Kurzgayschichten
Viertelstunde werden wir endlich dran genommen.
Leon erklärt alles noch einmal und der Arzt fragt mich nach meinen genauen Beschwerden.
Ich berichte kurz und er drückt an verschiedenen Stellen meines Kopfes herum.
„Tut’s weh?“
„Ja, ein wenig.“
„Hm ...“ Er mustert mich noch einmal kurz, dann nickt er. „Junge, du hast eine leichte Gehirnerschütterung, nichts ernstes, dennoch würde ich dich gerne bis Freitag krank schreiben.“
„Mann, hast du’s gut!“ Leon gratuliert mir während wir das nach Reinigungsmitteln stinkende Gebäude verlassen.
Er bringt mich noch bis zur Bushaltestelle und wartet mit mir.
„Ich hoffe, du erholst dich bis zur Party, ich hätte dich wirklich gern dabei!“ Er lächelt leicht und ich kann gar nicht anders als optimistisch zu bejahen.
Ich hasse Partys zwar, aber wenn ich mit Leon zusammen sein darf, gehe ich gerne hin.
Vielleicht ist er dann ja wieder so betrunken, dass er sich an mich klammert, wenn wir nach Hause gehen.
Ich seufze wohlig. Der Bus kommt meiner Meinung nach viel zu früh.
Leon verabschiedet sich knapp und winkt mir noch zum Abschied, als ich schon im Bus sitze und meine schmerzende Stirn gegen die kühle Glasscheibe lehne.
Ich will nur noch nach Hause.
Den Rest der Woche darf ich zu Hause mit Telefonieren verbringen.
V.
Freitag, der Tag, vor dem ich mich die ganze Zeit gefürchtet habe.
Wenn man so allein im Bett herumliegt, macht man sich schon die dämlichsten Gedanken, vielleicht liegt es auch an der Gehirnerschütterung.
Man stelle sich vor ich wäre plötzlich so betrunken, dass ich Leon vor versammelter Mannschaft umarmen oder gar küssen würde.
Plan eins ist auf jeden Fall die Finger von sämtlichen Getränken zu lassen.
Plan zwei ist, so unauffällig wie möglich zu sein, was eine meiner leichtesten Übungen ist.
Gleichzeitig will ich aber schon gut für Leon aussehen und das ist der springende Punkt.
Gestern habe ich mir meine Kontaktlinsen vom Optiker abgeholt und ich muss zugeben, dass es schon ein komisches Gefühl ist, wenn man plötzlich nichts mehr hat, hinter dem man seine Augen verstecken kann.
Zuerst wollte ich farbige Kontaktlinsen haben, ein helles Blau vielleicht, aber meine Mutter hatte es mir verboten.
Seufzend knöpfe ich das Hemd zu. Ich sehe aus wie ein Frosch. Meine grünen Augen und die dunkelgrüne Kordhose beißen sich schrecklich, das weiße Hemd wirkt viel zu brav.
Seufzend schließe ich den letzten Knopf und betrachte mich noch einmal ausgiebig im Spiegel. Meine Haare sind wie immer kaum zu bändigen, aber sie liegen nun relativ gut, ohne Brille wirke ich zwar fremdartig, aber wenn es Leon gefällt würde ich sogar meine Nase operieren lassen. Alles in allem sehe ich aus wie Peter Krimm ohne Brille, in Klamotten, die mir nicht im geringsten stehen.
Schnell schnappe ich mir meine dunkelbraune Sportjacke und flitze die Treppen hinunter, ich bin schon etwas zu spät dran.
Von meinen Eltern verabschiede ich mich kurz und antworte auf die Frage, wann ich wieder kommen würde mit einem „weiß nicht“, schließe dann die Wohnungstür hinter mir.
Es ist für Mitte August relativ kalt draußen, auch wenn es bereits acht ist.
Ein Blick auf die Uhr verrät, dass der nächste Bus erst in einer halben Stunde kommt, hier in Nickrau, unserem Dorf, ist es ein Wunder, wenn überhaupt Busse fahren.
Da ich nicht noch später kommen will, entschließe ich mich dazu das Fahrrad zu nehmen.
Ich bin zwar erst einmal, zusammen mit Leon, bei Mick gewesen, aber ich erinnere mich, dass es gar nicht so weit war.
Nach einer Viertelstunde bin ich schon da. Die laute Musik hat mich hierher geführt.
Ich schließe mein Fahrrad ab und klingele dann zögernd, eigentlich habe ich überhaupt keine Lust auf feiern und viele Menschen.
Mick öffnet die Tür. Er hat seine Haare zurückgekämmt und trägt ein bordeauxrotes Hemd, dazu eine schwarze enge Hose. Ich muss mir eingestehen, dass der Spinner richtig gut aussieht.
„Hey Peter, schön dass du da bist!“ Er klopft mir freundschaftlich auf die Schulter und lässt mich ein.
„Die Jacke kannst du an den Haken dort hängen!“ Er deutet auf die Wandgarderobe und ich tue wie geheißen.
„Du siehst irgendwie anders aus ...“, bemerkt Mick und mustert mich ausgiebig.
„Ich hab jetzt Kontaktlinsen“, gebe ich zu und er nickt.
„Leon und die anderen sind dahinten!“
Ich bin dankbar, dass er mich nicht einfach stehen lässt sondern zu dem Raum
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