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Kurzgayschichten

Kurzgayschichten

Titel: Kurzgayschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E. Meyer
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verstaucht!“, bemerkt er und schweigt dann.
    Ich beobachte Leon weiter, der inzwischen fertig ist und sich mit dem Ende des T-Shirts den Schweiß von der Stirn tupft, so dass man einen herrlichen Ausblick auf seinen gut durchtrainierten Bauch hat. Ich seufze schwermütig. Wahrscheinlich hätte ich dafür gemordet, ihn einmal dort berühren zu dürfen, ihn überhaupt einmal irgendwo berühren zu dürfen.
    Schließlich zieht er sich sein T-Shirt ganz aus und ich fließe dahin wie Butter. Was für ein Körper!
    „Was für ein Angeber!“
    Ich habe Mick völlig vergessen, der ebenso in Leons Richtung starrt.
    „Wen meinst du?“ Ich kann nicht glauben, dass er sich anmaßt Leon als Angeber hinzustellen.
    „Na, Leon natürlich!“ Er grinst leicht.
    „Wieso?“ Ich versuche, so scheinheilig wie möglich zu klingen, auch wenn ich Mick in diesem Augenblick gern an die Gurgel gesprungen wäre. Was fällt ihm ein, meinen geheimen Schatz als Angeber zu bezeichnen, zumal er ja der eigentliche Angeber ist?
    Er bekommt schließlich alles mögliche von seiner Mutter in den Arsch gesteckt, sein Vater steht auf Kriegsfuß mit ihm.
    „Na, guck ihn dir doch an“, bemerkt er und legt sich lachend auf die Matte.
    Ich hätte ihn erdolchen können.
    „Also ich find’ ihn ganz nett“, presse ich hervor und komme mir unglaublich blöd dabei vor. Ich hoffe innerlich, dass er nicht sehen kann, dass ich rot geworden bin.
    Mick sieht mich undurchdringlich an und nickt dann. „Ja, nett ist er ...“
    Ich weiß nicht wieso, aber irgendwie klingt er schwermütig. Wahrscheinlich kann er es nicht verkraften, gegen ihn verloren zu haben. Rivalität unter Männern ist etwas wirklich Schlimmes.
    Wie gut, wenn man gleich resigniert und kapituliert, dann muss man sich nicht so unter Druck setzen. Manchmal ist es richtig gut, eine Flasche zu sein.
    Es klingelt und ich bemerke verwundert, wie die meisten die Halle verlassen.
    „Ist die zweite Stunde schon zu Ende?“
    Mick sieht mich grinsend an. „Na, wenn man hier wegpennt und die ganze Zeit flachliegt, muss man sich nicht wundern, wenn man nichts mitbekommt!“
    Erst jetzt bemerke ich, dass ich meine Brille gar nicht mehr auf habe.
    „Sag mal, wo ist eigentlich meine Brille hin?“
    „Die hat’s eiskalt erwischt!“, bemerkt Leon, der sich gerade die Schweißperlen von der Stirn wischt.
    „Du meinst, sie ist kaputt?!“
    Er nickt betroffen und zeigt mir das völlig verbogene Gestell mit dem fehlenden Bügel und den zerbrochenen Gläsern.
    „Scheiße!“
    Ohne meine Brille bin ich nur ein halber Mensch, ich bin doch so schrecklich kurzsichtig.
    „Hey, ohne Brille siehst du richtig gut aus, hast du es mal mit Kontaktlinsen versucht?“
    Ich sehe ihn verwundert an. Ich, Peter Krimm, der hässliche Strebertyp, kann richtig gut aussehen? Und das sagt mir ausgerechnet Leon? Der Sturz scheint irgendetwas sehr Schlimmes mit meinem Kopf angestellt zu haben. Er findet mich wirklich gut aussehend ohne Brille? Vielleicht sollte ich es wirklich mal mit Kontaktlinsen versuchen.
    „Ich kann’s ja mal versuchen ...“, stammele ich und hoffe, dass ich nicht wieder rot werde.
    „Die Weiber werden Schlange stehen!“ Er lacht und reicht mir seine Hand, die ich zögernd ergreife.
    Langsam zieht er mich hoch und stützt mir den Rücken, als würde ich dort irgendwelche Schmerzen haben. Allein diese kleine Geste verwandelt mein demoliertes Hirn in Pudding und sendet tausend Signale in Richtung meiner Lenden. Der kleine Peter scheint glücklicherweise gerade zu schlafen.
    „Danke.“ Ich versuche nicht ganz so trottelig verliebt zu klingen.
    Als ich die ersten Schritte allein machen will, wäre ich fast umgekippt. Mir ist immer noch total schwindelig. Leon ist rechtzeitig bei mir und hält mich am Arm.
    „Wir duschen noch schnell und dann bring ich dich zum Bus, ja?“ Er lächelt aufmunternd. „Kommt schon wieder hin!“
    „Haben wir nicht noch Bio und Geschichte?“, erinnert sich mein vernebeltes Gehirn an die nächsten Unterrichtsstunden.
    Er zuckt nur mit den Schultern und grinst nun.
    „Das ist ein Notfall, da kann ich ja wohl ein paar Minuten später kommen ...“
    „Ich würde euch ja gerne begleiten, aber ich schreib jetzt Mathe!“ Mick sieht uns entschuldigend an und geht dann schon mal vor in die Umkleide.
    Wir sind allein. Ganz allein in der großen Turnhalle, mit Matten, die zum Kuscheln und mehr einladen.
    Er sieht mich lächelnd an und ich erwidere den Blick treu. Ich weiß,

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