Kurzgayschichten
überfordert.
„René? Könntest du mir mal schnell in der Küche helfen, ich möchte den Rotwein holen, der steht zu weit oben“, rettete mich Jo aus meiner misslichen Situation.
Ich sprang vielleicht etwas zu schnell auf und folgte ihm in die Küche.
Er musterte mich ausgiebig. „Du hast echt überhaupt keinen Arsch in der Hose, René!“
Er fuhr sich theatralisch an die Stirn.
„Jetzt sag dem Bengel, was Sache ist!“
Ich seufzte. Er hatte ja eigentlich recht, aber irgendetwas hielt mich trotzdem davon ab Julian abzuweisen. Wir waren schließlich eine ziemlich lange Zeit zusammen gewesen, die beste Zeit meines Lebens, bisher.
„Ich weiß ja, aber was soll ich ihm denn sagen?“
Jo sah mich abschätzig an.
„Ich hab nen neuen Macker, verpiss dich, du Schlampe?“, schlug er grinsend vor.
Ich schüttelte den Kopf. „Mein Gott, wir waren drei Jahre lang glücklich miteinander!“
„Das hat ihn nicht davon abgehalten, einen anderen Kerl zu ficken“, gab er mir auf seine Weise zu verstehen, was er von Julian und unserer Beziehung hielt.
Eigentlich hatte er ja völlig recht.
„Fühlst du denn noch was für den Bengel?“
Die Frage musste ich mir selber stellen. Fühlte ich noch was für ihn?
Der Kuss vorhin war schon schön gewesen, wie Küsse eben sind, aber im Grunde nichts besonderes, kein Bauchkribbeln, oder etwas ähnliches.
Bei Sebastian war das anders, der erste Kuss war schon Wahnsinn gewesen, dann diese Nacht.
Hatte ich bei Julian je ähnliches gefühlt?
Wenn ich ehrlich war, nein.
„Du bewegst jetzt deinen nicht mehr ganz jungfräulichen Arsch ins Wohnzimmer und machst dem Flittchen klar, dass du was Besseres gefunden hast!“
Ich sah ihn unsicher an. „Ja, aber was ist, wenn Sebastian mich nicht mehr sehen will? Ich meine, so wie ich ihn behandelt habe ...“
„Dann solltest du die Rotznase trotzdem abweisen, du wirst doch nicht zu der Schlampe zurückkehren?!“
„Hm, vielleicht hast du recht ...“ Ich folgte ihm langsam Richtung Wohnzimmer.
„Nicht nur vielleicht! Jetzt mach endlich!“ Er schubste mich regelrecht in die Stube.
Alle sahen mich abwartend an, sogar Brad schien interessiert, was nun folgen würde.
Ich nahm wieder zwischen Brad und Allan Platz, die mich erwartungsvoll ansahen.
„Tja, wohl kein Wein da gewesen“, bemerkte Jo scheinheilig und setzte sich zu Brad, man schien ihm nicht sonderlich Beachtung zu schenken.
Ich wandte mich wieder den beiden anderen zu und rang nach Worten.
„Also, nun ja, was ich sagen woll...“
Julian unterbrach mich, indem er mir einen Finger an den Mund hielt. „Du brauchst nichts zu sagen, wir haben das Ganze schon geklärt.“ Er grinste breit.
Ich sah Julian und Allan abwechselnd fragend an. Was hatten sie geklärt?
„Bitte was ist geklärt?“, fragte ich schließlich nach und Julian küsste mich flüchtig, verstärkte sein Grinsen dann noch und sah zu Allan.
„Für diese Nacht kannst du uns beide haben, Schatz!“
Mir fehlten die Worte. Ging es noch dreister? Mich heulend aufsuchen, weil eine Affäre nach drei Jahren glücklicher Beziehung, nicht das Wahre war und mir dann einen Dreier anbieten!
Jetzt war ich mir wesentlich sicherer in meinem Vorhaben.
Ich legte beide Arme um die Schultern der zwei freudig erregten Männer und küsste sie jeweils auf ihre Wange. „Na dann, macht euch nen schönen Abend, Mädels!“
Ich stand auf und glättete meine Klamotten. Julian und Allan sahen mich gleichsam fragend an.
„Wo willst du hin?“, kam es zögernd von meinem Exfreund.
Ich adaptierte ihre scheinheilige Art zu grinsen und fuhr ihm über den Kopf.
„Ich fahr zu meinem Freund, nach Bad Tieslow“, verkündete ich, als wäre es das Normalste der Welt.
„Wie, dein Freund?“, fragte Julian schließlich nach.
Ich grinste leicht. „Na, mein Freund, du weißt schon, die Person, die man gern hat und mit der man das Bett und Probleme teilt, einfach das Gegenteil von der Person, die man mit jemandem betrügt!“
Noch ein freundschaftlicher Klaps auf die Schulter, dann ging ich Richtung Flur, jedoch nicht ohne mich an den entrüsteten Gesichtern der beiden zu laben und mich flüchtig von Jo zu verabschieden.
Ich wusste jetzt was, oder besser wen ich wollte.
9
Die Fahrt war mir endlos vorgekommen und ich hatte so
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