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Kurzschluss

Kurzschluss

Titel: Kurzschluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Uniformierten schüttelte den Kopf. »Von uns kennt ihn keiner. Aber vielleicht hat er Ausweispapiere bei sich.«
    Schmittke entschied, die nassen Kleidungsstücke nicht zu durchsuchen. Er wollte dies den Kollegen der Spurensicherung überlassen. Für ihn sah das nicht unbedingt nach einem Selbstmord aus.
     
    Der Mann, der die Leiche gefunden hatte, hieß Arthur Speidel und war mit zur Polizeidienststelle gekommen. Er hatte Mühe, seine innere Unruhe zu verbergen. »Ich hab meinen Augen nicht getraut«, wiederholte er zum dritten Mal, als er dem Außenstellenleiter der Kriminalpolizei gegenübersaß.
    Eine Sekretärin brachte zwei Tassen heißen Kaffees, stellte sie auf den schmucklosen Tisch und verließ das Besprechungszimmer wieder.
    Schmittke wartete, bis sein Gegenüber einen kräftigen Schluck genommen hatte, und stellte dann die Frage, die er sich bisher verkniffen hatte: »Sie waren heute schon früh am See draußen?« Es klang eher wie eine Feststellung.
    Der Mann, der seinen olivgrünen Parka geöffnet hatte, kratzte sich am unrasierten Kinn und runzelte die Stirn. »Na ja, ich bin arbeitslos – was soll ich schon tun, wenn ich nicht schlafen kann?«
    »Sie wohnen im Rorgensteig«, entgegnete Schmittke. Die Adresse hatte er bereits von den uniformierten Kollegen erfahren. Der Rorgensteig war eine kleine Ansiedlung direkt am Stadtrand, gerade mal ein paar 100 Meter vom Fundort der Leiche entfernt.
    »Aber nicht da, wo Sie denken, Herr Kommissar«, wehrte der Mann ab, »nicht in diesem Übergangswohnheim.«
    Schmittke nickte verständnisvoll. »Sie sind in einem Alter, da findet man nicht mehr so leicht einen Job.«
    »56 bin ich«, gab der Mann an. »War mal Installateur. Gas, Wasser, Heizung. Das heißt, ich bin’s immer noch, nur will mich keiner mehr haben. Der Betrieb hat irgendwie Pleite gemacht. So genau weiß man nicht, was da gelaufen ist. Jedenfalls hat die Ehefrau des Chefs am Tag nach der Insolvenzanmeldung gleich wieder weitergemacht. Mit der Hälfte der Belegschaft.«
    Schmittke konnte sich an den Fall entsinnen. Er war damals durch die Zeitung gegangen. Seit in diesem Lande die Wirtschaft über allem stand und die Politiker über jeden Arbeitsplatz jubilierten – und sei er noch so schlecht bezahlt – hatte die soziale Kälte zugenommen.
    »Aber Sie bekommen Unterstützung?«
    »Demnächst läuft das Arbeitslosengeld I aus – mehr brauch ich dazu nicht zu sagen.«
    Schmittke konnte sich dies vorstellen. »Sind Sie verheiratet, Herr Speidel?«
    »Ja, meine Frau jobbt auf 400-Euro-Basis und macht auch sonst noch ein paar Dinge. Putzfrauendienste und so.«
    »Und Sie sind heut früh also da raus …?«
    »Nicht nur heute. Seit das Wetter einigermaßen ist, geh ich morgens immer dorthin.«
    »Sie waren also auch gestern dort?«, versuchte Schmittke, das Gespräch in die gewünschte Richtung zu bringen.
    Speidel nahm noch mal einen Schluck und sah den Kriminalisten verunsichert an. »Was tut dies denn zur Sache?«
    Schmittke lächelte. »Keine Sorge, bin nur dabei, mir ein Bild zu verschaffen. Wenn Sie gestern ebenfalls dort gewesen wären, stellt sich die Frage, ob Sie dann den Toten schon entdeckt hätten, sollte er bereits im Wasser gelegen haben.«
    Der Mann legte seine Stirn in Falten. »Gestern war ich gar nicht dort. Es war Sonntag, da muss meine Frau nicht arbeiten. Und auch am Samstag bin ich nicht raus.«
    »Und am Freitag?«
    Speidel zuckte mit den Schultern. »Ich geh nicht immer bis ans Wasser. Ist ein ziemlich verwachsener Weg, wie Sie gesehen haben. Fragen Sie mich jetzt aber nicht, welcher Teufel mich heut früh geritten hat, dass ich da runter bin.«
    »Einen Grund dafür gab’s also nicht?«
    »Wie ich doch sagte: Ich geh mal hier und mal dort entlang.« Er trank seine Tasse leer.
    »Und in den Tagen davor, da ist Ihnen nichts Außergewöhnliches aufgefallen? Fahrzeuge, Personen?«
    Speidel zögerte und lehnte sich mit verschränkten Armen zurück. »Nee, nichts, was mir im Gedächtnis geblieben wäre.« Er wischte sich mit dem Handrücken die Nase ab. »Na ja – bis auf vorletzte Woche … aber das spielt sicher keine Rolle.«
    Schmittkes Interesse war trotzdem geweckt. Weil der Mann nicht weiterredete, hakte er vorsichtig nach: »Manchmal sind es Kleinigkeiten, ganz unbedeutende Ereignisse, die von Bedeutung sein könnten.«
    »Na ja, es war vorletzte Woche, da haben sie schon frühmorgens an einem dieser Hochspannungsmasten rumgeschraubt. Sie wissen doch, direkt über

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