Hüten oder bestenfalls historisch wertvollen Aufnahmen, die die Multis aus ihrem Programm gestrichen haben, weil sie ihnen das Lager blockieren. Aber nie im Leben dealen sie mit der neuen Whitney-Houston-Platte.“
    „Und wenn sie es tun“, sagt der Doc, „dann handelt es sich dabei um Fälschungen. Counterfeits.“
    „Wir haben unsere These gerade überprüft“, sagt der Trainer. „Und sie stimmt: Was wir in den Bananenkisten gefunden haben, sind Raubkopien.“
    „Da staunt der Laie“, sage ich.
    „Mich hat ja gestern schon irritiert, daß die CDs ohne Hüllen in den Kisten stecken“, sagt der Trainer, „Weil die Platten vom Werk normalerweise immer fixfertig mit dem Cover geliefert werden. Deine doch auch, Kurtl. Is dir das noch nie aufgefallen?“
    „Nicht direkt.“
    Die produktions- und vertriebstechnischen Aspekte meiner Profession haben mich noch nie wirklich interessiert, und die lichtvollen Ausführungen des Trainers werden für die Zukunft nichts daran ändern, aber in der lästigen Bananenkistenaffäre bringen sie mich auf eine Idee. Und die nimmt immer konkretere Formen an, während der Trainer seinen Vortrag fortsetzt.
    „Die Platten-Piraten lassen natürlich nicht bei der Industrie arbeiten, wo CD-Werk und Druckerei unter einem Dach sind, sondern in Ungarn oder der Slowakei. Das ist nicht nur billiger, sondern dort schert sich auch kein Schwanz um Details wie Urheberrechte oder Lizenzverträge. Die Raubkopien, die sich in der Klangqualität übrigens nicht von den offiziellen Platten unterscheiden - das haben wir so lang überprüft, daß wir das Houston-Opus jetzt vom ersten bis zum letzten Ton auswendig können also diese perfekten Kopien kommen dann auf Schleichwegen über die Grenze ins Land, werden in ebenfalls perfekt gefälschte Covers heimischer Produktion gepackt und unters Volk gebracht, das weder sieht noch hört, daß es der falschen Whitney lauscht. Was ihm letztlich auch wurscht sein kann, denn es kriegt für sein Geld ja ein perfekt geklontes Produkt. Ärgerlich ist die Angelegenheit nur für die Frau Houston und ihre Plattenfirma, denn die schauen bei dem Geschäft durch die Finger. Für Platten, die es offiziell gar nicht gibt, gibt es auch keinen Tantiemenscheck.“
    „Was mich nicht sonderlich rührt“, sage ich, „weil es der Whitney Houston höchstwahrscheinlich auch ziemlich wurscht ist, daß ich mir eine Bananenkiste voll von dem Ramsch gekauft habe. Unfreiwillig. Und ohne daß ich davon was weiß.“
    Dann frage ich Trainer und Trash, wie sie das Geheimnis der falschen Whitney lüften konnten.
    „Gute Frage“, sagt Doctor Trash.
    „Ein alter Hase wie du, Kurtl, müßte das wissen“, sagt der Trainer.
    „Du weißt, was über mich in der Zeitung steht? Der Kurtl hat ein Problem: Er kann einfach nicht erwachsen werden. Und in der Zeitung steht immer nur die Wahrheit. Also spuck’s schon aus“, sage ich.
    „Über die Qualität des gefälschten Covers können wir nichts sagen, weil wir es bekanntlich nie gesehen haben“, sagt der Trainer. „Aber schau dir einmal die beiden Platten

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