Kurze Geschichte des Traktors auf ukrainisch
trotz seiner leicht angegrauten
Haare und des Ansatzes zu einem kleinen Bauch immer noch gut aus, so vertraut, so liebenswert und so … ja, verheiratet eben.
Dennoch – da ist etwas, was plötzlich Zweifel in mir weckt.
Wie denken Männer? Was geht in ihnen vor?
Nach einem neuerlichen Hustenanfall kommt Vater zum eigentlichen Anlass seines Anrufs: Valentina verlangt mehr Geld, und er
muss irgendwie etwas flüssig machen. Aber was hat er denn noch an Vermögenswerten, die er zu Geld machen kann? Nur das Haus.
Ja. Aber dahinter gibt es dieses große Stück Land, mit dem niemand etwas anfangen kann. Das könnte er doch verkaufen. (Es
ist Mutters Garten, von dem er da spricht!)
Er hat mit einem Nachbarn geredet, und dieser Nachbar wäre bereit, ihm das Grundstück für dreitausend Pfund abzunehmen.
Mein Herz pocht wie verrückt, und vor Wut kann ich fast nicht aus den Augen schauen, trotzdem bemühe ich mich, meine Stimme
unter Kontrolle zu halten.
»Du solltest das nicht überstürzen, Papa. Es besteht überhaupt kein Grund zur Eile. Kann doch sein, dass dieser künftige Schwager
von Valentina sich auch als knauseriger Geizkragen entpuppt. Immerhin muss er Unterhalt für seine Frau und seine Kinder bezahlen,
und die Privatschule auch. Vielleicht bekommt ja seine Frau den Jaguar und Valentinas Schwester bloß den Renault. Vielleicht
merkt Valentina dann, wie gut es ihr geht. Warte es einfach ab.« »Hmm.«
Und was den Verkauf von Mutters Garten betrifft – dabei muss ich die Zähne so zusammenbeißen, dass ich kaum sprechen kann –, erkläre ich ihm, dass derartige Aktionen |210| häufig viel komplizierter seien, als man denkt. Die Beurkundungen müssten geändert werden, und es könnte gut sein, dass die
Notargebühren dafür dann schon einen Großteil des Verkaufspreises schlucken. Überhaupt sei das Angebot, das der Nachbar gemacht
habe, ziemlich niedrig. Falls er, Vater, sich um eine Baugenehmigung kümmere, damit man dort ein neues Haus errichten könne,
würde der Wert des Grundstückes bestimmt um das Zehnfache steigen. Valentina wäre sicher begeistert. (Es dauert Jahre, bis
eine Baugenehmigung erteilt wird.)
Ob ich mich in seinem Namen bei einem Anwalt kundig machen oder vielleicht auch mit der Stadtverwaltung Kontakt aufnehmen
solle? Ob ich mit Vera reden solle?
»Hmm. Anwalt ja. Stadt ja. Vera nein.«
»Aber vielleicht bekommt Vera ja Wind davon. Stell dir bloß vor, wie entsetzt« – er weiß, dass ich »fuchsteufelswild« meine
– »sie dann sein würde.«
Vera bekam Wind davon. Ich habe ihr alles erzählt. Und sie war entsetzt und fuchsteufelswild.
Sie brauchte genau zwei Stunden von Putney nach Peterborough. Und sie hatte noch ihre Hausschuhe an den Füßen, als sie aus
dem Auto stieg (meine pingelige Schwester – unvorstellbar!). Sie marschierte geradewegs zum Nachbarhaus – ein hässliches Ding
im Pseudo-Tudorstil und um einiges größer als das Haus meiner Eltern – und hämmerte gegen die Tür. Der Nachbar, Geschäftsmann
im Ruhestand und Amateurgärtner, wusste sofort, was die Stunde geschlagen hatte. (»Du hättest sein Gesicht sehen sollen, als
er mich erkannte!«)
»Ich wollte nur behilflich sein. Er hat gesagt, er sei in finanziellen Schwierigkeiten.«
»Sie sind aber nicht behilflich. Sie machen alles nur noch schlimmer. Ist doch klar, dass er in finanziellen Schwierigkeiten |211| steckt, weil ihm diese Frau ja regelrecht das Blut aussaugt. Anstatt ihn auch noch zu bestärken, sollten Sie lieber ein Auge
auf ihn haben. Was ist das denn für eine Art Nachbarschaft.«
Seine Frau hört die beiden streiten und erscheint nun auch in der Tür, im Twinset mit Perlenkette und einem Glas Gin Tonic
in der Hand. (Die beiden waren es, die Mutters Nachlassverfügung als Zeugen unterschrieben haben.)
»Was ist denn los, Edward?«
Edward erklärt es ihr. Seine Frau zieht erstaunt die Augenbrauen in die Höhe.
»Davon hast du mir ja gar nichts erzählt, Edward. Ich dachte, wir sparen für eine Kreuzfahrt.« Nun wendet sie sich an Vera.
»Wissen Sie, wir haben uns zwar Sorgen gemacht um Mr. Majevski, aber wir wollten uns nicht einmischen, nicht wahr, Edward?«
Edward nickt und schüttelt gleichzeitig den Kopf.
Weil Vera es sich nicht ganz mit ihnen verderben will, schlägt sie einen versöhnlicheren Ton an. »Ich bin sicher, es handelt
sich nur um ein Missverständnis.«
»Ja, natürlich, ein Missverständnis.« Edward greift
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