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Kurzschluss

Kurzschluss

Titel: Kurzschluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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kommentierte Linkohr und strich sich mit Zeigefinger und Daumen über den Oberlippenbart, als wolle er dessen korrekten Sitz prüfen. Eine Wohnung ganz im Stil der Zeit: Rauputz, hellbraune Fliesen, Garderobe aus Glas und Edelstahl, dazu passend ein Schubladenschränkchen, auf dem ein Trockengesteck stand. Zwei Türen angelehnt, drei geschlossen. Häberle drückte die erste auf und erblickte das Wohnzimmer, in dem sich die moderne Leichtigkeit des Mobiliars fortsetzte. Eine breite Glasfront fing das Abendlicht ein. Es war zwar bereits 20.15 Uhr, doch sorgte der hohe Sonnenstand um diese Jahreszeit für eine lange Tageshelle.
    Häberle schritt über den dicken beigefarbenen Teppich, der die Fliesen bedeckte, um den Blick an der Bücherlast der weißen Regalwand entlangstreichen zu lassen. Jede Menge technische Sachbücher, aber auch historische Dokumentationen, stellte er fest und ging um die ebenfalls in Weiß gehaltene lederne Sitzgruppe herum. Sauberkeit und Ordnung erinnerten ihn an ein Möbelhaus. Entweder war Büttner ein überaus penibler Mensch gewesen oder er hatte sich eine Haushälterin leisten können. Jedenfalls sah es für die Wohnung eines alleinstehenden Mannes ungewöhnlich ordentlich aus, dachte Häberle.
    Und auch Linkohr, der Küche und Schlafzimmer inspizierte, kam zum gleichen Ergebnis: »Als ob hier schon lange keiner mehr gewohnt hätte«, sagte er, als er ins Wohnzimmer kam, wo Häberle gerade über den großen Breitbildmonitor staunte, der an die Längswand des Zimmers geschraubt war. Auf einem schmalen Schränkchen standen zwei Steuergeräte, deren Displays Uhrzeit und irgendeine Kanal- oder Frequenzeinstellung anzeigten, mit der Häberle nichts anzufangen wusste. Er war schon froh, wenn er daheim im Kabelnetz die unseligen Verkaufs- und Sexsender auf die hinteren Kanäle verbannen konnte, um beim nächtlichen Durchzappen nicht ständig auf Barbusige zu stoßen, deren pralle Oberweiten zum Kauf von Armbanduhren oder Küchengeräten animieren sollten. Häberle musste für einen Moment an diese unwürdige Fleischbeschau denken, deren Sinn ihm nicht einzuleuchten vermochte, denn sie war doch eher dazu angetan, zumindest die männliche Zuschauerschar vom eigentlichen Konsumartikel abzulenken. Deren Objekt der Begierde war ganz sicher nicht das Küchengerät. Wie verdummt musste eigentlich ein Teil der Gesellschaft sein, um sich auf diese Weise zum nächtlichen Teleshopping animieren zu lassen? Meist behaupteten die Damen mit wippendem Busen, dass nur noch zwei oder drei Stücke des jeweiligen Produkts auf Lager seien und man deshalb schnell anrufen und bestellen müsse, falls man noch zum Zuge kommen wolle.
    So ein Schwachsinn, durchfuhr es Häberle, während ihn Linkohr von der Seite ansah und überlegte, was der Chef augenblicklich dachte.
    »Ob sich so ein Ding lohnt?«, holte sich der Kommissar selbst wieder in die Realität zurück.
    »Fürs Fernsehprogramm wahrscheinlich nicht«, entgegnete Linkohr und besah sich ebenfalls den schwarzen Monitor. »Aber für Kinofilme – also DVDs schon.«
    Häberle nickte. Er war noch nie auf die Idee gekommen, Kinofilme auf diese Weise anzuschauen. Wenn ihn ein Film wirklich interessierte, was nicht sehr oft vorkam, dann ging er mit seiner angetrauten Susanne viel lieber ins Kino und sah ihn sich aktuell an – auch wenn er dort kullernde Bierflaschen oder die Kommentare pubertierender Jünglinge als äußerst störend empfand. Früher hätte sich noch jemand getraut, für Ruhe zu sorgen, doch seit die Gesellschaft alle Werte über Bord geworfen hatte, konnte man dies nicht mehr erwarten.
    Er verzog das Gesicht zu einem Grinsen. »Waren Sie schon oben?«, fragte er seinen Kollegen.
    Linkohr schüttelte den Kopf.
    »Wie sieht denn das Schlafzimmer aus?«, wollte Häberle wissen.
    »Sehr ordentlich. Im Schrank nur Männerkleidung.«
    »Vielleicht hat sich der Hausherr ja inzwischen eine andere Bleibe gesucht.« Häberle ging voraus in die Diele, von wo die Treppe ins erste Obergeschoss hinaufführte. Dabei überlegte er, wie es wohl in Linkohrs kleiner Wohnung aussah. Eine Mitbewohnerin gab es derzeit wohl nicht, obwohl man sich bei dem jungen Kriminalisten darüber nie sicher sein konnte. Allerdings hatte er, wie es im Kollegenkreis hieß, seit mindestens zwei Wochen nicht mehr von einer Frau geschwärmt – und das war beinahe bedenklich, dachte Häberle, während er die obere Diele erreichte, über der sich die holzverkleidete Dachschräge zum First

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