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Kurt Ostbahn - Platzangst

Kurt Ostbahn - Platzangst

Titel: Kurt Ostbahn - Platzangst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guenter Broedl
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nebenan befindet sich der Heizkeller, eine Tür weiter hatte Knapp seine Dunkelkammer, und am Ende des Ganges befinden sich eine Toilette und zwei kleine Räumlichkeiten, die als Garderoben benutzt wurden. Als du mir den Fundort und den Zustand der Leiche beschrieben hast, wußte ich sofort Bescheid.“ „Inwiefern?“
    „Ein Leichnam mumifiziert nur dann, wenn er an einem trockenen, heißen Ort ohne Luftzirkulation, also ohne Sauerstoffzufuhr gelagert wird. Zum Beispiel in einer zugemauerten Grabkammer oder in einer Mauernische, die unmittelbar an einen Kaminschacht, den Abzug eines Pizzaofens oder, wie in unserem Fall, an einen Heizkeller grenzt.“ „Verstehe“, sage ich. „Und was jetzt?“
    „Ich brauch bald einmal frische Luft“, meldet sich Axel und ist zum zweiten Mal heute ziemlich grün im Gesicht.
    „Mir reicht ein Bier“, versucht sich Ronnie als Spaßmacher. Ohne durchschlagenden Erfolg.
    „Und was jetzt?“ wiederholt der Doc gedankenverloren meine Frage, schüttelt dabei betrübt den Kopf und kommt dann zu dem Schluß: „Sieht garnicht gut aus.“
    Klar, daß ich genau diesen Satz nicht von ihm hören will. Den kenn ich nur zu gut. Irgendwas in der Art von „Keine Leiche, kein Verbrechen, keiner der dir Böses will, kurzum, alles im Lot und alle aus dem Schneider“ wär mir lieber. Oder, von mir aus, ein anständiges Loch in der Wand mit einer Mumie dahinter.
    Da weiß man wenigstens, was man hat.

10
    „Ich will ja nix sagen“, sagt der Herr Josef, „aber das gestrige Arbeitsgespräch mit den Kollegen is nicht spurlos an Ihnen vorübergegangen, Herr Kurt. Soll’s heut vielleicht kein Fernet sein?“
    Nach dem Quell-Poldl zu Mittag macht sich jetzt auch mein zweiter Stammgastronom ernsthaft Sorgen um mein geistiges und körperliches Wohl. Wenn mir sogar der Herr Josef den Fernet verweigert, dann hab ich wirklich ein Problem, das man mir auch ansieht.
    Ich ordere zwei Krügeln für meine beiden Mitarbeiter und für mich das traditionelle kleine Bier, aber ohne den ebenso traditionellen großen Magenbitter, und der Herr Josef kommentiert das mit einem wohlwollenden Kopfnicken.
    „Und das is echt der wirkliche Herr Josef?“ raunt mir Axel ins Ohr. „Den hab ich mir ganz anders vorgestellt. Und das Rallye auch.“
    Dichtung und Wahrheit, die Zweite.
    Aber ich bin heute schon zu müde, um meinem Bautrupp den Lebensweg des Herrn Josef vom erfolglosen Rallye fahrer und Fremdenlegionär bis zum Espressobesitzer und Scheidungsopfer mit all seinen Wirren nachzuzeichnen. Daß das Rallye den traurigen Schlußpunkt einer an Erfolgen nicht eben reichen Karriere bedeutet, das ist selbst für die ahnungslose Laufkundschaft unschwer zu erkennen.
    Wäre der Doc nicht sofort und per Taxi heim an seine Datenbank geeilt (nicht ohne den Burschen dringend zu raten, dem Savoy und dem dort verkehrenden Fettuccini bis auf Widerruf fernzubleiben), hätten wir heute den langjährigen Besucherrekord gebrochen. Jetzt sind Axel, Ronnie und ich die einzigen Gäste, die auch Vorhaben, ihre Zeche zu begleichen. Und am Tisch neben der Bar sitzt der alte Kaiblinger. „Mein derrischer Postler“, sagt der Herr Josef immer. Und wenn er nicht aufpaßt wie ein Haftlmacher, dann wird er auch heute wieder beim Schnapsen an den pensionierten Postbeamten dessen gesamte Zeche verlieren.
    „Was passiert jetzt mit den Küchenkastein? Willst du dir die Scheußlichkeiten wirklich in die Küche stellen?“ erkundigt sich Axel. Auf Anraten des Doc haben die Burschen (mit meiner tatkräftigen Unterstützung) das Gerümpel aus dem Keller geschafft und in den Bandbus verladen, ihren Job also rechtzeitig, gründlich und gewissenhaft erledigt. Nicht daß sie scharf auf einen Nachfolgeauftrag aus dem Hause Fettuccini wären, die Lust auf Entrümpelungen und dergleichen ist ihnen ziemlich vergangen. Aber wer will zu all den Schrecken und Zores auch noch eine schlechte Nachred?
    Apropos Zores. Schweren Herzens teile ich Axel meinen Entschluß mit, angesichts der mysteriösen Vorkommnisse auf meinen amerikanischen Küchentraum zu verzichten. „Gottseidank“, sagt Ronnie.
    „Wir haben schon geglaubt, du meinst das ernst mit den grauslichen Kasteln“, freut sich Axel. „Hätt ja sein können. Ein akuter Anfall von Geschmacksverirrung, oder so.“
    „Eh“, sage ich.
    Dann kommt mein kleines Bier und mit ihm ein weniger kontroversielles Thema.
    „Kennts ihr eigentlich den Knapp, den Fotografen, der früher in der Horrorhütte gewohnt

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