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Kurzgayschichten

Kurzgayschichten

Titel: Kurzgayschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E. Meyer
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verschwand.
     
     

can’t stop the music!
 
     
    1
    Verschlafen sah ich auf meine Anlage.
    In exakt zwei Minuten würde der Radiowecker anspringen.
    Ich schloss noch einmal die Augen und hoffte, dass sie heute irgendeinen Beatlessong spielen würden.
    Freitags war mir immer nach Beatles.
    Noch eine Minute.
    Ich öffnete nun doch wieder die Augen und betrachtete die Bilder an meiner Wand.
    Fotos von meinen Freunden, Poster diverser Bands und schließlich die neusten Mate-Boys.
    Pünktlich als ich „Mister Oktobers“ Bauchdecke betrachtete, schaltete sich das Radio ein.
    „Young man, there’s no need to feel down. I said young man, pick yourself off the ground …“
    Ich wusste nicht, ob ich lachen oder wegen der Beatles enttäuscht sein sollte. Ausgerechnet Village People!
    Mussten schwule Jungs jetzt auch noch mit erz-schwuler Musik geweckt werden?
    Unter den bezaubernden Klängen der sechs nicht mehr ganz so jungen Kerle kramte ich frische Sachen aus dem Schrank und verfluchte mich dafür, als ich bei „It’s fun to stay at the Y.M.C.A“, laut mitgrölte und fast versucht war, diese furchtbar albernen Tanzschritte mitzumachen.
    Ich schaltete mit der Fernbedienung die Anlage aus und bewegte mich leise, YMCA summend, Richtung Bad.
    Mein Vater hatte diese Nacht Spätschicht und schlief jetzt noch.
    Die Ruhe endete jedoch, als ich meinen älteren Bruder vorm Bad vorfand.
    „Morgen Schwuppe!“ Er kratzte sich unverhohlen am Sack und betrat natürlich vor mir das Bad.
    Er streckte noch einmal den Kopf aus der Tür und sah mich auffordernd an.
    „Mach mal Frühstück, Trine!“, dann wurde die Tür wieder ächzend zugeschlagen.
    Seufzend schlurfte ich in die Küche. Ich wusste ja, dass er seine Beleidigungen nicht wirklich ernst meinte, aber teilweise war es schon verletzend.
    Ich machte zwei Toasts und setzte mich gelangweilt an den Tisch. Seit unsere Eltern sich getrennt hatten, benahm Dale sich wie der totale Vollidiot. Er war schlappe zwei Jahre älter als ich und tat so, als wäre er der Größte, manchmal konnte er ein richtiger Arsch sein. Früher hatten wir über alles reden können, ausgenommen dass ich schwul war, aber das war wieder eine ganz andere Geschichte.
    Der Toaster kündigte mit einem leisen Klicken an, dass das Brot fertig war und ich deckte schnell den Tisch für uns beide, schlang dann den Toast hinunter und wartete, dass Dale endlich fertig sein würde.
    Der kam schließlich laut gähnend in die Küche und aß seinerseits mit stark männlichen Kaugeräuschen den Toast. Kopfschüttelnd verzog ich mich ins Bad und stieg erst mal unter die Dusche.
    Wenn ich einem Schwulenklischee gerecht wurde, dann dem, dass ich einen totalen Reinlichkeitsfimmel hatte, was meinen Körper anging. Leider verbot mir die Zeit mich noch einzucremen, also beeilte ich mich mit dem Abtrocknen und Anziehen und putzte noch schnell die Zähne, bevor ich die letzten freien Minuten damit verbrachte, meine dunkelbraunen Haare zu kämmen.
    Der Badspiegel zeigte mir einen jungen Mann, der vergeblich auf männlichen Bartwuchs wartete und hoffte, dass seine grünen Augen irgendwann noch einmal in ein dunkles Braun wechseln würden. Seufzend wandte ich mich ab und unterdrücke das Bedürfnis, nochmals über meine Haare zu bürsten. Ich würde sonst noch meinen Bus verpassen.
    Noch einmal ging ich kurz in die Küche und bekam einen leichten Brechreiz, als ich sah, wie Dale sein zweites Toastbrot verschlang.
    „Machs gut, Dale!“
    Er sah mich scheinbar wiederkäuend an.
    „Verpiss dich, Kleiner!“, bei diesen Worten flogen ihm Essensreste aus dem Mund und er erinnerte an ziemlich alle Bauernhoftiere in einer Person vereint.
    Angeekelt kehrte ich zurück in den Flur, zog mir die Schuhe an, griff nach dem Rucksack und verließ schließlich die Wohnung. Ein Blick auf die Uhr verriet, dass ich mich beeilen musste um den Bus noch zu kriegen, also nahm ich die Beine in die Hand um zur nächsten Haltestelle zu rennen. Ich schaffte es noch gerade so und ließ mich schnaufend in den Sitz fallen.
    Es war gut, wenn man Freunde hatte, die einem immer einen Platz im Bus frei hielten.
    „Morgen!“, begrüßte ich endlich meinen Freund, als ich wieder halbwegs bei Atem war.
    „Morgen, Schätzchen.“ Er küsste mich ungeniert auf die Wange und ignorierte die irritierten Blicke der anderen Schüler jeglicher Altersklasse.
    Ted und ich waren Freunde seit ich denken konnte, er machte genauso wenig wie ich einen Hehl daraus schwul zu

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