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Kurzschluss

Kurzschluss

Titel: Kurzschluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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musste der Mann schließlich fehlen. Wenn schon nicht daheim, dann vielleicht am Arbeitsplatz.
    »Kräuter soll uns mal eine Personenbeschreibung mailen«, entschied Schmittke. »Vielleicht kann er von dem Toten sogar ein Porträt anfertigen, damit wir es der Presse oder einem dieser Regionalfernsehsender zur Verfügung stellen können.«
    »Okay«, brummte der Angesprochene. »Ich sag auch dem Dr. Wozi Bescheid, falls der eine Pressekonferenz plant.«
    »Wem, bitte?«, staunte Schmittke und sah sein Gegenüber irritiert an.
    »Dr. Wolfgang Ziegler«, kam es süffisant lächelnd zurück. »Als der noch in Stuttgart war, war das sein Spitzname. Hat mir kürzlich einer erzählt. Hast du das denn nicht gewusst?«
    Schmittke schüttelte grinsend den Kopf. Gemeint war der Leitende Oberstaatsanwalt in Ulm. Der ließ erfahrungsgemäß keine Gelegenheit aus, vor Kameras und Mikrofone zu treten. Man musste ihm allerdings zugestehen, dass seine ruhige und sachliche Ausdrucksweise jegliche Aufgeregtheit im Keim ersticken konnte. Mit vertrauenserweckender Miene gelang es ihm stets, selbst schrecklichste Geschehnisse distanziert und nüchtern darzustellen. Außerdem kam es in seinem Zuständigkeitsbereich nicht alle Tage vor, dass eine Leiche mit einem Stein beschwert in einem Tümpel versenkt wurde. »Vielleicht wäre es sinnvoll«, schlug Schmittkes Kollege nach einigen Sekunden des Überlegens vor, »schon mal die Radiosender zu verständigen und eine Personenbeschreibung des Toten zu verbreiten.«
    Schmittke zögerte. »Das muss der Ö veranlassen.« Doch ein Blick auf die Armbanduhr ließ befürchten, dass Uli Stock, der Zuständige für Öffentlichkeitsarbeit, noch in der Mittagspause war. Während Schmittke dem gemütlich dreinblickenden Kollegen empfahl, es deshalb auf dem Handy zu versuchen, erschien an der offenen Tür ein junger Mann, der gerade erst die Kommissarslaufbahn erklommen hatte. »Entschuldigt, stör ich?«
    »Nein, komm nur rein«, forderte ihn Schmittke auf und erläuterte so kühl, wie nur er es in solchen Momenten konnte, dass alles auf einen Mord hindeute.
    Der Hinzugekommene lehnte sich lässig an den Türrahmen. »Dann wird euch interessieren, was unsere Spurensicherung zum Stein und zum Seil rausgefunden hat.«
    Schmittke wippte mit der Lehne seines Bürosessels, ohne etwas zu sagen.
    »Das Seil ist handelsüblich«, fuhr der Jungkriminalist fort. »In jedem Baumarkt zu kriegen. Aber bei dem Stein, das hat uns ein Landschaftsgärtner bestätigt, handelt es sich um Würzburger Muschelkalk.«
    Schmittke zog ein erstauntes Gesicht. »Würzburger Muschelkalk? Und was sagt uns das?«
    »Um ehrlich zu sein: nicht viel. Das Zeug ist derzeit ziemlich beliebt, wenn Gärten angelegt werden. Für Trockenmauern und so. Vorgärten, Teiche. Die Steine gibt’s in unterschiedlicher Größe.«
    Der Ältere in der Runde verschränkte die Arme und gab sich locker: »Das bedeutet, dass ich mir so ’n Ding an jeder Ecke holen kann.«
    »Entweder irgendwo aus einer Trockenmauer klauen oder von irgendeinem Lagerplatz mitnehmen.«
    »Und wie binde ich das Seil an den Stein?«, fragte Schmittke pragmatisch dazwischen, obwohl er am Tatort selbst gesehen hatte, wie es befestigt gewesen war.
    »Das ist das Außergewöhnliche. Da hat einer ein Loch durchgebohrt, sieben Millimeter stark – und dann das Seil durchgezogen.«
    »Ein Heimwerker also«, stellte der Dienstälteste fest.
    »Oder ein Profi«, ergänzte Schmittke.
    »Das trifft wohl eher zu«, meinte der junge Kommissar, der sich jetzt von der Tür gelöst hatte, um mit dem Gesäß an den Besuchertisch zu lehnen. »Meist sind es doch Handwerker, die einen Geländewagen fahren, oder seh ich das falsch?«
    Der Ältere grinste. »Oder Hausfrauen, die damit zum Supermarkt zuckeln und dort die große Kiste in keinen Parkplatz reinkriegen.«
    Schmittke wollte nicht darauf eingehen. »Habt ihr denn Spuren von einem Geländewagen gefunden?«
    »Noch können wir’s zwar nicht sicher sagen«, antwortete der junge Mann, »aber die Jungs meinen, die Reifenabdrücke, die sie im weichen Untergrund gefunden haben, könnten auf ein schweres Fahrzeug hindeuten. Und nachdem man dort nicht mit einem Lkw rankommt, schließen sie auf einen Geländewagen.«
    Der Praktiker sah ihn zweifelnd von der Seite an. »Wenn ich mich aber richtig entsinne, gibt’s an diesem Zufahrtsweg eine Schranke, die abgeschlossen ist.«
    »Richtig beobachtet, Kollege«, bestätigte der engagierte

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