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Kurzgayschichten

Kurzgayschichten

Titel: Kurzgayschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E. Meyer
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Plauderton, als wäre ich gar nicht da.
    Ich werde sauer, stocksauer und meine Stimme überschlägt sich beim Schreien.
    „Hier geht es um kein Dreirad oder irgendeine Phase, gottverdammt, ich steh auf Männer!“
    Meine Eltern laufen fast synchron kreidebleich an.
    „Seit wann weißt du es?“, fragt meine Mutter schließlich zögernd, sie sieht mit einem Schlag viel älter aus.
    „Seit ich zehn bin“, gestehe ich schließlich und beiße mir auf die Unterlippe, mein Vater schlägt sich die Hände vors Gesicht.
    Ich fühle mich auf einmal unsicher wie ich hier so im Türrahmen stehe. Eigentlich habe ich vorgehabt nach dieser Kurzschlussreaktion auf mein Zimmer zu rennen und heulend zusammenzubrechen. Stattdessen stehe ich hier, der Fußboden unter mir fühlt sich schwammig an, die Tränen laufen zwar, aber zu irgendeiner weiteren Reaktion bin ich im Moment nicht fähig.
    „Setz dich bitte!“, kommt es sanft von meiner Mutter und sie deutet neben sich auf das Sofa.
    Ich zögere kurz, folge dann aber der Aufforderung.
    Mein Vater betrachtet mich undurchsichtig, er scheint mit seinen Gedanken und Gefühlen zu ringen. Was soll ein Vater auch schon von einem schwulen Sohn halten?
    „Wieso hast du es uns nicht schon früher gesagt?“ Der Blick meiner Mutter ist fast anklagend und sie legt ihr Strickzeug beiseite.
    Ich werfe meinem Vater einen Blick zu, der sich in einer nervösen Geste durch das spärliche Haar streicht. Das tut er immer, wenn er geschockt ist, wenn irgendwo im Fernsehen von abgestürzten Flugzeugen mit massenhaft Toten geredet wird.
    Dass ich schwul bin scheint dem gleich zu kommen.
    Ich schaue meine Mutter an, die meinen Blick immer noch fragend erwidert.
    „Ich hatte Angst!“, gestehe ich und wische mir mit dem dreckigen Ärmel über die Augen.
    „Ja, aber du kannst so was doch nicht sieben Jahre mit dir herumtragen!“, sagt sie empört und streicht mir dann durch das inzwischen wieder zerzauste Haar.
    Ich schlucke schwer, schäme mich für die Szene, die ich eben gerade gemacht habe.
    Mein Vater scheint immer noch fassungslos, er ist nicht fähig dazu irgendetwas zu sagen und kann mich nicht einmal mehr ansehen.
    „Ich denke, ich geh ins Bett, ich bin müde ...“ Mechanisch schaltet er den Fernseher aus und trabt schwerfällig aus dem Zimmer.
    Ich seufze schwer und meine Mutter streicht mir aufmunternd die Haare zurück.
    „Er meint es nicht so, es ist nur etwas schwierig für ihn ...“
    Ich nicke knapp und versuche ein schiefes Lächeln.
    „Passiert ja auch nicht alle Tage, dass der Sohn gesteht, dass er schwul ist, hm?“
    Meine Mutter nimmt mich in den Arm und wiegt mich hin und her, wie sie es früher schon immer getan hat.
    „Er wird sich schneller damit abfinden, als du denkst, du bist doch schließlich immer noch unser Sohn, auch wenn wir wohl keine Enkelkinder zu erwarten haben ...“
    Ich fühle mich wieder wie fünf, als ich leise an ihrer Schulter weine und gleichzeitig unheimlich froh bin, wenigstens hier akzeptiert zu werden.
    „Was ist denn eigentlich passiert, du siehst schrecklich aus, Liebling ...“ Sie fährt mir wieder durchs Haar und sieht auf meine schmutzigen Sachen.
    Sie kocht mir einen Tee und setzt sich dann zu mir und ich erzähle ihr alles, was ich ihr all die Jahre über verschwiegen habe, von George und Leon, bis hin zu der Party.
    Alles, was sie tut, ist mich aufmunternd anzulächeln und geduldig zuzuhören. Ich fühle mich so erleichtert wie lange nicht mehr. Gegen Mitternacht schlafe ich vor Erschöpfung ein.
     
     
    VI.
    Als der Bus an der Haltestelle kurz vor meiner Schule hält, möchte ich am liebsten sitzen bleiben und wieder zurück nach Hause fahren.
    Nachdem ich mich lange mit George unterhalten und ihm von der Party erzählt habe, war er schon drauf und dran gewesen mich zu besuchen, aber ich verneinte. Er hätte mir sicher helfen können, aber Mom und Dad haben recht, ich muss das hier allein durchstehen. Ich hoffe inständig, dass ich mittlerweile schon uninteressant geworden bin.
    Als ich das große Gebäude betrete, muss ich erst tief Luft holen um mich in die „Höhle des Löwen“ zu trauen.
    Eine Gruppe Mädchen geht an mir vorbei. Sie sehen mich abschätzend an, kichern dann ungehalten. Ich ahne Schreckliches.
    Wenn es jetzt schon völlig Fremde wissen, die nicht einmal auf der Party gewesen sind, dann sieht es wirklich schlecht für mich aus. Unsicher und mit schwitzigen Händen gehe ich zum Vertretungsplan, wie ich es immer tue,

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