Kurzer Abriss meines Lebens in der mongolischen Steppe
und die Beine hatten sie gespreizt wie Ringer, so dass ihnen unter den kurzen Röcken die üppigen Spitzen hervorwippten.
Nara stand im Schatten versteckt neben dem Eingang. Wir umarmten uns. Sie nahm mich am Arm, und wir gingen hinein. Dann eine steile Treppe hoch, quietschendes Lachen von Frauen stach mir in die Schläfen, das Geländer wogte wie eine zornige Schlange, die Lichter entfernten sich irgendwohin in die Ferne und verflüchtigten sich dort in einem Sternenhimmel, der mit leuchtenden Kieseln besetzt war, und dann wurden sie wieder größer und größer, und ich meinte, in Flammen zu stehen, mein Deel glühte und brannte sich in meine Haut. Ich wollte hinaus. Hinaus aus meiner Haut, die Treppe runter, ich rang nach Luft, und Naras Finger schnitten sich in meine Arme ein wie Riemen, und diese Riemen zogen mich immer höher und höher ins grelle und laute Himmelslicht. Dann sagte ich mir: Genug! Ich erinnere mich an das regelmäßige Klack Klack der Schritte auf der Treppe. Es mussten zwei sein, die mich schleppten. Schläge hämmerten durch das hölzerne Treppenhaus, trübe Lichter und Geräusche mischten sich, die Zimmerdecke wurde immer niedriger und fiel wie ein Fallhammer auf mich nieder. Dann ertönte ein Klicken. Wahrscheinlich der Lichtschalter von Naras Zimmer.
Als ich erwachte, war Nara nicht da. Durch die Wand drangen das regelmäßige Knarren eines Betts und ein Röcheln, wie wenn Papa ein Tier schlecht getroffen hatte und das Blut in
die verletzte Lunge floss. Sonst war es absolut still. Dann begannen sich langsam Laute zu formen. Einer nach dem anderen, so wie am Abend in der Stadt nach und nach die Lichter aufleuchten. Ich vernahm das Schnattern von Frauenstimmen, dann die Autos von draußen, dann aus der Ferne laute Musik, die in den Ohren gellte, dann das Knarren von Stufen, jemand ging hinauf oder hinunter, und dann das Geräusch der Klinke. Ich machte die Augen wieder zu. Nara sagte, ich konnte nicht nur ein paar Tage auf dem Markt gewesen sein. Ich war mir sicher, dass es so war, sie jedoch sagte, so zugerichtet, wie ich war, das wäre in der Zeit nicht zu schaffen gewesen. Mindestens ein paar Monate lang. Sie bestand darauf. Ich war zu schwach, um zu streiten. Einige Tage lag ich nur da und zählte endlos die Spinnen und die gefächerten Risse an der Zimmerdecke. Sie sahen wie Spinnenweben aus und waren jedes Mal anders. Meine Träume waren voller Netze. Ich fing Tiere damit.
Allmählich lernte ich, sämtliche Männer von Nara zu erkennen.
An ihren Stößen, am Atem, am Flüstern und an den Tätlichkeiten.
Manche waren rasch fertig. Wortlos, ohne langes Knarren. Das hatte Nara gern. Manche redeten zuerst, beschimpften Nara und übergossen sie mit Beleidigungen, und Nara musste sich lange entkleiden und alles von sich herzeigen, und erst dann funktionierte es. Dann erbebte der ganze Nebenraum, und die zwei hinter der Wand mischten sich in meine Träume. Am schlimmsten waren die Männer mit Wünschen. Die meisten Männer hatten keine Wünsche, sie kamen nur, um es zu machen, und gingen dann zufrieden weg. Manche jedoch hatten Wünsche. Sie kamen wieder, und Nara wusste dann schon, wie es abzulaufen hatte und wie es am besten und
schnellsten war, und brauchte sich nicht anzustrengen mit Überlegungen und Versuchen.
Wolodja, ein netter Russe wie jene, die mehrmals pro Jahr bei uns im Ger einkehrten und im Guanz um die Mittagszeit stets am hinteren Tisch saßen, rastete jedes Mal lauthals aus in dem Zimmer nebenan. Ich weiß nicht warum, aber er war jedes Mal furchtbar grob, und Nara hatte davon Blutergüsse auf dem Rücken. Wenn Wolodja kam, war es wahrscheinlich am schlimmsten. Nara musste nachher auf dem Bauch schlafen, das mochte sie von klein auf nicht, und die anderen Männer waren verstimmt, weil sie einen so kaputten Rücken hatte, und gingen zu einer anderen.
Mit Rawdan war es umgekehrt. Er brachte immer eine Tasche mit diversen Utensilien mit, und Nara erklärte mir anschließend, was er wieder Neues dabeigehabt hatte, und wir lachten darüber. Rawdan wollte gequält werden, und so quälte Nara ihn.
Die Arbeit im Guanz hatte Nara genervt. Angeblich redete ihr Erka immer in alles drein und ließ sie nichts nach ihrem Kopf machen.
Nachts hatten oft vagabundierende Schleichhändler ans Fenster ihres ebenerdigen Zimmerchens geklopft, und jeden Tag fürchtete sie sich vor der kommenden Nacht. Sie konnte deswegen abends nicht einschlafen, geisterte dann in der Arbeit wie
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