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Kurt Ostbahn - Peep- Show

Kurt Ostbahn - Peep- Show

Titel: Kurt Ostbahn - Peep- Show Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guenter Broedl
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Zwischenkriegszeit in die Hauptschule gegangen ist, und zieht eine Dose Ottakringer heraus.
    »Danke. Sehr aufmerksam«, sagt der Trainer und greift zu. Als er das kühle Blech in der Hand hält und die Dose öffnet, fühlt er sich gleich deutlich besser. »Die Hitz und zu viel Kaffee in der Früh«, meint er und nimmt einen kräftigen Schluck.
    »Was i immer sag, Herr Trainer: Kaffee is pures Gift. Nachm Aufstehn a Hülsen, und da Tag is gerettet. Gehts eh no, oder is ned scho brunzwarm?«
    »Super«, ist vorerst alles, was der Trainer sagen kann, ehe er dem Polifka die Bierdose überreicht und einen Rülpser hören läßt, der die Grabsteine hinter der Friedhofsmauer zum Wackeln bringt. »Apropos - nur für den Fall, daß Sie jemand fragen sollte: Sie haben mich heute hier nicht gesehen!«
    »Aso? Wo denn?« staunt der Polifka, bis ihm ein Licht aufgeht. »Jetz versteh i! Verdeckte Ermittlungen, ned? Wie seinerzeit der Giuliano Gemma in › Friedhof ohne Kreuze ‹ .«
    »Genau so«, sagt der Trainer.
    ***
    Es ist ein kurzer Abschied. Die Rosi wollte das so. Sie wollte keinen kirchlichen Trost, keinen salbungsvollen Nachruf, keine Kranzparade. Die Rikki hatte ihr Lebtag lang weder ein Auge noch ein goldenes Handerl für Blumen, also wozu dann jetzt der ganze Aufwand. In der Aufbahrungshalle steht nur eine Vase mit 32 roten Rosen vor dem hellen Holzsarg. Im Juli wäre Rikki 33 geworden.
    Der diensthabende Bestattungsbeamte bekam von Rosi eine Cassette in die Hand gedrückt, die er auf ihr Zeichen hin starten sollte. Rikkis Lieblingslied »Layla«, in der Originalversion von Derek and the Dominos. Der Kurtl hat die Platte irgendwann kurz vor der behördlichen Schließung ins Espresso Rosi mitgebracht, das muß so um 77/78 gewesen sein, und dazu gesagt, daß es kein schöneres Lied über die verzweifelt unglückliche Liebe geben wird, auch in hundert Jahren nicht. Die Rikki hat sich das damals sehr zu Herzen genommen. Zu sehr vielleicht.
    Während Eric Clapton und Duane Allman an ihren Slidegitarren fürwahr beseelte Trauerarbeit leisten, steht nur eine Handvoll Hinterbliebener mit gesenkten Köpfen vor Rikkis Sarg. Auch das wollte die Rosi so. »Keine Lemuren, keine Erbschleicher und keines von den Mannsbildern, die meiner Kleinen eh nur weh getan haben.« Morgen dann wird sie die Partezetteln verschicken, wo drinnen steht, daß die Rikki bereits in aller Stille und im engsten Familienkreis beerdigt worden ist.
    Bettina und der Doc stehen in der zweiten Reihe, hinter der Rosi, ihrer jüngeren Schwester Agnes und deren Mann. Mehr Familie gibt es nicht. Die übrigen Trauergäste sind dem Doc persönlich bekannt: Musiker der Chefpartie, Musiker der Kombo, der Polifka für , Kommissar Skocik. Bis auf letzteren wurden sie alle telefonisch von der Rosi zum Begräbnis eingeladen.
    Kein Dieter Dietrich. Und auch nicht sein Sohn Sascha.
    Brunner hat das bei der Einsatzbesprechung bereits angekündigt: »Unser Freund Dietrich nimmt nicht Abschied wie alle anderen. Der schließt sich dem Trauerzug erst an, wenn die Zeremonie in der Aufbahrungshalle vorbei ist.«
    »Warum?« fragte der Doc.
    »Er ist nicht eingeladen. Er gehört nicht zur Familie. Und er ist der Mörder«, meinte Brunner nur.
    ***
    Der Trainer folgt dem Trauerzug, der sich in Richtung Reihe 37 in Bewegung gesetzt hat, mit einigem Abstand. Dabei orientiert er sich an Rudolf Polifka, dem Schlußlicht der schwarzen Karawane, der gleich nach Verlassen der Aufbahrungshalle einen Abstecher in die Büsche gemacht hat, um dort einen Flachmann aus seiner Aktentasche zu holen und nach einem Schluck Weinbrand nun schwankenden Schrittes wieder Anschluß an die Trauergemeinde zu suchen.
    Plötzlich fällt schon wieder eine Hand auf seine Schulter. Der Trainer zuckt zusammen und dreht sich um.
    »Nervös?« erkundigt sich Skocik und bleckt die Zähne zu einem herzlosen Grinsen. »Dazu habens keinen Grund. Ich hingegen schon. Ich hab nämlich grad vorher ein Gspenst gsehen. Und zwar das von meinem ehemaligen Chef. Brunner. Franz Brunner. Der geistert da zwischen den Grabsteinen herum. Sie wissen ned zufällig, was der auf der Horvath ihrer Leich verloren hat, oder?«
    »Keine Ahnung«, lügt der Trainer. »Warum fragen Sie ihn nicht selber?«
    »Es gibt Gspenster, die reden nix mit mir.«
    »Aus gutem Grund, schätz ich«, sagt der Trainer und läßt Skocik stehen. Doch der packt ihn am Sakkoärmel und faucht ihn an. »Momenterl! Ned so eilig, mein Freund. Wann du und dein

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