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Kurz vor Mitternacht

Kurz vor Mitternacht

Titel: Kurz vor Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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los?», fragte Thomas.
    Mary lachte mit einem leicht hysterischen Unterton.
    «So etwas kannst auch nur du sagen. Ein Mörder im Haus, und da fragst du, ob etwas los ist!»
    Thomas blickte erstaunt drein.
    «Ich meinte, etwas Neues?»
    «Ach, es tut richtig gut, dich so gelassen reden zu hören!»
    «Vielleicht tu ich das, weil ich ein Außenseiter bin.»
    «Ja, das stimmt. Du kannst nicht die gleiche Erleichterung empfinden wie wir, weil Nevile nun aus der Sache raus ist.»
    «Natürlich freue ich mich darüber.»
    Mary schauderte.
    «Er war wirklich nahe daran… Wenn Camilla nicht auf den Gedanken gekommen wäre, nach Neviles Fortgang die Glocke zu läuten…»
    «Dann wäre es um Nevile geschehen gewesen», vollendete Thomas den Satz. Er sprach mit einer gewissen grimmigen Befriedigung, und als er Marys vorwurfsvollen Blick bemerkte, schüttelte er mit einem leichten Lächeln den Kopf. «Ich bin nicht so herzlos, wie es scheint, aber da Nevile jetzt aus dem Schneider ist, kann ich nicht umhin, mich zu freuen, dass er mal aufgerüttelt wurde. Er tut immer so verdammt selbstgefällig.»
    «Das ist er aber gar nicht, Thomas.»
    «Möglich, aber er wirkt so. Und heute Morgen sah er zu Tode erschrocken aus! Na, er hat auch diesmal wieder Glück gehabt. Jedem andern wäre es angesichts dieses Beweismaterials an den Kragen gegangen.»
    Wieder schauderte Mary.
    «Ach, sag das nicht. Ich klammere mich an den Gedanken, dass die Unschuldigen unter einem Schutz stehen.»
    «Glaubst du das wirklich, Marylein?»
    Seine Stimme klang freundlich.
    Mary sprudelte unvermittelt hervor.
    «Thomas, ich mache mir solche Sorgen… wegen Mr Treves…»
    Thomas ließ seine Pfeife auf die Steine fallen. Seine Stimme hatte einen anderen Klang, als er sich bückte, um die Pfeife wieder aufzuheben.
    «Was ist denn mit Mr Treves?»
    «An dem Abend, als er hier war… die Geschichte, die er erzählte… von dem kleinen Mörder! Ich frage mich dauernd, Thomas… War es nur eine schaurige Anekdote? Oder erzählte er eine wahre Geschichte mit ganz bestimmter Absicht?»
    «Du meinst, ob er wohl auf jemanden abzielte, der sich im Zimmer befand?»
    «Ja», hauchte Mary.
    Thomas erwiderte ruhig: «Das hab ich mich auch schon gefragt. Tatsächlich dachte ich gerade darüber nach, als du herkamst.»
    Mary schloss die Augen.
    «Ich versuche mir den ganzen Hergang wieder zu vergegenwärtigen… Er lenkte das Gespräch so willkürlich darauf. Und er sagte, dass er die Person wiedererkennen würde. Das betonte er ausdrücklich. Warum wohl?»
    «Ich glaube», sagte Thomas, «es sollte eine Warnung sein. Damit der Betreffende nichts unternahm.»
    «Meinst du, Treves hat gewusst, dass Camilla ermordet werden sollte?»
    «Nein», antwortete Thomas gedehnt. «Das ist doch wohl etwas zu fantastisch. Es sollte wahrscheinlich nur eine allgemeine Warnung sein.»
    «Glaubst du, dass wir der Polizei davon Mitteilung machen müssten?»
    Thomas überlegte.
    «Das glaube ich nicht», gab er schließlich zurück. «Das würde zu nichts führen. Etwas anderes wäre es, wenn Treves noch lebte und selber eine Aussage machen könnte.»
    «Und das kann er nicht. Er ist tot!»
    Abermals schauderte Mary.
    «Merkwürdig, wie er gestorben ist.»
    «Herzschlag. Er war herzleidend.»
    «Ich meine die seltsame Sache mit dem Lift, der außer Betrieb war. Mir gefällt das nicht.»
    «Mir gefällt das auch nicht besonders», sagte Thomas.

33
    I nspektor Battle blickte sich in dem Schlafzimmer um. Das Bett war gemacht worden, sonst zeigte der Raum keinerlei Veränderung.
    «Das ist’s», sagte Battle und wies auf das altmodische eiserne Kamingitter, «fällt dir etwas daran auf?»
    «Es sollte gereinigt werden», antwortete Jim Leach. «Sonst ist nichts Auffallendes zu sehen, außer… ja, der Knauf der linken Seite glänzt mehr als der auf der rechten.»
    «Das ist der Grund, warum mir Hercule Poirot in den Sinn kam», sagte Battle. «Du kennst ja sein Steckenpferd – alles, was nicht symmetrisch ist, regt ihn auf. Vermutlich dachte ich die ganze Zeit im Unterbewusstsein: Das würde den alten Poirot aus dem Häuschen bringen, und so begann ich, von ihm zu reden. Holen Sie Ihre Utensilien, Jones, wir wollen die Fingerabdrücke an den beiden Knäufen untersuchen.»
    Jones erstattete schon bald Bericht.
    «Auf dem rechten Knauf sind Abdrücke, Inspektor, auf dem linken jedoch keine.»
    «Dann brauchen wir den linken. Die Fingerabdrücke auf dem rechten stammen vom Dienstmädchen. Der

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