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Kurzschluss

Kurzschluss

Titel: Kurzschluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Wirtschaftskriminalität.« Sie sah auf ihre kleine Armbanduhr: »Aber jetzt müssen Sie mich entschuldigen. Wenn ich zu lange weg bin und keine Einnahmen habe …«
    Häberle wusste Bescheid. Bevor er etwas sagen konnte, beugte sich das Mädchen zu ihm hin: »Wir könnten uns aber auch noch ein bisschen länger in aller Ruhe unterhalten.« Sie setzte ein spitzbübisch-provokantes Lächeln auf: »Oder hat der Herr August Angst, selbst schwach zu werden und etwas auszuplaudern?«
    Wie viel hat sie gesagt?, durchzuckte es sein Gehirn. 250 Euro? Und dies ohne Spesenquittung. Für einen sparsamen Schwaben und Beamten völlig inakzeptabel.
     
    *
     
    Die Sonne war längst hinter dem Bergeskranz der Stadt Geislingen verschwunden. Doch hatte sich das Wetter an diesem Abend zunehmend gebessert, als Linkohr noch einmal zu Arthur Speidel gefahren war, der in seinem Vorgarten rauchend auf einer der kleinen Naturmauern saß, an der er seit Herbst letzten Jahres arbeitete. Er erhob sich, als er den jungen Kriminalisten näherkommen sah.
    »Gibt es noch ein Problem?«, fragte er und schnippte die Zigarettenkippe weg.
    Linkohr schüttelte ihm die Hand und bedeutete ihm, sitzen zu bleiben. Er selbst nahm ihm gegenüber auf einer anderen Steinmauer Platz und spürte die Frische, die sich im abendlichen Schatten der Albberge breitmachte. »Probleme? Jede Menge«, seufzte er, ohne Details nennen zu wollen. »Aber auch jede Menge Routinearbeit – und deshalb bin ich noch mal hier.«
    »Falls Sie Probleme mit dem Stromzähler und dieser Schaltuhr haben: Dazu hab ich doch bereits alles gesagt.« Es klang nicht gerade freundlich.
    »Das ist inzwischen abgehakt, nein, ich hab eine andere Bitte, die wir an alle richten, die wir seit Montag kennengelernt haben.« Er lächelte und legte Notizblock und Kugelschreiber neben Speidel auf einen Stein. »Es wäre nett, wenn Sie mir das Wort Straße aufschreiben könnten.«
    »Wie bitte?«
    »Einfach nur Straße aufschreiben«, wiederholte Linkohr gelassen. »Reine Routine.«
    Speidel zögerte, strich sich übers unrasierte Kinn und sah Linkohr ein paar weitere Sekunden an. Dann jedoch nahm er den Kugelschreiber in seine zerfurchte Handwerkerhand und legte den Notizblock aufs Knie. »Mit zwei S oder mit scharfem?«, fragte er.
    Linkohr zuckte mit den Schultern. Speidel schrieb in Großbuchstaben und sichtlich ungeübt: STRASSE. Als er den Block zurückgeben wollte, wehrte Linkohr ab: »Bei Großbuchstaben gibt es kein scharfes S. Wie würden Sie’s denn in Kleinbuchstaben schreiben?«
    Speidels Gesicht verzog sich zu einem Lächeln. »Mit scharfem S natürlich. Was haben Sie denn gedacht?«
    Linkohr steckte Kugelschreiber und Notizblock wieder ein und lenkte ab. »Schön haben Sie das hier gemacht«, sagte er und deutete auf die Naturmauern, die aus jeweils zwei aufeinander geschichteten Blöcken bestanden und in geschwungenen Bögen die Böschung vor dem Haus abstützten.
    »Knochenarbeit, kann ich Ihnen sagen«, gab sich Speidel jetzt auskunftsfreudiger und stand auf. »Sie müssen schauen, dass die einzelnen Steinblöcke zueinanderpassen. Hier die Kante oder dort das Eck.«
    Linkohr zeigte sich interessiert. »Und wenn es nicht zusammenpasst, wird ein Stück abgeschlagen oder abgesägt?«
    »Nein, nein, das sind Natursteine, die sollen so bleiben, wie sie sind.«
    Linkohr balancierte über einen schmalen Weg, der an einer der Mauern entlangführte. In einigen Pflanzenbeeten hatten sich Sommerstauden entwickelt. »Wirklich toll hier, richtig idyllisch«, schwärmte der Kriminalist und besah sich die umliegende Bebauung, die sich hier am Stadtrand ziemlich verschachtelt um den Wasserfall der Rohrach gruppierte. Das unablässige Rauschen des Wasserfalls vermischte sich mit dem Verkehrslärm der nahen B 10.
    Der Wasserfall brachte Linkohr auf eine Idee. »Das Rauschen stört Sie nicht?«
    »Vom Wasserfall? Nein, daran gewöhnt man sich, ist doch Natur, oder?«
    »Die Wassermenge ist das ganze Jahr über ziemlich konstant«, stellte Linkohr fest. Er hatte dies mal gelesen.
    »Ja, abgesehen natürlich von der Schneeschmelze, dann donnern da drüben gewaltige Mengen runter.«
    »Und Fische gibt es auch reichlich«, ließ Linkohr beiläufig einfließen.
    »Fische?« Speidel war inzwischen aufgestanden und dem Kriminalisten durch den Vorgarten gefolgt.
    »Fische, zum Angeln«, erwiderte Linkohr und ging zur Straße zurück.
    »Angeln, Herr Linkohr, das habe ich lange nicht mehr getan.«
    Der Ermittler

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