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Kurze Geschichte des Traktors auf ukrainisch

Titel: Kurze Geschichte des Traktors auf ukrainisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marina Lewycka
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Ich stelle mir vor,
     wie es mitten in der Nacht an die Tür hämmert, wie das Herz plötzlich wie wild zu schlagen beginnt, |182| wie sich Verfolger und Verfolgter Auge in Auge gegenüberstehen. Mitkommen! Ich stelle mir vor, wie Freunde und Nachbarn draußen
     vor dem Haus zusammenlaufen, die Zatshuks schwenken Taschentücher und wischen sich Tränen aus den Augen. Ich stelle mir eine
     Kaffeetasse vor, die in der Eile des Aufbruchs auf dem Tisch stehen gelassen wurde, der Kaffee wird kalt, bildet einen braunen
     Rand in der Tasse, trocknet nach und nach ein.
    Mike hat nichts übrig für die Schickt-sie-alle-zurück-Aktivistin. Das ist nicht die Frau, die er geheiratet hat. »Abschiebung
     ist eine hässliche und grausame Art, mit Menschen umzugehen. Damit löst man keine Probleme.«
    »Ich weiß. Aber   …«
     
    Am nächsten Morgen rufe ich die Nummer an, die oben auf dem Brief angegeben ist, den Valentina von der Beratungsstelle der
     Einwanderungsbehörde bekommen hat. Man nennt mir eine Nummer im East-Midlands-Flughafen. Erstaunlicherweise lande ich bei
     der Frau mit der braunen Aktentasche und dem türkisfarbenen Fiat, die Vater kurz nach der Hochzeit besucht hat. Sie ist überrascht,
     dass ich mich melde, aber sie erinnert sich sofort an meinen Vater. »Ich hatte das Gefühl, dass irgendetwas nicht in Ordnung
     war«, sagt sie. »Ihr Vater schien so – na ja   …«
    »Ich weiß.«
    Sie klingt nett. Viel netter, als Vater sie mir beschrieben hat.
    »Es war nicht nur wegen der getrennten Schlafzimmer. Es war auch, weil sie ganz offensichtlich überhaupt nichts gemeinsam
     machten.«
    »Aber was passiert denn jetzt?«
    »Das kann ich Ihnen nicht sagen.«
    Ich erfahre, dass eine Abschiebung, falls es denn dazu kommen sollte, nicht von der Einwanderungsbehörde |183| durchgeführt wird, sondern von der Polizei vor Ort, die Weisung vom Innenministerium erhält. Ich erfahre auch, dass es in
     jeder Region Polizeibeamte gibt, die auf Immigrationsfragen spezialisiert sind.
    »War sehr interessant, von Ihnen zu hören«, sagt sie. »Wissen Sie, wir machen Hausbesuche und schreiben Berichte, die in die
     Akten kommen, und das war’s dann. Es kommt nur selten vor, dass wir erfahren, was aus einer Sache geworden ist.«
    »Na ja – aus dieser Sache ist bislang noch gar nichts geworden.«
    Dann rufe ich bei der Polizeihauptwache in Peterborough an und bitte darum, mich zu dem für Immigrationsangelegenheiten zuständigen
     Beamten durchzustellen. Ich werde nach Spalding weiterverbunden und höre, dass Chris Tideswell momentan keinen Dienst hat.
     Ich versuche es am nächsten Tag wieder und stelle fest, dass Chris Tideswell kein Mann, sondern eine Frau ist. Sie hört sich
     meine Geschichte an.
    »Ist ja übel. Ihr armer Vater«, zwitschert sie mit breitem ostenglischem Akzent. Sie klingt sehr jung – viele Abschiebungen
     hat sie bestimmt noch nicht durchgeführt.
    »Hören Sie«, sage ich, »wenn das alles vorbei ist, schreibe ich ein Buch darüber, und Sie liefern mir die Vorlage für die
     Rolle der heroischen jungen Polizistin, die dafür sorgt, dass die Dame vor den Richter kommt.«
    Sie lacht. »Ich werde mein Bestes tun, aber haben Sie bitte etwas Geduld.« Bis nach der Verhandlung kann sie erst einmal gar
     nichts machen. Danach besteht unter Umständen noch die Möglichkeit, auf Härtefall zu plädieren. Und erst wenn auch dies abgelehnt
     wurde, kommt es zu einer Abschiebungsverfügung. Vielleicht.
    »Rufen Sie mich ungefähr eine Woche nach der Verhandlung wieder an.«
    |184| »Die Polizistin wird die Hauptheldin im Film. Gespielt von Julia Roberts.«
    »Sie klingen ziemlich verzweifelt.«
     
    Ob Valentina ihr Gurren und Schmeicheln und Streicheln bis September durchhält? Ich kann es mir eigentlich nicht vorstellen.
     Und dass mein Vater, der so dünn und zerbrechlich ist, bis dahin mit seiner Diät aus Dosenschinken, gekochten Karotten, Toshiba-Äpfeln
     und einer gelegentlichen Tracht Prügel überhaupt überlebt, bezweifle ich auch.
    Ich muss meine Schwester anrufen.
    »Wir können nicht bis September warten. Wir müssen sie vorher dort rauskriegen.«
    »Ja. Wir haben jetzt wirklich lang genug zugeschaut. Zu lang. Und nur wegen   …« Sie unterbricht sich. Fast höre ich, wie sie herunterschluckt, was ihr auf der Zunge liegt.
    »Wir müssen an einem Strang ziehen, Vera«, sage ich sanft. Wo wir doch gerade so gut miteinander auskommen. »Wir müssen einfach
     Papa so weit bringen, dass er seinen

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