Kurz vor Mitternacht
Ihnen passen wird. Sie haben die kleinsten Hände.»
Audrey streifte den Handschuh über.
Nevile sagte scharf: «Sie hat Ihnen doch schon gesagt, dass er ihr nicht gehört, Inspektor.»
«Na, vielleicht hat sie sich geirrt», gab Battle zurück. «Oder sie wusste es im Augenblick nicht.»
Audrey sagte: «Es könnte meiner sein – Handschuhe sehen irgendwie alle gleich aus, nicht wahr?»
«Jedenfalls wurde er vor Ihrem Fenster gefunden, Mrs Strange», erläuterte Battle. «Er war im Efeu versteckt, zusammen mit dem andern.»
Es entstand eine Pause.
Audrey öffnete den Mund, um etwas zu sagen; dann schloss sie ihn wieder. Vor Battles unverwandtem Blick schlug sie die Augen nieder.
Nevile trat vor.
«Hören Sie, Inspektor…»
«Ich möchte ein Wörtchen mit Ihnen reden, Mr Strange», fiel Battle ernst ein.
«Gern. Gehen wir in die Bibliothek.»
Sobald sich die Tür der Bibliothek hinter Nevile und den beiden Beamten geschlossen hatte, fragte Nevile scharf: «Was soll diese Geschichte mit den Handschuhen, die Sie vor dem Fenster meiner Frau gefunden haben?»
Battle erwiderte ruhig: «Mr Strange, wir haben in diesem Haus noch mehr seltsame Dinge gefunden.»
Nevile runzelte die Brauen.
«Seltsame Dinge? Was meinen Sie damit?»
«Sie sollen es sehen.»
Auf einen Wink des Inspektors verließ Leach den Raum und kehrte kurz darauf mit einem sonderbar aussehenden Gegenstand zurück.
Battle sagte: «Hier haben Sie eine Eisenkugel, die von einem Kamingitter stammt – eine sehr schwere Eisenkugel. Außerdem haben wir festgestellt, dass ein Tennisracket in zwei Teile zersägt worden ist; die Kugel wurde dann in den Stiel geschraubt.»
Er machte eine Pause, bevor er fortfuhr: «Es besteht nicht mehr der geringste Zweifel, dass Lady Tressilian mit diesem Instrument erschlagen worden ist.»
«Schrecklich!»
Nevile schauderte.
«Aber wo haben Sie dieses grässliche Ding gefunden?»
«Die Kugel hat der Mörder gereinigt und wieder ans Kamingitter geschraubt. Allerdings hat er vergessen, auch das Gewinde zu säubern. Wir fanden Blutspuren daran. Das Racket wurde mit Heftpflaster zusammengeflickt und nachlässig zu den andern Sachen in dem Schrank unter der Treppe geworfen. Wahrscheinlich wäre es dort unentdeckt geblieben, wenn wir nicht nach etwas in der Richtung gesucht hätten.»
«Großartig, Inspektor!»
«Reine Routine, Mr Strange.»
«Und wie steht’s mit Fingerabdrücken?»
«Das Racket, das dem Gewicht nach Mrs Kay Strange gehören dürfte, ist sowohl von Ihnen als auch von Ihrer Frau benutzt worden, denn es zeigt Fingerabdrücke von Ihnen beiden. Aber es fanden sich auch unmissverständliche Spuren, dass es eine Person, die Handschuhe trug, nach Ihnen und Ihrer Frau in den Händen gehabt hat. Ein Fingerabdruck ist jedoch auf dem Heftpflaster zurückgeblieben, vermutlich aus Unachtsamkeit, als das Racket wieder zusammengesetzt wurde. Vorläufig verrate ich noch nicht, um wessen Abdruck es sich dabei handelt. Ich möchte zuerst noch einige andere Punkte erwähnen.»
Battle schaltete eine Pause ein.
Dann sprach er weiter: «Ich muss Sie ersuchen, sich auf einen Schrecken vorzubereiten, Mr Strange. Eine Frage hätte ich noch zu stellen. Sind Sie ganz sicher, dass Sie den Gedanken hatten, mit Ihrer geschiedenen Frau hier zusammenzutreffen? War es nicht vielleicht Mrs Audrey Stranges Einfall?»
«Audrey hat nichts dergleichen gesagt. Audrey…»
Die Tür öffnete sich, und Thomas kam herein.
«Entschuldigen Sie, dass ich so hereinplatze», sagte er, «aber ich möchte gern dabei sein.»
Mit gequälter Miene wandte Nevile sich ihm zu.
«Seien Sie bitte nicht böse, Royde, aber hier handelt es sich um eine Privatangelegenheit.»
«Das kümmert mich nicht. Ich hörte draußen einen Namen nennen. Audreys Namen.»
«Und was geht das Sie an?», fragte Nevile mit aufsteigendem Zorn.
«Nun, eigentlich nicht mehr und nicht weniger als Sie, wenn man’s genau nimmt. Ich habe mit Audrey noch nicht gesprochen, aber als ich herkam, hatte ich die Absicht, sie um ihre Hand zu bitten; und ich denke, dass sie das weiß.»
Inspektor Battle hüstelte.
Nevile drehte sich zu ihm herum und murmelte: «Entschuldigen Sie, Inspektor. Diese Unterbrechung…»
«Das macht nichts, Mr Strange», fiel Battle ein. «Ich muss Sie noch etwas fragen. An dem dunkelblauen Anzug, den Sie am Mordabend beim Abendessen trugen, fanden sich innen am Kragen und an der Schulter blonde Haare. Haben Sie eine Ahnung, wie die Haare dahin
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