Kurzgayschichten
sein, mehr als platonische Liebe war aber nicht drin.
„Weißt du schon, was du heute Abend machst?“
Ich schüttelte den Kopf. „Nö, keine Ahnung!“
„Rick würde gern ’nen ›Rosa Abend‹ machen, aber seine Eltern sind da und in der kleinen Bude wird’s einfach zu eng ...“
„Kein Problem, mein Vater hat Nachtschicht und kommt eh erst morgen früh wieder, mein Bett ist auch groß genug für uns drei ...“
Der ›Rosa Abend‹ war so etwas wie unsere ganz private Pyjamaparty für Schwule.
Man redete über Problemzonen, Liebe und natürlich Sex. Ted hatte die meiste Erfahrung während Rick und ich lediglich die Entjungferung hinter uns gebracht hatten.
Ich warf einen Blick auf den Blonden neben mir und seufzte.
Er war der absolute Abschleppkönig, einen Kopf kleiner als ich und hatte noch ein richtiges Babyface, mit dem er jeden haben konnte.
Niedlichkeit siegte eben.
Wir stiegen beide aus und trennten uns dann vor dem Hauptgebäude. Ted, das arme Schwein, hatte gleich Sport und ich Deutsch.
Er küsste mich noch einmal und verschwand dann um die nächste Ecke, während ich durch die große Glastür Richtung zweiter Stock ging.
Ich betrat den Raum und ging schnurstracks nach hinten zu meinem Platz, wo mich Rick auch schon freudig begrüßte und mir um den Hals fiel.
„Na mein Süßer.“ Er grinste mich breit an.
Seine kurzen schwarzen Haare hatten nun neuerdings blonde Strähnchen.
„Neue Frisur?“ Ich setzte mich gähnend neben ihn.
„Jo, Mom wieder mit ihren Ideen, wie findest du es?“ Er fuhr sich über die Haare und lächelte unsicher.
Ich grinste auch leicht.
Es hatte sicher Vorteile, eine Friseurin als Mutter zu haben, da konnte ich mit meiner als Rechtsanwältin nicht viel anfangen.
„Du siehst schwul aus, Hase!“
Er lachte und lehnte sich zurück. „Na, dann ist ja gut!“
Die meisten anderen aus unserem Kurs fanden sich langsam ein, einige grinsten uns breit an, andere beschimpften uns und wieder andere versuchten uns so gut wie möglich zu ignorieren.
Wir waren seit der neunten Klasse die Schwuppen, und das waren wir auch jetzt noch in den gemischten Kursen.
Man gewöhnte sich an alles und zu dritt war es wesentlich leichter, außerdem war bis jetzt noch nie jemand wirklich verletzend gewesen.
In Gedanken versunken bemerkte ich fast das leichte Rütteln an meiner Schulter nicht. Ich sah kurz auf Rick, der breit grinsend Richtung Tür zeigte.
„Sexbombe gesichtet ...“
Ich folgte seinem Blick und sofort wurde mir ganz anders, irgendwie warm.
Derjenige, der gerade den Raum betrat und mir so eiskalt das Herz gestohlen hatte, hieß Kain, seines Zeichens Sexsymbol dieser Schule. Soviel Sex in einer Person gehörte hinter Schloss und Riegel!
Es gab so einige Dinge, die ihn auszeichneten:
Zunächst war er Drummer einer Band - Musiker jeder Art waren sexy, ausgenommen Keyboarder und Hornspieler. Demzufolge hatte er auch durchtrainierte Oberarme, die jedoch kaum von dem knackigen Hintern ablenkten.
Stolze 1.90m machten ihn nicht minder attraktiv und unter dem etwas zu weiten T-Shirt sollte sich Gerüchten zufolge ein Sixpack befinden, das sich gewaschen hatte. Leider war ich bis jetzt noch nicht in den Genuss gekommen ihn oben ohne, geschweige denn sonst wo ohne, zu sehen.
Er winkte kurz in die Runde und setzte sich dann an seinen Platz.
Dieses schwarze halblange Haar und die ebenso dunklen Augen ließen ganze Schmetterlingsschwärme in meinem Bauch tanzen. Halb schmachtend, halb schon in Träumen versunken, legte ich mich auf die Bank und versuchte wieder Herr meiner Sinne zu werden.
Rick fuhr mir durchs Haar und seufzte leise. „Hach Süßer, konntest du dich nicht in eine Nummer kleiner verlieben?“
Er sah kurz auf. „Und vielleicht in jemanden, der wenigstens ein bisschen schwul ist?“
Ich seufzte leise, kuschelte mich an seinen Arm an.
„Ich würde ja gern, aber ...“
Er fuhr mir wieder beruhigend über den Kopf. „Aber 1.90m Sexappeal stehen im Weg, ich weiß ... Es ist zum Verzweifeln mit dir, Joshi!“
„Ich weiß ...“
Der Lehrer betrat den Raum und bald klingelte es auch zum Unterricht.
Nur noch acht Stunden trennten mich vom Wochenende, acht lange Stunden, in denen ich nur wenige mit Kain teilen durfte, deshalb versuchte ich vom Deutschunterricht so viel wie möglich zu genießen und gab meiner plötzlichen Müdigkeit nicht nach.
Rick schob mir einen kleinen Zettel zu.
Ich bemühte mich einmal nicht zu Kain zu schauen und
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